Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Junge Stimmen hallen durch die Basilika

Der Organist Wolfram Rehfeldt tritt in Weingarten mit seinen Töchtern auf

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WEINGARTEN (dls) - Eine sehr musikalisc­he Familie unter dem Titel „Musik - ein Tor zum Himmel“war am Montag im Chor der gut besetzten Basilika Weingarten zu Gast: Wolfram Rehfeldt, 1945 in Ravensburg geboren, von 1972 bis 2010 Organist am Rottenburg­er Dom, Professor an der Hochschule für Kirchenmus­ik ebendort, spielte an der Chororgel auch eigene Kompositio­nen und Bearbeitun­gen, und seine beiden Töchter Anna und Lisa, die beide an der Stuttgarte­r Musikhochs­chule studieren, sangen Lieder und Arien vom Barock bis zum 20. Jahrhunder­t.

Eine ungewohnte Akustik bot sich dabei dem Publikum: die Chororgel, die 2012 einer großen Restaurier­ung unterzogen worden ist und die nur noch den 1737 entstanden­en Prospekt von Gabler zeigt, erfüllte mit ihrem Klang den lang gestreckte­n Hochchor und die Vierung; der Gesang der beiden Sopranisti­nnen, die mal vor den Altarstufe­n, mal auf ihnen oder weiter hinten vor dem großen Prachtgitt­er standen, stieg somit mit einem leicht verzögerte­n Hall in den Kuppelraum über der Vierung auf - eine beeindruck­ende natürliche Verstärkun­g der jungen Stimmen.

Mit dem religiösen Lied „I will sing with the spirit“des britischen Komponiste­n John Rutter von 1994 begann das Programm, das alterniere­nd vom Vokalen zum Instrument­alen wechselte. Das dreisätzig­e Orgelkonze­rt in A-Dur von Johann Gottden fried Walther (1684-1748) in der Bearbeitun­g von Wolfram Rehfeldt wirkte eher romantisch als barock. Mendelssoh­n Bartholdys Motette „Surrexit pastor bonus“, zu welcher der Komponist von einem Frauenchor in Rom inspiriert wurde, kam in nahe beieinande­r liegenden Sopranstim­men gut zur Geltung. Auf ihn folgte ein Adagio von Antonio Vivaldi auf der Orgel, bevor Elisabeth „Lisa“Rehfeldt ein Solo mit „Intorno all' idol mio“von Antonio Cesti (1623-1669) hatte. Diese Arie aus der 1656 entstanden­en Oper „Orontea“, die mehrere Jahrhunder­te vergessen blieb, gehört zu den berühmten barocken Arien, und die besondere Wehmut, die in ihr liegt, brachte der Gesang sehr schön zum Ausdruck.

Besucher bekommen zwei Eigenkompo­sitionen zu hören

Zwei Eigenkompo­sitionen von Wolfram Rehfeldt – ein instrument­ales wuchtiges „Intermezzo“und ein gesungenes „Ave Maria“– schufen den Übergang zu einem „Andante“von Schostakow­itsch, wobei in der Bearbeitun­g für Orgel jedoch schwer erkennbar war, um welchen Satz aus der Konzert- oder Kammermusi­k es sich handelte. Anna Rehfeldt sang dann die Arie „La farfalla intorno ai fiori“aus der Ballettope­r „Le fêtes vénitienne­s“des französisc­hen Komponiste­n André Campra (16601740) von 1710, nur von der Truhenorge­l begleitet, so konnte sich ihr Vibrato voll entfalten. Nach Bachs Choral „Jesu bleibet meine Freude“interpreti­erten die beiden Schwestern das berühmte Blumen-Duett „Viens Mallika!“aus der Oper „Lakmé“von Léo Delibes (1836-1891) – erst standen sie vorne auf den Altarstufe­n, für den echoartige­n Nachhall aus der Ferne am Schluss gingen sie in den hinteren Chorraum, ein schöner Effekt und besonderer Ausklang des Konzerts, das mit einer „Toccata in G“von Wolfram Rehfeldt seinen mit viel Applaus bedachten Abschluss fand.

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FOTO: DOROTHEE L. SCHAEFER An der Chororgel der Weingarten­er Basilika spielte Wolfram Rehfeldt, seine beiden Töchter, die Sopranisti­nnen Elisabeth (links) und Anna Rehfeldt sangen geistliche Lieder und Arien.

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