Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kobr und Klüpfel mischen Krimi und Show
Die Kluftinger-Autoren nutzen ihre Erfahrung mit Mord und Totschlag für eine neues TV-Format auf Sat.1
RAVENSBURG - In das Raster des Schriftstellers, der zurückgezogen und auf sich gestellt in seiner Kammer Prosa verfasst, haben sie nie gepasst. Volker Klüpfel und Michael Kobr, die auch mit ihrem zehnten Kluftinger-Band wieder ganz vorne auf den Bestseller-Listen mitmischen, schreiben im Duo. Und dass sie die Öffentlichkeit nicht scheuen, zeigen sie auf ihren Lesetouren, bei denen sie dem Publikum ein Kluftinger-Programm bieten, das über eine Lesung weit hinausgeht. Der Weg ins Fernsehen ist da nur ein konsequenter Schritt bei der Etablierung der Marke. Am kommenden Mittwoch werden sie sich auf Sat.1 in einer Mischung aus Krimi und Show ein Duell mit einem echten Kommissar liefern.
Der verschrobene Kommissar Kluftinger aus Altusried spielt bei diesem Auftritt allerdings keine Rolle. Die übernimmt der sehr reale Kriminalhauptkommissar Peter Honecker aus Essen. Idee der Sendung „Das Krimiduell – der perfekte Mord“ist, dass die Autoren sich einen Kriminalfall ausdenken, den der echte Kommissar in 48 Stunden lösen soll. Vor laufender Kamera, mit allen Möglichkeiten, die der modernen Ermittlungsarbeit zur Verfügung stehen, soll er seine Arbeit tun: Spurensicherung, DNA-Analyse und natürlich Befragung der Verdächtigen.
Deren sieben haben Kobr und Klüpfel ins Rennen geschickt, haben also sieben Schauspielern Rollenvorgaben geschrieben, anhand derer diese sich im Verhör verhalten und dem Kommissar antworten. „Die Schauspieler waren schon nervöser als bei einem normalen Dreh mit festen Dialogen“, sagt Michael Kobr. Außer dem Mörder kannte auch keiner die Auflösung – „damit sich keiner verplappern konnte“. Die Angst, dass der erfahrene Ermittler den Fall in fünf Minuten gelöst haben könnte, habe sie schon umgetrieben, so Kobr. Zumal dem realen Kommissar auch seine realerfahrene Assistentin Jessica Gerlach zur Seite steht. Es sei spannend zu erleben, ob ein fiktiver Fall der realen Überprüfung standhalte. Während der Vernehmungen der fiktiven Verdächtigen sitzen Kobr und Klüpfel im Regieraum und kommentieren die Fortschritte. 48 Stunden lang, in Echtzeit gedreht. Genau so lange hat Honecker Zeit, den Mord unter Kollegen in einem Radiosender aufzulösen. Ob ihm das gelingt, verraten Kobr und Klüpfel allerdings nicht.
Gereizt hat die beiden bei diesem Ausflug in ein anderes Medium sicher, dass es sich um ein neues Format handelt und sie bei der Entwicklung mitreden konnten, von Anfang an. Das sind sie nicht gewohnt, äußern sie sich im Rückblick doch sehr kritisch über ihre erste Erfahrung mit dem Medium Fernsehen. Die Kluftinger-Verfilmungen des Bayerischen Rundfunks mit Herbert Knaup als Kommissar stießen vor allem bei den Zuschauern aus der Region auf wenig Gegenliebe. Das bekamen auch die Autoren zu spüren. Sie führen das auf zu wenig Mitspracherecht zurück. Inzwischen haben sie sich die Filmrechte an der Marke Kluftinger gesichert, ausschließlich und allein. Auch ein Lernprozess auf dem Weg zur Kluftinger AG.
Thriller ohne Kluftinger
Wie es ansonsten weitergeht bei den Allgäuer Autoren? Derzeit schreiben sie an einem Thriller – ohne Kluftinger. „Gerade wenn man an einer Serie arbeitet tut es gut, sich mal wieder an anderen Sachen auszuprobieren – und sei’s nur, um wieder frisch an die Serie herangehen zu können“, so Michael Kobr, der in Memmingen lebt. Seelenhygiene sei das. Doch auch der neue „Kluftinger“-Band soll in nicht allzu ferner Zukunft erscheinen. Er selbst sei ein passionierter Krimileser und wolle auch nicht zu lange auf eine Fortsetzung einer Krimireihe warten. Ob es eine Fortsetzung des „Krimiduells“geben wird, hängt wohl unter anderem von den Zuschauerzahlen am Mittwoch ab. „Wir hoffen auf schlechtes Wetter“, sagt Kobr.
„Das Krimiduell – der perfekte Mord“, Mittwoch, Sat.1, 20.15 Uhr