Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wachsen ohne die Mama
Mit der WM endet die Karriere von Volleyballerin Fromm
NAGOYA (SID/dpa) - Die Bilder passten nicht so recht zum missratenen Abschluss bei der WM in Japan. Nach dem 0:3 (12:25, 19:25, 17:25) gegen die Dominikanische Republik stürmten Deutschlands Volleyballerinnen lachend die Pressekonferenz, schwenkten ein Transparent mit der Aufschrift „Danke Captain“und bereiteten ihrer Anführerin Maren Fromm einen stimmungsvollen Abschied. Nach Platz elf bei der Weltmeisterschaft war die Laune bestens im deutschen Lager – obwohl das Ziel knapp verfehlt wurde.
„Wir haben ein sehr, sehr gutes Turnier gespielt. Ich bin fest davon ausgegangen, dass wir Neunter sind, wenn wir fünf Siege holen“, sagte Bundestrainer Felix Koslowski. „Für Maren hätten wir uns natürlich einen Erfolg zum Abschluss gewünscht, aber es gab heute keinen Ansatz, keine Chance gegen die Dominikanische Republik.“
In der Gruppe E rutschte Deutschland nach der vierten Niederlage im Turnier noch auf den sechsten Platz ab, der im Gesamtranking den elften Rang bedeutet. Koslowski hatte vor Turnierbeginn einen Platz unter den besten zehn Teams anvisiert. Neun Spiele bestritt seine junge Mannschaft in 13 Tagen, am Ende waren die Akkus einfach leer. Nachdem Deutschland mit einem Kraftakt am Mittwoch noch Puerto Rico (3:1) bezwungen hatte, fehlte bei der Abschiedsvorstellung in Nagoya die Energie. „Wir müssen jetzt analysieren, woran das liegt – damit wir das in so einem langen Turnier ein bisschen besser hinkriegen“, sagte Koslowski, der bei seinem WM-Debüt als Chefcoach dennoch überzeugte.
Höhepunkt war das 3:2 gegen Brasilien – der erste Sieg gegen die starken Brasilianerinnen bei einer WM überhaupt. Deutschland fährt mit einer Bilanz von 5:4 Siegen nach Hause, ein Erfolg für das wenig erfahrene Team mit vielen jungen Talenten.
Auch Koslowski selbst nimmt viel Zuversicht mit. „Von der Einstellung, von dem Weg, wie wir Volleyball gespielt haben, wie wir uns weiterentwickelt haben, haben die Mädels das echt gut gemacht“, so der Trainer, der in Doppelfunktion auch für den deutschen Meister Schweriner SC verantwortlich ist. Also: „Wir können in Zukunft noch viel von ihnen erwarten.“
Lippmann macht es vor
Schon für die Olympiaqualifikation 2019 wird das Team einen neuen Leader brauchen – die zweimalige EMZweite Fromm (2011 und 2013) macht nach 312 Länderspielen Schluss. „Mein Herz blutet. Aber es ist die richtige Entscheidung, weil die Mädels weiter wachsen müssen. Das ist aber nicht möglich, wenn ich die Mama im Team bin“, sagte die 32-Jährige unter Tränen. Ihr Rücktritt stellt den Trainer vor eine weitere Herausforderung: „Wir müssen jetzt daran arbeiten, dass wir wieder solche Persönlichkeiten wie Maren aufbauen.“
In Diagonalangreiferin Louisa Lippmann hat Koslowski bereits einen Star in seinen Reihen. Die 24-Jährige von Bisonte Florenz („Sie ist im Konzert der ganz Großen“) ist nach dem Ende der Zwischenrunde eine der besten Angreiferinnen der WM. Koslowski hofft nun darauf, dass es noch weitere seiner Spielerinnen in die europäischen Topligen schaffen. Die Weichen zumindest sind gestellt.