Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
So funktioniert unser Stromnetz
Die Zentrale Leitstelle für Oberschwaben in der Ravensburger Schützenstraße ist eine der modernsten ihrer Art
RAVENSBURG - Solange es keine Störung gibt, interessiert sich kaum jemand dafür, wie die Stromversorgung in Oberschwaben organisiert wird. Aber nach Baggerbissen, Gewitterstürmen oder Erdschlüssen mit Stromausfall ändert sich das oft schlagartig: Dann läuft hier alles auf Hochtouren, um die Versorgung so schnell wie möglich wiederherzustellen: Beim Tag der offenen Tür haben Experten von Netze BW, einer Tochter der EnBW, Einblicke in die Zentrale Leitstelle für Oberschwaben gegeben.
Die Leitstelle in der Ravensburger Schützenstraße ist eine der modernsten ihrer Art. Der massive Zubau dezentraler, „erneuerbarer“Erzeugungsanlagen hatte gerade in den vergangenen Jahren einen starken Ausbau der Mittelspannungsnetze zur Folge. Die bilden auch das Rückgrat der Versorgung und werden von der Leitstelle in Ravensburg aus überwacht und gesteuert. In Ravensburg kommt der Strom aus dem überregionalen Verteilernetz mit 110 KV an und wird dann mit einer Mittelspannung von 20 KV in die regionalen Verteilernetze eingespeist.
„Unser zu betreuender Bereich reicht von der Iller bis nach Tübingen und vom Bodensee bis nach Blaubeuren/Ulm“, erzählt Erich Retz, Mitarbeiter der Leitstelle. 25 Personen arbeiten im Dreischichtbetrieb rund um die Uhr. Sie sind zuständig für rund 600 000 Kunden auf einer Fläche von etwa 9000 Quadratkilometern. Die zu überwachenden Mittelspannungsleitungen haben eine Gesamtlänge von mehr als 10 000 Kilometern.
Das gesamte Netz im Blick
Die Mitarbeiter sitzen vor zwei riesigen Wandmonitoren. Dort kann das gesamte Netz aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln, Ausschnitten und Darstellungsarten aufgezeigt werden. Fehler werden sofort erkannt, die betroffenen Gebiete lokalisiert und Umleitungen organisiert. Zur Störungsbehebung werden Mitarbeiter in den Lokalzentren herangezogen. Die fahren dann zum Beispiel mit einem Kabelmesswagen los und können meist die Schadstelle der in 80 Zentimetern Tiefe liegenden Leitung bis auf einen Meter genau eingrenzen. Das ist wichtig, wenn ein Stromausfall nach kleinen Beschädigungen des Kabels vorliegt.
Bis zu fünf Jahre kann es dauern, bevor sich so ein Schaden auf die Stromversorgung auswirkt. Die Suche nach dem Fehler und speziell die Suche nach dem Schuldigen gestaltet sich oft schwierig, ist aber wichtig. Denn auch hier gilt der Grundsatz: „Wer den Schaden anrichtet, muss auch dafür haften“, erklärt Teamleiter Manfred Löschner. Übrigens dauert so ein großflächiger Stromausfall laut Statistik in der Regel rund 45 Minuten.
Netze BW in Ravensburg unterstützt auch andere Energieversorgungsunternehmen. Das Unternehmen überwacht die Netzführung, kümmert sich um Belange von Elektrotankstellen, um Straßenbeleuchtung und die Störungsrufannahmen bei Problemen mit Strom, Gas, Wasser oder Breitbandkabel. Kunden sind zum Beispiel auch die TWS (Technische Werke Schussental).
Bei Stromausfall können sich Betroffene bei der Störungsrufannahme der Leitstelle Süd melden unter Telefon 0800 / 3629477.