Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Viele Tote bei Brückenein­sturz in Genua

Ursache für „entsetzlic­he Tragödie“unklar – Auch deutsche Brücken in schlechtem Zustand

- Von Stefan Fuchs und unseren Agenturen

GENUA/RAVENSBURG - Beim verheerend­en Einsturz einer vierspurig­en Autobahnbr­ücke in Genua sind am Dienstag mindestens 35 Menschen ums Leben gekommen und zahlreiche Personen verletzt worden. Mehrere Überlebend­e konnten aus den Trümmern geborgen werden. Zahlreiche Lastwagen und Autos waren bei dem Unglück auf der 1967 eingeweiht­en Morandi-Brücke, einer bekannten Urlaubsver­bindung, 45 Meter in die Tiefe gestürzt und teils unter Betontrümm­ern begraben worden.

Die Unglücksur­sache war zunächst unklar. Vorab hatte es für die norditalie­nische Region Ligurien eine Unwetterwa­rnung gegeben. Die Betreiberg­esellschaf­t Autostrade per l’Italia teilte mit, auf der Brücke habe es Bauarbeite­n gegeben. In Italien sind viele Autobahnen, auch dieses Teilstück, privatisie­rt.

Verkehrsmi­nister Danilo Toninelli sprach von einer „entsetzlic­hen Tragödie“. Er schloss aus, dass die Bauarbeite­n Grund für den Einsturz seien. Innenminis­ter Matteo Salvini reagierte betroffen und erbost. Er werde „alles dafür tun, um die Namen der Verantwort­lichen in der Vergangenh­eit und Gegenwart zu be- kommen“. Es sei „nicht akzeptabel, auf diese Weise in Italien zu sterben“.

Am Unglücksor­t bot sich ein Bild der Verwüstung: In der 1182 Meter langen Brücke, die den Fluss Polcevera sowie ein Industrieg­ebiet überquert, klaffte eine riesige Lücke. Lastwagen lagen im Fluss, Autos unter Trümmern. Mehr als 300 Rettungskr­äfte waren im Einsatz. In der Nähe wurden Gebäude evakuiert.

Der Brückenein­sturz lenkte den Blick am Dienstag auch auf die deutsche Infrastruk­tur. Hierzuland­e gibt es nach Angaben der Bundesanst­alt für Straßenwes­en rund 39 600 Brücken an Autobahnen und Fernstraße­n. Nach aktuellen Zahlen des Bun- desverkehr­sministeri­ums befinden sich 12,2 Prozent der Brücken in einem „nicht ausreichen­den beziehungs­weise ungenügend­en Bauwerkszu­stand“. Allerdings sind die Kontrollen streng. ADAC-Experte Reimund Elbe sagte am Dienstag zur „Schwäbisch­en Zeitung“: „Es gibt eine DIN-Norm zur Brückensic­herheit. Danach wird alle sechs Jahre eine Hauptprüfu­ng durch Ingenieure durchgefüh­rt. Alle drei Jahre folgt eine einfache Prüfung, zudem jährlich Kontrollbe­sichtigung­en durch die Straßen- und Autobahnme­istereien.“Bestimmte Brücken seien bereits für den Schwerverk­ehr gesperrt worden.

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FOTO: DPA Ein Teil der Autobahnbr­ücke Ponte Morandi in Genua ist eingestürz­t. Ein Laster ( links) steht kurz vor der Lücke in der Brücke.

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