Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ein Bagger macht die Schule St. Christoph in Zußdorf platt
Ein Neubau soll die veraltete Schule für behinderte Jugendliche ersetzen
WILHELMSDORF - Die Schule St. Christoph in der Einrichtung St. Johann im Wilhelmsdorfer Ortsteil Zußdorf erhält ein völlig neues Gesicht. Die Abbrucharbeiten für das Schulgebäudelaufen, der Neubau kostet mehrere Millionen.
Derzeit reißen Bagger das bisher vierstöckige dominierende Haus ab. Um die Staubbelästigung bei den derzeit hohen Temperaturen in Grenzen zu halten, wird Wasser in die abzubrechenden Gebäudeteile gespritzt. Nach bisherigen Berechnungen werden die Kosten für den Schulneubau unter zehn Millionen Euro bleiben. Das erklärte vor einem Jahr Christoph Götz, seit zwei Jahren Stiftungsvorstand und Geschäftsführer der St. Jakobus Behindertenhilfe GmbH. Er erläuterte die Pläne damals im Wilhelmsdorfer Gemeinderat. Bauherrin ist die Theresia-Hecht-Stiftung in Dietenheim, Alleingesellschafterin der St. Jakobus Behindertenhilfe. Es ist das bisher größte Projekt der Stiftung.
Räume sind veraltet
Christoph Götz erläuterte gemeinsam mit Helmut Johannes Müller, Gesamtleiter der St. Jakobus Behindertenhilfe, die Gründe für den umfangreichen Neubau. Danach entsprechen die derzeitigen Räume nicht mehr den Vorgaben für Schulen. Sie sind nicht ausgelegt für die Nutzung durch Kinder und Jugendliche mit schwersten und mehrfachen Behinderungen, da beispielsweise entsprechende Rollstühle oder ähnliche behindertengerechte Fahrzeuge fehlen. Die stehenden Räumlichkeiten sind dafür nicht geeignet. Der alte Schulbau ist durch mehrere An- und Umbauten weitläufig, unübersichtlich und damit auch nicht barrierefrei.
In den Anfängen der Schularbeit wurden hier vor allem geistig behinderte Kinder- und Jugendliche be- treut. „Der Grad der Behinderungen nimmt zu“, schilderte Christoph Götz die Entwicklung. Das geplante Gebäude ist jetzt ausgerichtet auf Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit geistiger Behinderung. Bei einer Mehrheit der Schüler treten weitere Behinderungen im körperlichen und/oder psychischen Bereich hinzu. Ein großer Teil der Betreuten sind schwerst-mehrfachbehindert. Es wird für die Zukunft von einer gleichbleibenden Zahl von 80 Schülerinnen und Schülern ausgegangen. Diese werden von derzeit rund 110 Mitarbeitern betreut.
Eine neue Cafeteria
Der Bagger wird im Zuge der Arbeiten auch das alte Schwimmbad und die bisherige Turnhalle dem Erdboden gleichmachen. Als Ersatz werden ein Therapiebecken, ein Trampolinraum und ein Universalraum in den neuen Baukörper integriert. Dieser wird nur noch ein Erd- und ein Obergeschoss umfassen. Es gibt großzügige Schulräume, Therapieräume und zusätzlich eine Cafeteria, wie Götz darlegte. Der Eingangsbereich wird an die Rückseite von der Leonhardstraße aus gesehen verlegt. Das neue Gebäude wird in Betonbauweise errichtet.
Die St. Jakobus Behindertenhilfe bietet an den Standorten St. Johann in Zußdorf ( Gemeinde Wilhelmsdorf) sowie St. Konrad in Haslach 170 Menschen mit geistiger oder Mehrfachbehinderung differenzierte Wohn-, Arbeits- und Bildungsmöglichkeiten.
Das Angebot von St. Johann in Zußdorf mit der angeschlossenen Schule St. Christoph umfasst das Wohnen für Kinder und Jugendliche, die Schule, einen Kindergarten sowie eine Frühberatungsstelle. Eine eigene Kurzzeitgruppe steht als Unterstützungsangebot in den Schulferien und am Wochenende Familien offen, die ihre Kinder und Jugendlichen mit Behinderung zu Hause betreuen und pflegen.
In Haslach bietet St. Konrad für Erwachsene verschiedene Wohnformen von Wohngruppen über Einzelapartments bis zum ambulant betreuten Wohnen. Zusätzlich gibt es eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung.