Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Landshut“-Aktivist Rupps kritisiert Friedrichshafener OB
Mainzer Journalist fordert „neue Debatte über die Präsentation“und berichtet von „unmoralischem Angebot“
FRIEDRICHSHAFEN - Flieger geholt, Ankunft gefeiert, Flieger eingemottet, Museumseröffnung verschoben – es ist still geworden um die „Landshut“. Einem der Treiber des Projekts, dem Mainzer Journalisten Martin Rupps, gefällt das gar nicht. Er fordert „eine neue Debatte“und enthüllt angeblich pikante Details zum Ringen zwischen Rathaus und der Familie Dornier.
„Ich sehe strukturelle Probleme, die das Projekt ohne Not verzögern“, sagt Rupps. Deshalb hat er sich in einem Interview mit der Allgemeinen Zeitung, die in Mainz erscheint, an die Öffentlichkeit gewandt. Der 53jährige SWR-Journalist ist in Sachen „Landshut“nicht irgendwer. Er befasst sich seit Jahren mit der Entführung des Flugzeugs durch Linksextremisten und seiner Befreiung durch die GSG 9 im Jahr 1977, mit dem Terror der RAF und der Reaktion des Staates darauf. Er steckt maßgeblich hinter der Entscheidung der Bundesregierung, das Flugzeugwrack aus Brasilien nach Deutschland zu holen und im Dornier-Museum auszustellen. Derzeit offiziell geplanter Eröffnungstermin: Oktober 2020. Investitionskosten: zehn Millionen Euro. Rupps sitzt im siebenköpfigen wissenschaftlichen Beirat für die „Landshut“-Ausstellung, über deren mögliches Konzept bislang nichts Konkretes bekannt ist.
Wunschschirmherr Gabriel
„Wir brauchen eine neue Debatte um die Präsentation der ,Landshut’“, sagt der Journalist auf Nachfrage der SZ. Im Interview mit der Allgemeinen Zeitung fordert er ein Konzept für Wechselausstellungen, um dauerhaft Besucher anzulocken. Er wünscht sich ein wissenschaftliches Institut für Terrorismusforschung, ANZEIGE ein Institut für Politikberatung und einen Ort für wissenschaftliche Kongresse. Der ideale Schirmherr der Ausstellung sei Ex-Außenminister Sigmar Gabriel (SPD), der die „Landshut“zurückgeholt habe.
Kritik übt Rupps an Rathaus und Gemeinderat, die immer betont haben, dass die Ausstellung rund um den RAF-Terror keine kommunale, sondern eine nationale Aufgabe sei. Im Interview behauptet Rupps, Oberbürgermeister Andreas Brand habe David Dornier, dem Leiter der Die Vortragsreihe der Schwäbischen Zeitung in Kooperation mit Radio7 und in Zusammenarbeit mit der Veranstaltungsagentur SPRECHERHAUS® ist ein etabliertes Weiterbildungsformat. Jährlich werden hochkarätige und deutschlandweit bekannte Top-Referenten eingeladen, damit Sie vom Wissen der Besten profitieren können.
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„Offensichtlich Spekulationen“
Das Dornier-Museum wollte die Aussagen Rupps’ bislang nicht kommentieren. Auch das Rathaus blieb in einer schriftlichen Reaktion schmallippig: „Hier handelt es sich ganz offensichtlich um Spekulationen. An Spekulationen beteiligen wir uns grundsätzlich nicht.“Seit einiger Zeit arbeitet die Verwaltung an einem Museumskonzept für Friedrichshafen, über das im Herbst öffentlich im Rat diskutiert wird.
Bekannt ist, dass die Familie Dornier die finanziellen Lasten des von ihr gewünschten und gebauten Museums nicht mehr alleine tragen will. Sie hat die Stadt um Hilfe gebeten und im Falle eines Falles deutlich mit einer Schließung des Hauses gedroht. Die Verhandlungen über eine mögliche dauerhafte finanzielle Förderung des Dornier-Museums durch Stadt oder Stiftung laufen wohl noch. „Wir sind weiterhin in Gesprächen mit dem Dornier-Museum, für die aber von beiden Seiten Vertraulichkeit vereinbart wurde. Daran halten wir uns“, so das Rathaus.
Martin Rupps nennt David Dornier übrigens einen „modernen Held“, der das Bundesverdienstkreuz verdient habe. „Einem defizitären Museum ein weiteres mutmaßlich defizitäres Museum hinzuzufügen, war heldenhaft und kühn zugleich“, sagt er. Der Einschätzung werden nicht nur im Häfler Rathaus nicht alle folgen.