Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Zur Bundeswehr will von den Jugendlichen keiner
Die „Schwäbische Zeitung“fragt Ravensburger Jugendliche, wie sie zur möglichen Wiedereinführung einer Dienst- und Wehrpflicht stehen
RAVENSBURG - Aus dem Lager der CDU werden Stimmen laut, die eine allgemeine Dienst- und Wehrpflicht für Schulabgänger fordern – für junge Männer und Frauen. Dieses sogenannte „Gesellschaftsjahr“sollen die Jugendlichen entweder bei der Bundeswehr oder im Sozialbereich leisten. Die „Schwäbische Zeitung“hat in der Ravensburger Innenstadt nachgefragt, was die möglichen Betroffenen von diesem Vorschlag halten.
Hannes
Grabherr aus Waldburg hält einen Gesellschaftsdienst, der die Rekrutierungsprobleme der Bundeswehr und den Personalmangel in sozialen Berufen abmildern könnte, generell für keine schlechte Idee. Immerhin würde damit ein wichtiger gesellschaftlicher Beitrag geleistet. „Man wird zwar in die Pflicht gestellt, aber ich denke mal, es würde keinem schaden“, so der 16jährige Schüler. Klar ist: Zum Bund würde er nicht wollen.
Max Dehnert, der gerade aus Heidelberg zu Besuch ist, fände es dagegen besser, wenn er sich selbst aussuchen könnte, was er direkt nach der Schule macht. Einen verpflichtenden Dienst lehnt er ab. Seine weibliche Begleitung aus Baienfurt sieht das etwas anders. Prinzipiell sei es ja gut, dass eine Alternative zum Bund in Betracht gezogen wird und man so auch einen Einblick in soziale Bereiche vermittelt bekomme. Die Frage, ob einer der beiden den Dienst beim Bund ableisten würde, wird mit einem entschiedenen Nein beantwortet.
Der angehende Kindergärtner Niklas Bernhard
hat zunächst einmal Respekt vor allen, die zur Bundeswehr gehen. Aber jemanden dazu zu drängen, fände er schwierig, schließlich sei nicht jeder dafür geschaffen, auch er selbst nicht. Ein Gesellschaftsjahr im sozialen Bereich stößt bei ihm auf weniger Widerstand. Solche Arbeit fördere nämlich Verständnis für andere und Empathie. Außerdem würde er sich davon erhoffen, dass junge Leute einen besseren Blick dafür entwickeln, was die Leute in diesen Berufen leisten, so der 18-Jährige aus Grünkraut.
Lilli Müller, die im Hirschgraben neben ihm sitzt, würde auch nicht zur Bundeswehr gehen. Von einem Gesellschaftsjahr würde auch sie sich mehr Wertschätzung für soziale Berufe erhoffen, so die 17-jährige Schülerin aus Ravensburg. Sie würde ein Gesellschaftsjahr am ehesten in einem Krankenhaus leisten, sofern sie sich vorher über die Arbeitsbedingungen informieren könne.