Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Jeder wie er kann: Mit Kamm oder Kupplung ins Ziel
Für den Sieg beim Taldorfer Mofa-Cup mussten in diesem Jahr 121 Runden in 120 Minuten gedreht werden
RAVENSBURG - Der Goscha-MarieMofa-Cup, der alljährlich am Samstag im Rahmen des Taldorfer Gartenfestes stattfindet und nun schon seit zwölf Jahren immer noch verwegenere Mofa-Fahrer-Gespanne an den Start lockt, hat in diesem Jahr wieder einmal eine Wildcard vergeben: An ein sechsköpfiges Promi-Team aus Ravensburg. Neu zudem: eine zuschauerfreundlichere Streckenführung, auf dass die 3000 Fans am staubigen Renngeschehen nah dran sein konnten. Denn der ganze Mofa-Zirkus ist nach wie vor ein riesengroßer, wenn auch ohrenbetäubender Spaß.
Direkt am Fahrerlagereingang haben sie gleich zwei Zelte aufgeschlagen: Die sechs Lokal-Promis aus dem Team „Bierbuckel Spinning Docs“–rekrutiert aus einer extrasportlichen Ravensburger FahrradGruppedie durchweg einen aufgeräumten Eindruck machen. Petra Otto ist die einzige Frau im Team. Sie sei „vor 20 Jahren“mal eine Cross-Maschine gefahren und heute „voll motiviert“, gibt sie unaufgeregt zu Protokoll. Sicherheitsbewusst trägt sie eine bunte Motorradhose mit Protektoren und die langen Haare zum Zopf gebunden. Mannschaftskollege Christoph Hecht hingegen will auch unter dem Helm eine gute Frisur sitzen wissen und zückt schamfrei seinen Plastikkamm.
45 Teams groß ist das Starterfeld üblicherweise beim Goscha-MarieMofa-Cup, gefahren wird auf „50-erle“(schwäbisch „Fuchzgerla“), was dem Hubraum der kleinen Motorräder und gleichzeitig dem Speed-Limit entspricht. Apropos Geschwindigkeit: Heuer wird auf der 900 Meter langen Graspiste stationär die Höchstgeschwindigkeit gemessen, ein Rennleitungsmitglied macht an der Strecke mit einer Laserpistole Jagd auf Temposünder. Ein Überschreiten hätte eine Zeitstrafe, beim dritten Mal eine Disqualifikation zur Folge, informiert Isabell Eppler von der Rennleitung. Die Startplätze sind so heiß begehrt, dass die Starterliste am Stichtag nach genau zwei Minuten voll war, wie Eppler erklärt.
Apropos „voll“. Im Boxenbereich des Promi-Teams wuselt es von besonders schönen Menschen, die sich – dort, wo andernorts im Fahrerlager rasch ein Biertisch aufgeklappt worden ist – an einer stabilen Theke treffen, mit den Promis ein Schwätzchen halten, scherzen, an kaltem Bier nippen. Neben dem Mannschaftsbus steht eine gelbe Wanne, groß genug für zwei Mofas, in der zerkleinertes Eis die Gerstensäfte kühl hält. Einen kühlen Kopf bewahren gilt es indes direkt gegenüber dem Promi-Lager unter dem Pavillion des Teams „MTC Schachen“. Hier ächzt Hermann Bacher. Die Kupplung der Zündapp habe bei den Qualifying Runden sukzessive immer mehr geschliffen. Das Resultat: Schlechte Rundenzeiten. Unsauberes Schalten. Also entscheiden Bacher und seine Fahrerkollegen Alex Necker und Christian Baumeister, den Kupplungszug zu erneuern. Plötzlich muss nun alles schnell gehen: Zündungsdeckel weg, Treter runter, Motordeckel auf einer Seite ab, den kompletten Kupplungskorb entfernen.
Vom Rennen ins Krankenhaus
Als um kurz nach 20 Uhr der Pulk an Mofas Staubfahnen hinter sich herziehend über die Startlinie schnettert und sich die Fahrer in die erste Spitzkehre legen, haben die drei vom MTC Schachen ihr Mofa tatsächlich flott gekriegt. Erst einmal frisst der Startfahrer auch buchstäblich den Staub aller Mofas. Denn sie starten vom letzten Platz aus. Das Promi-Team indes hat sich im Qualifying den 25. Startplatz erfahren und entschieden, dass sich die sechs Mofa-Cup-Neulinge (Eckhard Binder, Christoph Hecht, Michael Leibinger, Jochen Lang, Ingo Metzer und Petra Otto) gerecht abwechseln. Genau 120 Minuten lang läuft die Rennuhr rückwärts, wer schließlich die meisten Runden durch den trockenen Parcours gedreht hat, dem gebührt der begehrte Goscha-Marie-Mofa-Cup. Ein Wanderpokal, der aus einem alten Mofatank, zwei Lenkerattrappen und einer Goscha-Marie obendrauf zusammengeschweißt wurde.
„100 Runden werden wir wohl schaffen“, hatte Leibinger vor Rennbeginn noch hochgerechnet und gestanden, dass ihm am Nachmittag die Knie bei den ersten Trainingsrunden auf dem welligen Parcours ordentlich gezittert haben. Dass sie schließlich um 22 Uhr im Mittelfeld das MofaRennen beschließen – mit einem respektablen 27. Platz- das führt der sportliche Betreuer des Teams, Orthopäde Martin Volz auf „professionelle Einstellung und gute körperliche Voraussetzungen“zurück. Üble Stürze und Verletzungen habe es in den letzten Jahren beim Mofa-Cup in Taldorf so gut wie keine gegeben. In diesem Jahr scheint das Glück zumindest zwei der Fahrer verlassen zu haben. Ein Fahrer muss nach einem Sturz mit Verdacht auf Schlüsselbeinfraktur behandelt werden und schleicht mit einem Kühlpack auf der Schulter durch die Zuschauer. Und aus der Riege der Sieganwärter wird ein Fahrer mit Stiffneck (eine Kunststoffmanschette zur Stabilisierung der Halswirbelsäule) mit dem Krankenwagen abtransportiert.
Insofern gilt umso mehr, was beim Promi-Team noch am Nachmittag als launige Prämisse ausgegeben worden war: „Gewonnen hat der, der am Sonntagmorgen beim Frühstück sagen kann: Alles noch dran!“
Den Goscha-Marie-Cup 2018 für sich entschieden hat das Team „TSH-RACER“aus Leutkirch, das innerhalb der Rennzeit 121 Runden fahren konnte, dicht gefolgt vom Team „Finanztuning“aus Empfingen. Platz drei sicherte sich das Bisinger Team „Brunner“. Auf Platz vier fuhr mit 118 Runden das Mofa-Cup-erfahrene Team „Power for the Bauer“aus Wannhäusern, „Guraxler Racing“aus Laimnau landete auf Platz fünf. Unter
www.mofa-cup.de gibt es die vollständigen Rennergebnisse.