Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Neuschnee wurde Bergsteigern zum Verhängnis
Tödlich Verunglückte aus Ulm und Tübingen waren erfahrene Alpinisten – Begleiterin überlebt Lawine
CHRISTCHURCH/ULM - Die beiden deutschen Bergsteiger, die am Mittwoch am 3216 Meter hohen Mount Hicks in den neuseeländischen Alpen von einer Lawine erfasst wurden und sich nicht mehr retten konnten, galten als äußerst erfahrene Alpinisten. Die aus Ulm und Tübingen stammenden Männer im Alter von 58 und 50 Jahren hatten Jo Morgan, eine prominente Neuseeländerin, zum Gipfel geführt, die Frau überlebte das Unglück unverletzt.
Der Mount Hicks war der vorletzte Berg in der Liste der 24 Dreitausender Neuseelands, die die Frau bezwungen hatte. Der 58-Jährige hatte sie auf den 22 vorangegangenen Touren begleitet. Bei der Tour am Mount Hicks war der 50-Jährige als Helfer des 58-Jährigen unterwegs.
Wie die aus Ulm stammende und seit 14 Jahren in Neuseeland lebende Journalistin Sissi Stein-Abel im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“berichtete, habe Neuschnee bei der Besteigung des Mount Hicks das größte Problem bereitet. SteinAbel: „Am Sonntag hatte es das Trio zur Empress Hut, einer Schutzhütte oberhalb des Hooker-Gletschers, geschafft. Dort saßen die Drei aufgrund miserablen Wetters bis Mittwoch fest.“In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch begannen die Bergsteiger mit dem Aufstieg, weil für diese Zeit ein 22-stündiges Wetterfenster günstigere Bedingungen verhieß. SteinAbel weiter: „Um 2 Uhr nachts erreichten sie den Gipfel und stiegen an der Südwest-Kante des Bergs wieder ab. Um 5.30 Uhr brach die Lawine los und riss die Bergsteiger mit sich.“
Inspektor Dave Gaskin von der Einsatzzentrale der Polizei sagte, die jüngste Wetterentwicklung habe ein hohes Lawinenrisiko geborgen. „Es war in letzter Zeit sehr, sehr kalt, der Schnee war gefroren und Neuschnee ist daraufgefallen“, sagte er. „Wenn Neuschnee auf Eis liegt, ist die Wahrscheinlichkeit von Lawinen extrem hoch.“Die Bergsteiger seien ein hohes Risiko eingegangen, den Berg bei solchen Bedingungen zu besteigen.
Während die beiden Deutschen tief unter den Schneemassen begraben wurden und später nur noch tot geborgen werden konnten, überlebte Jo Morgan wie durch ein Wunder ohne äußere Verletzungen.
Der 58-Jährige, in Ulm aufgewachsen, war gelernter Bankkaufmann und machte im Jahr 2000 das Klettern zum Beruf. Er pendelte zwischen Europa und Neuseeland hin und her, um die beiden Sommer an den entgegengesetzten Enden der Welt auszunutzen. „Im europäischen Sommer führte er Touren in den Alpen, sein Lieblingsberg war der Mont Blanc“, so Stein-Abel. Er habe sämtliche bekannten Berge der neuseeländischen Südalpen erklommen und dort auch Touren geführt: „Der Schwabe war auch ein begeisterter Skitourengänger und Kletterer, das Eisklettern an steilen Flanken liebte er ganz besonders.“
Der tödlich verunglückte 50-jährige aus Tübingen stammende Mann begann 2001 im Alter von 33 Jahren mit dem Bergsteigen und wurde 2003 Bergführer.