Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
CDU bringt Rathausareal ins Spiel
Taldorfer Ortschaftsrat vertagt Entscheidung über Standort für Flüchtlingsunterkunft
TALDORF - Der Taldorfer Ortschaftsrat hat die die Entscheidung über einen weiteren Standort für die dreijährige Anschlussunterbringung von Flüchtlingen vertagt. Der Grund: ein Antrag der CDU-Fraktion und die Empfehlung von Baubürgermeister Dirk Bastin, den Bau einer Wohnanlage auf dem Rathausgelände zu prüfen. Ursprünglich waren lediglich Bavendorf/Bremhag und Bavendorf/Jugendsportanlage als Möglichkeiten vorgeschlagen worden.
Die Entscheidung über den endgültigen Standort soll der Ortschaftsrat im November fällen. Sollte das Gremium für das Rathausareal stimmen, würden dort – unabhängig von der Neugestaltung Bavendorf Mitte – Wohnungen für 16 Personen (aller Voraussicht nach Familien) gebaut, in sogenannter Holzbauständerweise, die qualitativ über den Containerlösungen anzusiedeln ist. Diese Gebäude sollen dann nach einer dreijährigen Nutzungszeit abgerissen und durch sozialen Wohnungsbau ersetzt werden.
Zu den 48 bereits in der Ortschaft lebenden Flüchtlingen (Anschlussunterbringung in teils privaten, teils öffentlichen Wohnungen) muss die Ortschaft 32 zusätzliche Flüchtlinge unterbringen. Bereits beschlossene Sache ist die Schaffung von Wohnplätzen für die Anschlussunterbringung von 16 alleinstehenden Flüchtlingen auf dem Gelände des Kompetenzzentrums Obstbau Bodensee in Bavendorf. Die übrigen 16 Flüchtlinge sollen „bei Bedarf“auf dem Rathausareal untergebracht werden.
Zu Beginn der Debatte hatte Ortsvorsteher Vinzenz Höss die Vorgehensweise, vor einer Standortentscheidung die Bürgerschaft anzuhören, als richtig bezeichnet und hinzugefügt: „Mit 32 weiteren Flüchtlingen können wir leben.“Manfred Büchele bekundete den guten Willen aller Ortschaftsräte bei der Lösung des Problems, wies jedoch auch auf die Bedenken von Einheimischen hin, beispielsweise die „unterschiedlichen Lebensmodelle“von Flüchtlingen betreffend. Büchele sagte, „die beiden vorgeschlagenen Standorte (Bavendorf/ Bremhag und Bavendorf/Jugendsportanlage, d. Red.) gefallen mir beide nicht“, und beantragte, das Rathausareal als dritten möglichen Standort ins Auge zu fassen.
Verständnis für die Bedenken von Bürgern bekundete auch Jürgen Lang (Kommunalpolitischer Arbeitskreis Taldorf, KAT), wies jedoch gleichzeitig auf den jüngsten Migrationsbericht hin, in dem Erfolge für gelungene Integrationsarbeit aufgezeigt werden. Lang sprach sich gegen die Containerlösung und für „angemessenen Wohnraum“für die Flüchtlinge sowie für sofortigen Baubeginn aus: „Verschieben bringt gar nichts.“
Baubürgermeister Dirk Bastin beantwortete die Frage, wie Integration gelingen könne, so: „Beengt in Containern zu wohnen, ist nicht das Richtige.“Bastin sagte: „Kein Geld mehr für unsinnige Provisorien“und vertrat die Meinung, dass Integration in den Ortschaften besser gelinge als in der Kernstadt. Der Baubürgermeister nannte in diesem Zusammenhang unter anderem die Vereinsarbeit in den Ortschaften. Bastin stimmte der Kritik Langs zu, man habe den sozialen Wohnungsbau verschlafen, den man, so sagte Margarete Eger (CDU) dringend benötige. Eger fügte hinzu: „Wir haben in Bavendorf das Glück, in BavendorfMitte sozialen Wohnraum schaffen zu können.“
„Überrascht“beziehungsweise „verärgert“äußerten sich die KATVertreterinnen Kim-Trang Dinh und Ulrike Unseld-Studemund mit Blick auf die ins Spiel gebrachte Alternative Rathausareal darüber, dass „jetzt häppchenweise Lösungen vorgeschlagen werden“. Manfred Büchele (CDU) nannte die dritte Alternative eine gute Lösung, und seine Fraktionskollegin Kornelia Wachter machte sich abschließend dafür stark, vor einer endgültigen Entscheidung über den Standort eine weitere Bürgerbeteiligung anzubieten.