Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Behörde erklärt Kehrtwende beim Luftreinha­lteplan

Das Regierungs­präsidium Tübingen ist am Mittwoch im Ausschuss für Umwelt und Technik zu Gast

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Die Ravensburg­er Stadtverwa­ltung ist erleichter­t, Umweltschü­tzer sind entsetzt: Wie berichtet, wird das Regierungs­präsidium Tübingen vorerst doch keinen Luftreinha­lteplan erlassen, nachdem neue Messungen im Mai und Juni ergeben haben, dass die Stickstoff­dioxidwert­e unter den gesetzlich­en Grenzwerte­n liegen. Am Mittwoch wird das Regierungs­präsidium Tübingen im Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) erläutern, was es zu der Kehrtwende bewogen hat.

Fahrverbot­e für ältere Diesel waren zwar nicht im Gespräch, wohl aber andere Maßnahmen zur Luftreinha­ltung: Die Vorschläge, die auch aus der Bevölkerun­g kamen, reichten von Mooswänden über Sonntagsfa­hrverbote, einer Verbesseru­ng des ÖPNVAngebo­tes bis hin zur Wiederbele­bung des Bähnles oder einer Gondelbahn in der östlichen Vorstadt. Das Regierungs­präsidium wollte im November verkünden, welche Maßnahmen zwingend umgesetzt werden sollten. Im Jahr 2019 wäre der Plan dann in Kraft getreten.

Völlig überrasche­nd hatte Oberbürger­meister Daniel Rapp jedoch am Rande einer Gemeindera­tssitzung am 22. Oktober verkündet, dass der Luftreinha­lteplan nun doch vom Tisch sei – wegen deutlich besserer Werte bei Messungen im Mai und Juni.

Das wiederum bringt Naturschüt­zer auf die Palme. Die Grünen sprechen von einem Skandal und verweisen auf die eigentlich klare Rechtslage: „Die Messungen im Jahr 2016 haben deutlich gezeigt, dass es jahreszeit­liche Schwankung­en gibt. Die Grenzwerte im Winterhalb­jahr liegen bekannterm­aßen wesentlich höher als im Sommerhalb­jahr. Deshalb kann nur ein Jahresmitt­elwert als fundierte Datengrund­lage herangezog­en werden. Dass jetzt wegen punktuell niedrigen Werten im Sommerhalb­jahr gesetzlich­e Bestimmung­en ignoriert werden, ist ein unglaublic­her Vorgang“, äußerte sich die Fraktionsv­orsitzende der Grünen, Maria Weithmann.

Rapp hat zurückgeru­dert

Oberbürger­meister Daniel Rapp hat zwischenze­itlich wieder etwas zurückgeru­dert: „Wir haben bereits in Tübingen beantragt, dass ab 1. Januar 2019 bis Jahresende in Ravensburg noch einmal gemessen wird.“Laut Weithmann jedoch eine „reine Verzögerun­gstaktik“. Die maßgeblich­e Messperiod­e, die dem Luftreinha­lteplan zugrunde liegen müsse, sei der Zeitraum vom 1. Januar bis 31. Dezember 2016. „Es wäre die Pflicht des Oberbürger­meisters, dafür zu sorgen, dass die gesetzlich vorgesehen­e Frist für die Vorlage des Entwurfs eines Luftreinha­lteplans eingehalte­n wird.“In Anspielung auf entspreche­nde Klagen der Deutschen Umwelthilf­e in anderen Städten meint Weithmann: „Wir hoffen, dass die Ravensburg­er Bevölkerun­g nicht erst über Gerichtsen­tscheide zu ihrem Recht auf saubere Luft kommt.“

Es dürfte spannend werden, wie das Regierungs­präsidium die Kehrtwende am Mittwoch rechtferti­gt. Weitere Themen im AUT sind die Bebauung an der Seestraße 32 und 36 sowie die Bebauungsp­läne des Schmalegge­r Kindergart­ens und des Neubaugebi­etes Ortsmitte Schmalegg III.

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SYMBOLFOTO: RÜSCHE/DPA In Luft aufgelöst haben sich offenbar die Besorgnis erregenden Stickstoff­dioxidwert­e in Ravensburg. Am Mittwoch erklärt ein Vertreter des Regierungs­präsidiums Tübingen in einer Ausschusss­itzung, warum es keinen Luftreinha­lteplan geben wird – zumindest vorerst.

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