Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ehrgeizig auf Straße und Bahn: Andreas Kappes tot
NEUSS (dpa/SID) - Der deutsche Radsport trauert um den früheren Profi Andreas Kappes. Der 52 Jahre alte ehemalige Top-Rennfahrer starb in der Nacht zu Dienstag an den Folgen eines allergischen Schocks nach einem Insektenstich. Kappes hatte zuletzt die sportliche Leitung der Tour de Neuss inne, die am Mittwoch stattfinden soll. „Der Schock sitzt extrem tief“, sagte Stephan Hilgers, Vorsitzender des Neusser Radfahrervereins. „Alle Rennfahrer werden einen Trauerflor tragen.“Für Neuss gemeldet haben unter anderen André Greipel und Rick Zabel.
Wie nur wenige Profis seiner Generation hat Andreas Kappes sowohl auf der Bahn als auch bei Straßenrennen Erfolge gefeiert. „Das war einmalig, wie er das durchgezogen hat“, sagte Rolf Aldag. Auch er oder Erik Zabel waren im Winter bei Sechstagerennen am Start – „aber nicht bei zehn oder zwölf“, so Aldag. Zu strapaziös! Kappes jedoch sei damals „taktisch einer der besten Rennfahrer“Deutschlands gewesen, beschrieb der 49-Jährige seinen früheren Kontrahenten. „Um Andi zu schlagen, musste man nicht nur besser sein, sondern etwas Glück haben. Er hat immer großen Aufwand betrieben und die Moral gehabt, das hat ihn als Rennfahrer ausgemacht. Als Sportler war er sehr, sehr ehrgeizig.“
Der gebürtige Bremer Kappes fuhr unter anderem für das Team Telekom und Gerolsteiner, gewann Etappen bei der Tour de Suisse, beim Giro d’Italia sowie Paris-Nizza und nahm fünfmal an der Tour de France teil. Auf der Bahn feierte er 24 Siege bei 115 Teilnahmen an Sechstagerennen. 1997 war er wegen eines Verstoßes gegen die Dopingbestimmungen nach seinem Meisterschaftssieg im Punktefahren ein halbes Jahr gesperrt gewesen. Drei Jahre später geriet Andreas Kappes während der Bahnrad-Titelkämpfe erneut in Verdacht, doch das Sportgericht des Bundes Deutscher Radfahrer sprach ihn von allen Vorwürfen frei.
Erst 2008 beendete Kappes mit 43 Jahren seine Profikarriere. Zwischenzeitlich putzte er in Köln Fenster, fand aber wieder den Anschluss im Radsport, arbeitete unter anderem für eine Firma, die Trainingskontrollsysteme für Rennfahrer herstellte. Auch nach seiner aktiven Zeit war er noch regelmäßiger Gast bei Sechstagerennen. „Das ist meine zweite Familie“, sagte er gerne.