Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Immunität für alle!
Der Diplomatenstatus ist nicht nur in Diplomatenkreisen äußerst beliebt. Verspricht er doch, aus Gründen der Immunität vor lästiger Strafverfolgung geschützt zu sein. Wenn ein Botschafter aus Zerstreutheit die eine oder andere rote Ampel übersieht, quer auf drei Behindertenstellplätzen so ungeschickt parkt, dass die Feuerwehr daran gehindert wird, an ein lichterloh brennendes Haus zu gelangen, dann drückt der Rechtsstaat dennoch sämtliche Augen zu.
Selbstredend streben daher auch andere Berufsgruppen diesen komfortablen Status an. Um es vorweg zu nehmen: Diplomingenieure sind trotz ihres Diploms noch lange keine Diplomaten. Schwieriger ist die Bewertung bei Menschen, die den seltenen Beruf des ehemaligen Tennisprofis ausüben. Boris Becker möchte finanzielle Unannehmlichkeiten umgehen, indem er seinen Status als „Sonderattaché der Zentralafrikanischen Republik für Sport und kulturelle Angelegenheiten“nutzt.
Bloß: Der Außenminister dieses Landes, Charles Armel Doubane, weiß gar nichts vom Diplomaten Boris. Wir können das Becker‘sche Ansinnen natürlich trotzdem nur unterstützen. Denn wie oft ist er in der Vergangenheit schon als „Botschafter des deutschen Sports“bezeichnet worden? Wie oft als solcher des Tennis? Damit schließt sich die Forderung nach Immunität für alle an. Denn selbst Menschen, die im Ausland zum Zwecke der Liegestuhlreservierung vor Sonnenaufgang mit Handtüchern am Strand herumschleichen, werden stets daran erinnert: „Ihr seid immer auch Botschafter eures Landes!“Na bitte.