Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kultur leben
993 war einer der faszinierendsten Architekturkontraste im Nachkriegsdeutschland vollendet: neben der grauen Gotik des Münsters das Ulmer Stadthaus des Amerikaners Richard Meier – strahlendes Weiß, lichterfüllt. Keine Geburtstags-Ausstellung zu Meier, davon gab es welche, doch inspiriert von diesem architektonischen Lichtgestalter Annäherungen – „Lichte Momente“. Installationen der 2017 verstorbenen Rosalie und sieben Fotografen auf der Suche nach Licht in natürlichen wie künstlich geschaffenen Ambienten. Ralf Peters beleuchtet Bäume in der Nacht, verwandelt sie in mythische Individuen; Andrei Loginov aus Weißrussland schichtet mit 3DFotografie Bienenwaben in Lichtkästen zu fragilen Skulpturen, die die Fragilität dieser bedrohten Wunderwesen „erhellen“. Jürgen Grözinger sucht im winterlichen Island Licht, nie wissend, wann es kommt, oft nur für magische Momente. Beängstigend, was Julius von Bismarck im venezolanischen Regenwald sucht und in seiner Unberechenbarkeit findet: das Licht von Blitzen. Apokalyptisch angesichts der Klimaveränderungen. Faszinierend wie irritierend, was Peter Bialobrzeski als Folgen der gigantomanen „Lichtverschmutzung“im Dschungel asiatischer Megastädte fand – ein neues, fast irreales urbanes „Mega-Grün“. Zwischen Utopie und Wahnsinn. Bis 10. März 2019, mit Licht-Tanzperformances. Infos unter www.stadthaus.ulm.de Von ganz anderem Licht, der Sonne Afrikas, dürfte ein Konzert inspiriert sein in
19.30 Uhr: Dort wuchs Johannes Lauer auf und wurde später als Posaunist zum musikalischen Grenzgänger: Jazz, Klassische Moderne bis zu Folk aus Lateinamerika. Im jüngsten Projekt nun ins westafrikanische Burkina
Faso, in der Zusammenarbeit mit Moussa Coulibaly, einem GriotSänger und Instrumentalisten. Sie sind die musikalischen „Archivare“der mündlich überlieferten Geschichten von Dörfern und Clans, von Händler- und Adelsfamilien. Das Konzert verspricht, nach dem Titel der Ulmer Ausstellung, „Lichte Momente“aus Afrika, Kulturbegegnung, statt dem, wodurch Afrika zum „dark continent“, zum „Dunklen Kontinent“wurde – Europas Plünderungen und kulturelle Ignoranz. Oberschwäbischen Friedenswochen, seit nunmehr 34 Jahren, mit der großartigen Erinnerungs- und Friedenskultur progressiver kirchlicher Gruppen wie Pax Christi. Am heutigen Montag, 19.30 Uhr, im Spitalcafé Bachstraße 52, mit dem Genfer Korrespondenten Andreas Zumach über das UNAbkommen zum weltweiten Verbot von Atomwaffen. Von 133 Staaten unterzeichnet, nicht aber von Deutschland; am 15.11., 19.30 Uhr, Einblicke in die Macht des globalen Kapitalismus mit dem Journalisten Wolfgang Kessler, Gemeindezentrum Dreifaltigkeit, Angerstraße 8, Ravensburg.
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