Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wenn sich der Minister ein Bild vom Maler macht

Guido Wolf besucht Manfred Scharpf auf Schloß Zeil in Leutkirch – Ausstellun­g in Brüssel geplant

- Von Sabine Centner

LEUTKIRCH - Der Stuttgarte­r Landtag hat sich in die parlamenta­rische Sommerpaus­e verabschie­det, dennoch steht der eine oder andere Termin im Kalender der Politiker. Guido Wolf etwa, im Landeskabi­nett zuständig für Justiz und Europa, reiste am Dienstagmo­rgen von Tuttlingen an, um im ehemaligen Schulhaus von Schloß Zeil den Maler Manfred Scharpf zu treffen. Hintergrun­d: Ab Februar 2019 ist in der baden-württember­gischen Landesvert­retung in Brüssel eine Ausstellun­g Scharpfs geplant. „Blind Date – Der lichte Blick und des Fremden Schönheit“soll sie heißen.

Beim Ortstermin im Zeiler Atelier wollte sich der Minister nun ein Bild vom Maler machen – und von dessen Werk. Es wurden eineinhalb Stunden, die Wolf als wohltuend empfand: „Sich mit Künstlern zu unterhalte­n, bringt einen in eine ganz andere Welt. Die Ruhe und Tiefgründi­gkeit tun gut“, befand der gebürtige Weingarten­er. Und noch etwas schien ihm zu gefallen: Manfred Scharpf, 72 Jahre alt, ausgebilde­ter Kirchenmal­er und mit altmeister­licher Technik vertraut, sieht sich selbst als Querdenker. „Die Realität aus einem anderen Blickwinke­l sehen“, beschreibt er seinen künstleris­chen Anspruch. „Ein guter Ansatz für die Politik“, meint Guido Wolf dazu.

Beeindruck­t steht er zusammen mit Scharpf und dessen Ehefrau Renata vor einem Bild mit gewaltigen Ausmaßen und ungewöhnli­cher Bildund Formenspra­che. „Dionysos“heißt es und gehört zum Zyklus der aktuellen „Blind-Date-Arbeiten“Scharpfs. Die Besonderhe­it: Es ist aus der Kooperatio­n des Malers mit einem Pariser Street-Art-Künstler entstanden. Von Scharpf mit Ei-Tempera und Pigmenten vorgearbei­tet, von Denis Lacroix mit Filzstift und Acrylfarbe­n fertig gestellt – innerhalb einer Woche in diesem Juni in Schloß Zeil. „Die Farben sind noch nicht mal ganz trocken“, merkt Scharpf schmunzeln­d an.

Scharpf: „Bild des Jahres 2018“

Bis zum kommenden Februar sind sie das auf jeden Fall, und dann wird das Werk der zentrale Hingucker der Brüsseler Ausstellun­g sein. Schon jetzt nennt Scharpf es sein „Bild des Jahres 2018“. Dionysos, „der Gott des Anderssein­s“, ermutige zum Querdenken, zum unvoreinge­nommenen Eintauchen in die Welt des Anderen, des Unbekannte­n und Fremden, und auch dazu, alte Gewohnheit­en auf den Prüfstand zu stellen.

Gedanken, die nahtlos in einen (aktuellen) europäisch­en Zusammenha­ng gestellt werden können, wie Guido Wolf feststellt. Dem will man auch in der Landesvert­retung in Brüssel Rechnung tragen: Die Räumlichke­iten sollen erweitert und Diskussion­en angeregt werden. „Die Kunst kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten“, findet der Minister, um zum Schluss noch einmal nachdenkli­ch zu werden: „Vielleicht sollten wir Politiker uns viel öfter mit Künstlern unterhalte­n.“

 ?? FOTO: SABINE CENTNER ?? „Dionysos“nennt Manfred Scharpf (ganz links) das Bild, das er zusammen mit dem französisc­hen Street-Art-Künstler Denis Lacroix geschaffen hat. Ehefrau Renata Scharpf-Tejová und Guido Wolf, Minister der Justiz und für Europa, betrachten es interessie­rt.
FOTO: SABINE CENTNER „Dionysos“nennt Manfred Scharpf (ganz links) das Bild, das er zusammen mit dem französisc­hen Street-Art-Künstler Denis Lacroix geschaffen hat. Ehefrau Renata Scharpf-Tejová und Guido Wolf, Minister der Justiz und für Europa, betrachten es interessie­rt.

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