Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Ein großer Tag für den Eishockeysport“
Euphorische Reaktionen auf Wiedereinführung von Auf- und Abstieg zwischen DEL und DEL2 ab 2020/21
RAVENSBURG – Diese Meldung hat am späten Freitagvormittag eine wahre Welle der Begeisterung ausgelöst: Im deutschen Profi-Eishockey soll es zur Wiedereinführung des sportlichen Auf- beziehungsweise Abstiegs zwischen der Deutschen Eishockey Liga (DEL) und der DEL2 kommen. Einen entsprechenden Beschluss hätten die Gesellschafter der beiden Ligen gefasst, hieß es in einer Mitteilung. Demnach würde in der Eishockey-Saison 2020/21 erstmals nach 2005/06 wieder ein Auf- beziehungsweise Absteiger zwischen der DEL und der DEL2 ermittelt. Eine entsprechende Vereinbarung werde nun zeitnah unterschrieben.
Auf diese Nachricht haben besonders die DEL2-Vereine und ihre Fans sehnsüchtig gewartet. „Willkommen uns, Du Tag der Freude!“, titelten die Ravensburg Towerstars. „Wunder werden wahr“, lautete einer von vielen positiven Kommentaren aus dem Towerstars-Fanlager. „Ein wunderschöner Tag für das Deutsche Eishockey“, kommentierte der ESV Kaufbeuren die frohe Kunde. „Die Zeiten der goldenen Ananas sind bald vorbei“, war von den Heilbronner Falken zu lesen. Die DEL2 selbst schrieb auf ihrer Facebook-Seite: „Es ist vollbracht! Heute ist ein großer Tag für den Eishockeysport.“
Sollte die Ankündigung von Freitag tatsächlich in der Saison 2020/21 umgesetzt werden, sind diese Reaktionen nicht untertrieben. Jahrelang hatten sich die Zweitligaclubs dafür starkgemacht, wieder einen sportlichen Anreiz durch einen möglichen Aufstieg, der nicht nur mit Geld zu tun hat, zu bekommen.
Towerstars-Geschäftsführer freut sich „wie ein kleines Kind“
Towerstars-Geschäftsführer Rainer Schan zeigte sich am Freitag „überglücklich“. Er habe sich gefreut „wie ein kleines Kind“. Jahrelang sei für diese Regelung gekämpft worden. In der zurückliegenden Saison 2017/18 war der zweite Antrag von sechs DEL2-Clubs bei der DEL noch abgelehnt worden, weil die Bietigheim Steelers im Januar einen Teil der Bürgschaft nicht leisten konnten. Der Frust war danach ligaweit groß gewesen, auch bei den ambitionierten Towerstars aus Ravensburg. Ende März nahmen sechs DEL2-Clubs einen dritten Anlauf – die Steelers, die Löwen Frankfurt, die Kassel Huskies, die Dresdner Eislöwen, die Heilbronner Falken und der inzwischen insolvente SC Riessersee (der künftig nur noch in der Oberliga Süd spielen wird). Trotz der Riesserseer Misere stimmen die Rahmenbedingungen allerdings ganz offenbar.
„Wir freuen uns, dass es nach dieser langen Zeit wieder zu einer Verzahnung zwischen den beiden Ligen kommt und erhoffen uns davon natürlich einen wichtigen Impuls für unseren Sport“, erklärte Jürgen Arnold, Aufsichtsratsvorsitzender der DEL, aus Ingolstadt. „Wir sind froh, am Ende von nicht einfachen, aber stets konstruktiven Verhandlungen ein gemeinsames Ergebnis präsentieren zu können. Gewinner dieser Vereinbarung ist der Eishockeysport in Deutschland, denn wie in allen anderen Sportarten wird Auf- und Abstieg auch in unserem Sport für zusätzliche Spannung sorgen. Den Clubs der DEL2 bietet sich damit zugleich nicht nur eine wichtige sportliche, sondern auch wirtschaftliche Perspektive“, wird Peter Merten, Aufsichtsratsvorsitzender der ESBG/DEL2, in der Mitteilung zitiert.
Bei einem Treffen der DEL2-Geschäftsführer vor zwei Wochen sei er schon sehr optimistisch gewesen, sagte Towerstars-Geschäftsführer Schan am Freitag, die Anzeichen für eine Einigung hätten sich verdichtet. Die erlösende Nachricht sei am Donnerstagabend gekommen. Er habe sich danach einfach auf die Terrasse gesetzt, ein Bier getrunken und den Moment genossen. Schan weiß, dass dieses Glücksgefühl zwar nicht so schnell vergehen wird, gleichzeitig aber große Aufgaben auf die Towerstars warten. Denn momentan erfüllen die Ravensburger die Kriterien für einen sportlichen Aufstieg in die DEL nicht. So ist etwa die Eissporthalle zu klein für Erstliga-Eishockey. Das müsse nun mit den Gesellschaftern diskutiert werden, sagte Schan. Das Ziel des Vereins ist indes seit geraumer Zeit klar formuliert. Irgendwann soll in Oberschwaben erstklassiges Eishockey zu sehen sein. Seit Freitag ist dieses Ziel ein gutes Stück realistischer geworden.