Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Auf neuem Kurs
Jeder Mensch – von wenigen bettlägerigen Kranken abgesehen – ist ein Verkehrsteilnehmer. Er bewegt sich mit Auto, Fahrrad, Bus, Bahn, Flugzeug oder zu
Fuß von A nach B. Das schafft Konflikte, denn der Raum, in dem sich dieser Verkehr abspielt, ist begrenzt.
Fußgänger schimpfen oft genug über rücksichtslose Radfahrer, Radfahrer über Autofahrer. Eine kluge Verkehrsplanung schafft die Voraussetzungen, dass sich alle Arten der Fortbewegung möglichst störungsfrei entfalten können. Und sie muss gleichzeitig den Bedürfnissen der Menschen Rechnung tragen sowie die Kosten für die Allgemeinheit im Blick behalten: Wenn deutlich mehr Menschen Rad fahren, braucht es bessere Radwege.
Autofahrer sollten außerhalb der Stadt schnelle, ausreichend breite oder mehrspurige Straßen nutzen können und genug günstige Parkplätze in der Peripherie vorfinden. Ein Bus, der immer leer fährt, kann gestrichen werden. Andererseits muss der Takt auf gut genutzten Bus- und Bahnlinien so hoch sein, dass der öffentliche Verkehr eine echte Alternative zum Individualverkehr wird.
Die Ravensburger Stadtverwaltung hat erkannt, dass eine ideologiefreie Herangehensweise die beste Methode ist, Verkehrsprobleme zu lösen. Dabei darf es keine Tabus geben. Flächen, die jetzt allein Autos vorbehalten sind, könnten in naher Zukunft für Radfahrer umgewidmet werden. Die seit Jahrzehnten bestehende Einbahnregelung auf dem Stadtring von Georgstraße und Karlstraße könnte wegfallen, wenn der Molldietetunnel eines schönen Tages den Ost-WestDurchgangsverkehr schluckt. Autonom fahrende E-Autos, -Busse oder selbst fliegende Taxi-Drohnen wie in Dubai sind keine reine Utopie mehr. In den nächsten 20 Jahren wird Ravensburg sich verkehrstechnisch stark verändern. Für die Bürger wird das von Vorteil sein, wenn die Stadt auf Innovationskurs bleibt.