Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Trotz Bauboom mangelt es an bezahlbarem Wohnraum
In vielen deutschen Städten ist die Zahl der genehmigten Wohnungen in der ersten Jahreshälfte gesunken
WIESBADEN (AFP/dpa) - Ungeachtet des Wohnraummangels in vielen deutschen Städten ist die Zahl der genehmigten Wohnungen in der ersten Jahreshälfte gesunken. Von Januar bis Juni wurde der Bau von insgesamt 168 500 Wohnungen genehmigt – ein Rückgang um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Die Baubranche appellierte an die Politik, rasch eine Trendwende einzuläuten.
Für den Rückgang war verantwortlich, dass die Zahl der Genehmigungen für Wohnungen in Wohnheimen, zu denen auch Flüchtlingsunterkünfte zählen, deutlich um 35,9 Prozent sank. Ohne die Wohnheime stieg die Zahl der Baugenehmigungen im ersten Halbjahr um 1,8 Prozent. Einen Zuwachs gab es bei den Baugenehmigungen für neue Mehrfamilienhäuser (plus 4,9 Prozent). Bei neuen Ein- und Zweifamilienhäusern gab es hingegen ein Minus von 1,6 beziehungsweise 2,9 Prozent.
Auf dem Bau in Deutschland herrscht Hochkonjunktur – trotzdem mangelt es an bezahlbarem Wohnraum in Ballungsräumen. „Geht dieser Trend so weiter, werden auch in diesem Jahr die notwendigen 400 000 Wohnungen nicht einmal bei den Genehmigungen erreicht“, monierte der Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, Axel Gedaschko.
Um die große Nachfrage nach Immobilien zu decken, müssen pro Jahr nach Einschätzung von Politik und Bauwirtschaft 350 000 bis 400 000 Wohnungen in Deutschland entstehen. 2017 wurden 285 000 Wohnungen gebaut. Der GdW warnte, wenn die Politik nicht handele, werde „der Mangel an bezahlbarem Wohnraum in vielen Großstädten zum größten sozialen Problem der nächsten Jahre werden“. Der Immobilienverband IVD mahnte eine Vereinfachung der Genehmigungsverfahren an. Allerdings wird der Bauboom in Zeiten niedriger Zinsen seit einiger Zeit auch durch steigende Preise und Engpässe bei Handwerkern gebremst.