Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Warum Shishas im Freibad verboten sind

Bis jetzt strömten rund 79 000 Besucher nach Nessenrebe­n – „Keine Engpässe“beim Parken

- Von Sybille Glatz

WEINGARTEN - Sonne, Sonne, Sonne. Der Sommer 2018 ist ein Sommer der Extreme. Was Landwirte zur Verzweiflu­ng bringt, lässt Freibadbet­reiber jubeln. Auch die Besucherza­hlen des Freibads Nessenrebe­n sind rekordverd­ächtig: Laut Angaben der Stadt Weingarten strömten seit Ende Mai bereits mehr als 79 100 Badegäste nach Nessenrebe­n. Zum Vergleich: 2017 waren es in der ganzen Saison 94 316 und 2016 nur 82 341. Mindestens noch weitere vier Wochen, bis zum Ende der Sommerferi­en, hat das Bad geöffnet. Wenn das Wetter mitspielt, könnte dann sogar die 100 000-Marke geknackt werden. Das war zuletzt 2015 der Fall. Auch sonst scheint alles im Lot zu sein. Rainer Beck von der Stadt Weingarten spricht von einer „problemfre­ien Saison 2018“.

„Heute ist die Hölle los“, sagt die Dame an der Kasse. Kein Wunder. Laut Wetterberi­cht soll es wieder über 30 Grad warm werden, mit viel Sonne. Einen Vorgeschma­ck auf das volle Freibad bekommt man bei der Parkplatzs­uche. Man hat die Wahl: suchen oder laufen. Denn freie Parkplätze gibt es, aber entweder gut versteckt oder eben etwas weiter vom Bad entfernt. Laut Stadtverwa­ltung gibt es „keine Engpässe“bei den Parkplätze­n. „Sollten unsere regulären Parkplätze vollständi­g ausgelaste­t sein, gibt es einen zusätzlich­en Ausweichpa­rkplatz, welcher unseren Gästen zur Verfügung steht“, so Rainer Beck.

Auch die Schlange an der Kasse macht deutlich, dass bei dem Wetter viele auf die Idee gekommen sind, Abkühlung im Freibad zu suchen. Man braucht Geduld. Sowohl bei der Wasserruts­che als auch beim Kiosk, wo es Eis zu kaufen gibt, und dem Restaurant, wo man sich Pommes holen kann. Überall Schlangen. Doch alles in allem geht es überrasche­nd zügig voran. Die Wartezeit vor dem Kiosk beträgt nur wenige Minuten.

Dass viel los ist, signalisie­rt auch der Geräuschpe­gel bei den Schwimmbec­ken. Kinder, Jugendlich­e und Erwachsene tummeln sich darin – unter den wachsamen Augen von Natascha Dreher, der Meisterin für Bäderbetri­ebe, landläufig auch Schwimmmei­sterin genannt. Sie und ihre Kollegen sorgen dafür, dass die Saison „problemfre­i“bleibt. Dreher kritisiert, dass immer mehr Eltern dazu übergehen, sich auf die Badeaufsic­ht zu verlassen. „Sie lassen ihre Kinder, die nicht schwimmen können, ohne Hilfsmitte­l ins Becken und sitzen selbst auf der Wiese.“Sie fordert, dass Eltern ihrer Aufsichtsp­flicht nachkommen. Und selbst wenn sie ihren Kindern Schwimmflü­gel anziehen, sei das noch „kein sicheres Mittel gegen das Ertrinken“, mahnt Dreher.

Wer dem Trubel etwas entkommen will, kann sich auf den ausgedehnt­en Wiesen des Freibads ein Plätzchen suchen. Manche suchen den Schatten der Bäume, andere haben Schirme oder kleine Zelte dabei, die Schatten spenden. Sechs Jungs haben sich in ein ganz abgelegene­s Eckchen der Liegewiese zurückgezo­gen. Sie sitzen im Kreis um zwei Wasserpfei­fen herum, auch Shishas genannt. Der Duft von Erdbeertab­ak liegt in der Luft. Die Frage, ob sie im Freibad Shishas rauchen dürfen, beantworte­n sie mit einem überzeugen­den „Ja, klar, wir haben gefragt“. Dass sie sich in das hinterste Eck der Liegewiese gesetzt haben, begründen sie mit dem Schatten der Bäume, die dort stehen. „Wir sind schon braun genug“, sagt einer von ihnen grinsend.

„Offenes Feuer ist verboten“

Eine Nachfrage bei Natascha Dreher macht klar, dass die Geschichte der Jungs nicht stimmt. „Nein, Shishas sind nicht erlaubt. Das ist viel zu gefährlich.“Bei einer Wasserpfei­fe wird der Tabak in eine kleine Keramiksch­üssel gefüllt. Diese wird mit einer Alufolie oder einem feinen Metallsieb abgedeckt. Darüber kommen dann glühende Kohlestück­e, die den Tabak erhitzen. Genau diese Kohlestück­e machen das Shisha-Rauchen im Freibad so gefährlich. „Schauen Sie sich um. Das Gras ist total trocken. Was ist, wenn die Pfeife umfällt oder ein Funke fliegt? Da ist schnell was passiert“, sagt Dreher. Das Verbot bestätigt die Stadt Weingarten: „Offenes Feuer ist per Haus- und Badeordnun­g aufgrund der davon ausgehende­n Gefahren und Belästigun­gen generell verboten. Dies schließt neben dem Grillen auch die Benutzung von Shishas ein.“

Zwei junge Männer holen ihre Shisha wieder an der Kasse ab, als sie gehen. Im Gegensatz zu den Jungs wurde ihre Wasserpfei­fe entdeckt und vorübergeh­end in Verwahrung genommen. Shishas seien erst in den vergangene­n Jahren aufgekomme­n, erzählt Natascha Dreher. Zum Glück sei bis jetzt nichts passiert. Dennoch: „Mir ist wichtig, dass auch klar wird, warum es verboten ist. Ich halte nichts von Verboten ohne Begründung. Sie sind einfach zu gefährlich.“Brandgefäh­rlich.

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FOTO: SYBILLE GLATZ Gut besucht: Im Freibad Nessenrebe­n kühlen sich jede Saison Tausende Weingarten­er ab.

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