Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Liga des Weltmeisters – Die 3. Liga so namhaft wie noch nie
Uerdingen, Karlsruhe, Kaiserslautern, 1860 München und Energie Cottbus starten mit Stars in die neue Saison – Dennoch Angst vor weiteren Insolvenzen
LEIPZIG (dpa/SID) - Ein Weltmeister und viele weitere ehemalige Größen: Der Transfersommer hat der 3. Fußball-Liga bislang einigen spektakulären Zuwachs beschert. Kevin Großkreutz, 2014 noch Weltmeister in Brasilien, kickt nun beim Aufsteiger KFC Uerdingen, der mit dem ehemaligen Bundesligaprofi Stefan Aigner gleich noch einen Hochkaräter holte. Die 3. Liga gleicht seit Jahren aber einem Überlebenskampf. Etliche Klubs schlitterten in die Insolvenz.
Insgesamt waren die FußballDrittligisten während der Weltmeisterschaft äußerst aktiv. ZweitligaAbsteiger 1. FC Kaiserslautern geht mit einer runderneuerten Mannschaft in die erste Drittliga-Saison seiner Geschichte: Sportvorstand Martin Bader und Sportdirektor Boris Notzon krempelten die Mannschaft komplett um. Die Pfälzer mussten 28 Abgänge verkraften und verpflichteten 22 neue Spieler. Gleich der Auftakt hat es in sich: Am Samstag geht es gegen Aufsteiger TSV 1860 München (14 Uhr/ARD).
„In der dritten Liga geht es um Kampf und Leidenschaft. Wir müssen das als Truppe annehmen“, sagt FCK-Rückkehrer und Kapitän Florian Dick, der den Betzenberg bestens kennt. In Christopher Hemlein (Bielefeld), Kevin Kraus (Heidenheim) oder Timmy Thiele (Jena) verpflichteten die Pfälzer Hochkaräter, sodass die Mannschaft von Trainer Michael Frontzeck trotz des Umbruchs als großer Favorit in die Saison geht.
Das Auftaktspiel am Freitag (19 Uhr/Telekom Sport) bestreitet der zweite Absteiger Eintracht Braunschweig gegen den in der Aufstiegsrelegation gescheiterten Karlsruher SC. Auch Braunschweig hat nahezu alle Leistungsträger verloren. Und die, die noch da sind – Christoffer Nyman, Suleiman Abdullahi oder Gustav Valsvik – gelten bis zum Schluss des Transferfensters als Wechselkandidaten. Der FC Energie Cottbus, ein anderer Liganeuling, setzt dagegen nahezu auf seinen Vorjahreskader: Lediglich zwei Zu- und vier Abgänge verzeichnete der Aufsteiger aus der Lausitz. Allerdings zittert Cottbus noch um den Verbleib von Torjäger Streli Mamba.
Der bekannteste Name ist aber ohne Frage der von Kevin Großkreutz. 2014 wurde der damalige Spieler von Borussia Dortmund Weltmeister, danach ging es steil bergab. Beim KFC Uerdingen, einst als Bayer 05 Uerdingen in der Bundesliga aktiv, wagt Großkreutz einen weiteren Neuanfang. Sponsor Mikhail Ponomarev hat mit dem KFC ambitionierte Ziele. Die hatten aber auch schon andere Drittligisten – und sind krachend gescheitert.
„Eine Insolvenzliga“
Vor zehn Jahren noch als Prestigeobjekt des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gestartet, ist die Klasse nach etlichen Insolvenzanträgen nur noch eine Kostenfalle. „Beim Übergang von der 2. Liga in die 3. Liga kommt man nicht nur ins Fegefeuer, da kommt man in die Hölle“, sagte Engelbert Kupka, langjähriger Präsident der SpVgg Unterhaching. „Die dritte Liga ist eine Insolvenzliga.“
In der abgelaufenen Saison erwischte es Rot-Weiß Erfurt und den Chemnitzer FC, im Jahr zuvor meldeten der VfR Aalen und der FSV Frankfurt Insolvenz an. Die Vereine leiden unter dem niedrigen Fernsehgeld, hohen Reise- und Planungskosten sowie teuren Stadionmieten. Carl Zeiss Jena verkaufte 2009 notgedrungen seine Rasenheizung. Der Hallescher FC veranstaltete ein Schnitzelessen für die Fans, um an Geld zu kommen.
Der DFB ist aber um Besserung bemüht. Ab der neuen Spielzeit tritt der höher dotierte Medienrechtevertrag in Kraft – die Telekom überträgt alle 380 Partien im Pay-TV. In den kommenden beiden Spielzeiten wird es durch die Regionalliga-Reform aber vier Absteiger geben. Der wirtschaftliche Druck wird dadurch nochmal größer.