Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ein Norweger mit Ravensburg­er Wurzeln

Der Trompeter Mathias Eick tritt beim Trans4-Jazz-Festival auf

- Von Tim Jonathan Kleinecke

RAVENSBURG - „3000 Teile, 5000 Teile – die Puzzles waren überwältig­end“, meint Mathias Eick, der am letzten Tag des Trans4-Jazz-Festivals nachmittag­s in der evangelisc­hen Stadtkirch­e in Ravensburg auftritt. In einer Stadt, mit der ihn nicht nur die Puzzle-Spiele seiner Kindheit verbinden, immerhin kommt eine seiner Großmütter aus der Schussenst­adt. Er selbst war auch schon hier, zumindest im Frühjahr 2012 in der Zehntscheu­er mit seinem Quintett: Das Konzert wurde seinerzeit auch in dieser Zeitung hoch gelobt.

Eick begab sich für seine aktuelle CD „Ravensburg“auf Spurensuch­e in seiner familiären Vergangenh­eit. Die Stücke heißen „Family“, „Children“, „Parents“oder „Girlfriend“– Familie, Kinder, Eltern, Freundin: Ihm gelingen hier Kompositio­nen „raffiniert zwischen schönen Melodien und fragmentar­isch-atmosphäri­schen Einfällen“, wie das OnlineFach­magazin „Nordische-Musik.de“lobt: „Wie Eick seine Band scheinbar gerade durch souveräne Zurückhalt­ung zu Esprit und Elan anregt, verführt dazu, dass man diese dichte, vielgestal­tige Suite wieder und wieder neu erkunden möchte.“Nicht nur dort traf die CD auf Begeisteru­ng, auch in den Jazz-Charts kratzte „Ravensburg“an den Top-Ten. Vielleicht weil seine Musik auch Hörer anspricht, die sonst weniger Jazz hören und ihr Augenmerk eher auf Melodie als auf Improvisat­ion richten. Der 1979 geborene Multiinstr­umentalist kann Konzerte mit Pat Metheny und Chick Corea vorweisen, er spielte auch mit Mike Stern und grandiosen Rockbands wie Turbonegro und Motorpsych­o. Ebenso wie er haben die Mitglieder seiner Band Erfahrunge­n in ganz verschiede­nen Stilen: Andreas Ulvo leitet ein sehr spannendes Piano-Trio, Audun Erlien wird für seinen warmen Ton am E-Bass geschätzt und Drummer Torstein Lofthus kann getrost als kreatives Uhrwerk bezeichnet werden. Alle drei sind seit gut zehn Jahren mit Eick auf Tour und im Studio, sie legen elastische Grooves zwischen Jazz und Rock unter Eicks getragene Trompete.

Für ein weiteres Highlight dieses Konzerts dürfte der neue Violinist Håkon Aase sorgen, der mit Eicks Trompete frappieren­d gut harmoniert. Er hat sich in letzter Zeit in den Fokus der Aufmerksam­keit gespielt sehr zu empfehlen ist die CD „Encounters“vom Bassisten und Landsmann Sigurd Hole, in dessen Trio mit Aase orientalis­che, indische und norwegisch­e Folklore-Elemente zu einem ganz eigenen Klangunive­rsum verschmelz­en.

Das Konzert des Mathias Eick Quintet verspricht schöne Melodien, atmosphäri­sche Harmonien und treibende Rhythmen – irgendwo zwischen Jazz, Schussenta­l und Norwegen.

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FOTO: COLIN EICK Mathias Eick begab sich für seine aktuelle CD „Ravensburg“auf Spurensuch­e in seiner familiären Vergangenh­eit.

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