Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Soko Oberschwaben ermittelt in München
Eine spannende Krimirallye führt durch die Innenstadt der Bayern-Metropole
Tatort München. Doch von Batic und Leitmayr keine Spur. Stattdessen führt Kommissar Fischbach, Entschuldigung, Hauptkommissar Fischbach („So viel Zeit muss sein“) in den Fall ein: Gestern Abend, so gegen 21.15 Uhr, wurde Franz Blieninger, ein Münchner Journalist, im Innenhof des Stadtmuseums ermordet. Der Obduktionsbericht ergab zwei Schüsse in den Kopf und einen Schuss in die Brust. „Blieninger hat an einer Enthüllungsstory über Unregelmäßigkeiten und Bestechungen im Münchner Baudezernat gearbeitet“, berichtet der Hauptkommissar, der in Lederhosen vor der Frauenkirche steht, die kurzerhand zum Einsatzbespr echungszentrum umfunktioniert worden ist. In dem Fall spiele eine gewisse Muriel Morchel von der Reibachbank eine undurchsichtige Rolle. Außerdem wurde am Tatort der Schlüssel zu einem Safe gefunden, der geheime Akten enthielt. Zusätzlich geben eine geheimnisvolle SMS sowie die gefundene Tatwaffe, eine Officer 8, weitere Rätsel auf.
Erfolgreichstes Produkt
Ein wahrlich verzwickter Fall, der die Münchner Polizeikräfte überfordert. Deshalb hat man mehrere Sokos aus dem Umland zusammengezogen, darunter auch eine achtköpfige aus Oberschwaben, die an diesem Samstag extra angereist ist, um den Münchner Kollegen unter die Arme zu greifen – und das Geburtstagsgeschenk für einen Freund einzulösen. Mit einem Ermittlerset, bestehend aus allen wichtigen Infos, Stiften, Stadtplan und sterilem Beweismittelbehälter für die Spurensicherung, schickt Hauptkommissar Fischbach die Soko Oberschwaben auf die Suche nach dem Mörder.
Über drei Stunden dauert die Krimirallye durch Münchens Innenstadt, in der Zeugen befragt, Beweismittel sichergestellt, Handys gecheckt und Alibis überprüft werden müssen. Organisiert wird sie von dem Veranstalter Weis(s)er Stadtvogel, der seit 20 Jahren spezielle Touren durch München anbietet. Die interaktive Krimirallye zum mysteriösen Mordfall Blieninger mit zweifelhaften Zeugen, verruchten Verdächtigen und überraschenden Wendungen hat der Weis(s)e Stadtvogel schon seit mehreren Jahren im Programm. Wegen der großen Nachfrage ist im vergangenen Jahr der etwas anders gelagerte Mordfall Laurentius hinzugekommen. „Die Krimirallyes sind unser erfolgreichstes Produkt“, erzählt ein Stadtvogel-Mitarbeiter. Das liegt vermutlich auch daran, dass professionelle Schauspieler mit von der Partie sind, die teilweise schon Rollen im „Tatort“oder bei „Aktenzeichen XY“hatten. Sie spielen so überzeugend, dass die Hobby-Ermittler immer wieder verunsichert und auf die falsche Fährte gelockt werden.
Am Tatort zum Beispiel, an dem nicht nur die Umrisse der Leiche aufgezeichnet sowie leere Patronenhülsen sicherzustellen sind, sitzt Elfriede Cloo als heulendes Häufchen Elend auf einer Parkbank. Schnell kriegt die Soko Oberschwaben heraus, dass es sich hierbei um die heimliche Geliebte Blieningers handelt, die außerdem im Baudezernat beschäftigt ist. Dank eines Kassenzettels lässt sich ihr Alibi leicht überprüfen, als Mörderin scheidet die Cloo wohl erst mal aus. Auch Clara Blieninger, die Gattin des Verstorbenen, kann ein wasserdichtes Alibi vorweisen. Ihre Chefin, eine Standbesitzerin auf dem Viktualienmarkt, bestätigt, mit der Witwe am vergangenen Der Tatort. Die Spurensicherung war bereits da.
Abend beim Inder Essen gewesen zu sein. Viel ist aus Frau Blieninger nicht rauszukriegen, weshalb die Soko den Rat von Hauptkommissar Fischbach beherzigt und „GuterCop-böser-Cop“spielt. Leider mit geringem Erfolg. Auch die Überprüfung des Handys fördert wenig Aufschlussreiches zu Tage.
Zeugenvernehmung in der Stadt
Nach einem weiteren, wichtigen Hinweis, den Hauptkommissar Fischbach telefonisch durchgibt, machen sich die Oberschwaben schnell auf den Weg zu einer Bar, dem Stammlokal der Muriel Morchel, einer Hauptverdächtigen. Dass auf der Suche nach der Zeugin auch Personen angesprochen werden, die völlig unbeteiligt an der Geschichte sind, trägt zur Belustigung aller Akteure bei. Schließlich ist die richtige Frau Morchel gefunden, die eingehend befragt wird. Die acht Hilfskommissare aus Oberschwaben sind sich einig: Den Anfangsverdacht konnte Muriel Morchel trotz selbstbewusstem, teilweise fast unverschämtem Auftreten nicht ausräumen.
Bleibt noch der mysteriöse vierte Zeuge, der ganz in der Nähe mit einer Rose in der Hand auf einen geheimnisvollen Informanten wartet. Doch statt dem stürmen die Oberschwaben heran und vernehmen Gustl Morchel, der – wie sich schnell herausstellt – einst mit Muriel verheiratet war, dank seiner Ex-Gattin acht Jahre zu Unrecht in der Psychiatrie saß und nun der Freund der Elfriede Cloo, ihres Zeichen Geliebte des Franz Blieninger, ist. Eine verzwickte Situation, die ein wenig an den echten Fall Gustl Mollath erinnert. Doch mit kriminalistischem Geschick, detaillierten Recherchen und jeder Menge Logik klären die Hilfskommissare die Geschichte (fast) auf. Sie präsentieren ihre Lösung beim abschließenden Zusammentreffen aller Sokos, des Hauptkommissars und der Zeugen beziehungsweise Verdächtigen vor der Frauenkirche, Entschuldigung, im Einsatzbespr echungszentrum. Nach über drei unterhaltsamen und spannenden Stunden, die wie im Fluge vergangen sind und so manch schlummerndes, kriminalistisches Talent geweckt haben, steht einer Verhaftung nun nichts mehr im Wege.
Die Krimirallyes starten jeden Samstag (Mordfall Blieninger) und jeden Sonntag (Mordfall Laurentius) um 15 Uhr in München. Sie kosten 29 Euro pro Person. Weitere Informationen unter Tel.: 089/203245360 oder im Internet unter www.stadtvogel.de