Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Staatsfrau
Die Chilenin Michelle Bachelet wird neue UN- Menschenrechtskommissarin. Die 66- Jährige ist bei den UN keine Unbekannte. Sie leitete als erste Exekutivdirektorin die UN- Frauenorganisation UN Women von 2010 bis 2013. Davor und danach war sie Präsidentin ihres Heimatlandes – zunächst 2006 bis 2010 und dann 2014 bis März 2018.
Als Staatschefin setzte sich die Sozialistin für Menschenrechte wie die rechtliche Anerkennung von Homosexuellen und eine Liberalisierung des Abtreibungsverbotes sowie die Aufarbeitung der Militärdiktatur ( 1973- 1990) ein.
Schon als Studentin war die im September 1951 geborene Tochter von General Alberto Bachelet politisch aktiv. Ihr Vater, der loyal zum sozialistischen Präsidenten Salvador Allende stand, wurde nach dem Militärputsch vom 11. September 1973 inhaftiert und starb an den Folgen von Folter im Gefängnis.
Während ihres Medizinstudiums demonstrierte sie auf den Straßen Santiagos. Sie versteckte untergetauchte Regimegegner und arbeitete selbst im Untergrund. Im Januar 1975 wurden sie und ihre Mutter verhaftet. Sie landeten in der „ Villa Grimaldi“. Hier wurde experimentell, wissenschaftlich, ja mathematisch gefoltert. Auch Bachelet musste hier leiden – „ aber nicht so schlimm wie viele andere“, wie sie zumindest selbst erklärt. So gut es ging, versorgte die damals 24- Jährige gequälte Mithäftlinge.
Nach der Entlassung floh sie mit der Mutter über Australien in die DDR; sie studierte an der Berliner Humboldt- Universität weiter. „ Wir wurden als Gäste in der DDR empfangen. Das Land war extrem solidarisch mit uns“, erinnerte sie sich – und dankte später Margot Honecker, die ihrerseits nach 1989/ 90 Aufnahme in Chile fand.
Bachelet kehrte 1979 nach Chile zurück und beendete 1983 ihr Studium. Sie arbeitete unter anderem bei der deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit ( GTZ). epd/ kna