Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Musikalische Reise durch fünf Jahrhunderte und zwei Kontinente
Christoph Theinert und Helmut Rauscher konzertieren im Schlössle
WEINGARTEN - Trotz Fußballweltmeisterschaft und schönster Abendsonne hat eine Gruppe Interessierter den Weg ins Schlössle zum abendlichen Konzert mit Alter Musik und Werken spanischer Komponisten gefunden. Auch wenn nur wenige dieser Stücke für die Kombination Cello und Gitarre in Originalliteratur geschrieben wurden, so passen doch die beiden Instrumente sehr schön zusammen: das sonore alte Instrument von Christoph Theinert und die sechssaitige klassische Gitarre von Helmut Rauscher.
Beide Musiker haben neben ihrer Konzerttätigkeit viel unterrichtet. Helmut Rauscher ist als Gitarrist Mitglied von mehreren Ensembles und hat mit dem „Süddeutschen Gitarrenduo“eine ganze Reihe CDs eingespielt; Christoph Theinert ist derzeit vor allem als Komponist tätig und durch seine Konzertreisen in Europa, Japan und den USA geprägt. Somit gewinnt der Zuhörer in seinen Konzerten durch kürzere Erklärungen auch immer einen Eindruck seiner musikalischen Welt, die vom europäischen Spätmittelalter bis zur zeitgenössischen Moderne reicht.
Originalkomposition für Cello und Gitarre
In diesem Fall führte die musikalische Reise zunächst zum Renaissancemeister Diego Ortiz und zwei „Recercadas“, das heißt so viel wie „Versuche“, die noch ganz den spätmittelalterlichen Tanzweisen glichen, wie sie damals an den Höfen gespielt wurden. Auch der Folksong „Greensleeves“in Variationen, bei denen sich Gitarre und Cello in der Stimmführung abwechselten, reicht vermutlich in jene Zeit zurück oder ist sogar noch älter. Dann kamen „3 Nocturnes“des wenig bekannten Frédéric Burgmüller (1806-1874) zu Gehör, der im Alter von 18 Jahren ins Elsass ging und danach 40 Jahre in Paris lebte. Eine fast volkstümliche Originalkomposition für Cello und Gitarre, schlicht und etwas melancholisch, in drei Tempi sich langsam temperamentvoll steigernd und in einer schönen Kreiselbewegung endend.
Zwei Teile aus einer Suite des Argentiniers Alfredo Rossi (*1920) „Andante Moderato“und „Piccola Serenata“in einem schleppenden Rhythmus und mit zwei kräftigen Stimmen ließen bereits spanisch-lateinamerikanische Musik anklingen. Und so schloss sich Christoph Theinerts Eigenkomposition "Lisboa", zu der er nach eigenen Worten durch surreale Malerei und Musik von Frescobaldi angeregt wurde, bestens an. Orientalisch beginnt sie, wird dann polyphon und entwickelt sich mit einem wiederkehrenden Motiv in ausgeglichenen Disharmonien.
Mit Ahmed El Salamounys „Viajando“und „Pravoce“, Solostücken für Gitarre des aus Ägypten stammenden, aber in Rio de Janeiro als Bossa-nova-Musiker wirkenden Komponisten, führte Helmut Rauscher zur lateinamerikanischen Musik über.
Als passende Zugabe ein „Sonnenuntergang“
Villa Lobos' „Modinha“und seine berühmten „Bachiana brasileiras“, von Bach inspirierte Stücke in verschiedenen Besetzungen, unter anderem mit acht Celli, kann man auch mit Cello und Gitarre spielen, wenn allerdings das Cello in der Stimmführung doch sehr pastos im Vergleich zu einem Sopran oder einer Flöte wirkt.
Zum Schluss wurde es noch mal ganz spanisch: mit Francisco Tárregas „Capriccio Arabe" mit dynamischer Sologitarre und Enrique Granados' „Danza andaluza“im temperamentvollen Duo. Ein schönes Programm, herzlicher Applaus und als passende Zugabe ein „Sonnenuntergang“.