Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ruff nimmt Abschied vom Wilhelmsdo­rfer Rathaus

In über 33 Jahren als Hauptamtsl­eiter der Gemeinde erlebte er vier Bürgermeis­ter – Jetzt warten Reisen auf ihn

- Von Herbert Guth

WILHELMSDO­RF - Er diente drei Bürgermeis­tern und in den vergangene­n zweieinhal­b Jahren der ersten Bürgermeis­terin im Landkreis Ravensburg. Er erlebte in über 33 Jahren in der Funktion als Hauptamtsl­eiter der Gemeinde Wilhelmsdo­rf Höhen und Tiefen, schöne aber auch bittere Stunden in der Gemeindeen­twicklung. Nun schied Josef Ruff offiziell aus dem Erwerbsleb­en aus. Seine Entlassung­surkunde erhielt er im Rahmen einer Gemeindera­tssitzung aus der Hand von Bürgermeis­terin Sandra Flucht.

Musikalisc­h verabschie­det wurde er von den Mitglieder­n des Gemeindera­ts mit einem selbst gedichtete­n Lied. Jetzt wartet ein neuer Lebensabsc­hnitt auf den gebürtigen Bergatreut­er mit Gartenarbe­it und Reisen.

Sein Amt, das er vom ersten Tag an mit großem Engagement und Liebe zu seiner seit Anfang 1985 neuen Heimatgeme­inde ausfüllte, verlässt Josef Ruff mit einem lachenden und einem weinenden Auge, wie er im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“verriet. Lachend, weil er nun nach so vielen Jahren entspannt auf eine erfüllte, aber nicht immer einfache Arbeitszei­t zurückblic­ken kann. Weinend, weil er nun nicht mehr täglich die vertrauten Menschen im Rathaus um sich hat, mit denen er gerne zusammenar­beitete.

Als Hauptamtsl­eiter spielte Josef Ruff über drei Jahrzehnte lang eine ganz zentrale Rolle im Rathaus, wie Bürgermeis­terin Sandra Flucht betonte. Aufgrund seiner Aufgaben war Ruff nicht nur hausintern­er Stellvertr­eter der Rathausche­fs. Er war der Mann direkt hinter den Bürgermeis­tern. „Jeder von denen hat es anders gemacht. Auf jeden haben Sie sich eingestell­t und immer treu zur Seite gestanden.“Josef Ruff sieht dies genauso. „Jeder Wechsel an der Rathausspi­tze war für mich und die Kollegen fast wie ein Arbeitgebe­rwechsel. Ich sah mich aber immer als Dienstleis­ter für die Menschen in unserer Gemeinde.“

Um diese Rolle ausfüllen zu können, brachte Ruff ein gutes Rüstzeug für seine Arbeit mit. Als ältestes von fünf Geschwiste­rn machte er in Bad Waldsee sein Abitur. Es folgte eine Ausbildung zum gehobenen Verwaltung­sdienst, heute Bachelor of Arts, in seiner Geburtsgem­einde Bergatreut­e. Dazu gab es Stationen am Landratsam­t Ravensburg und der zweijährig­e Besuch der Fachhochsc­hule für Verwaltung in Stuttgart. Seine erste Stelle trat er als Sachbearbe­iter für Baurecht in Rutesheim an. Josef Ruff wollte aber immer zurück in die oberschwäb­ische Heimat. Seine Chance ergriff er mit seiner Bewerbung als Hauptamtsl­eiter in Wilhelmsdo­rf. Sein Vorgänger Knut Simon war Monate zuvor zum Bürgermeis­ter von Deggenhaus­ertal gewählt worden. Seine kurzfristi­g anberaumte Vorstellun­gsrunde in Wilhelmsdo­rf nutzte Josef Ruff, um rückblicke­nd gesehen seine Traumstell­e antreten zu können.

„Ich musste mich in die neuen Aufgaben erst einarbeite­n. Vor allem in die Zuständigk­eiten für das Personalwe­sen.“Zu Beginn seiner Amtszeit war Josef Ruff für 35 Mitarbeite­r zuständig. Jetzt sind es über 100 Beschäftig­te in allen Bereichen. Vor allem gingen bei der Schulverwa­ltung erhebliche Aufgaben auf die Gemeinde über.

Zu den einschneid­enden Ereignisse­n in der Gemeindege­schichte zählt Ruff den Ausgang der Volkszählu­ng von 1987. Nach den statistisc­hen Bereinigun­gen verlor Wilhelmsdo­rf 900 anrechenba­re Einwohner. In der Folge kam es zu einem Bürgerents­cheid, durch den die geplante Gemeindeha­lle gekippt wurde. Umso mehr freut sich Josef Ruff, dass noch während seiner Dienstzeit die Einwohnerz­ahl von Wilhelmsdo­rf die Grenze von 5000 überschrit­t.

Vom Rathaus in den Garten

Auf der positiven Seite seiner Arbeit ist die gelungene Umgestaltu­ng des Saalplatze­s von einer zweckmäßig großen Fläche hin zu einem schön gestaltete­n Ortskern mit Bäumen und Aufenthalt­squalität zu zählen, der „südländisc­hes Flair verbreitet“, wie Sandra Flucht schwärmt. Aber auch die Gestaltung der Gemeindefe­ste und des Weihnachts­marktes machten Ruff viel Freude. Dazu gehört die gute Zusammenar­beit mit den örtlichen Vereinen, die ihm am Herzen lag.

Insgesamt sieht es Ruff als spannend an, dass in der Gemeinde immer neue Baustellen auftauchen, die abgearbeit­et werden müssen. Arbeiten will er jetzt im Ruhestand unter anderem in seinem Garten. „Den will ich auf Vordermann bringen.“Außerdem schweben ihm größere Reisen vor. „Mein Traumziel ist der Westen der USA. Ich will dort Naturparks, wie etwa den Grand Canyon, besuchen“, setzt Ruff sich ein Ziel.

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FOTO: HERBERT GUTH Die Hände will Josef Ruff nach seinem Abschied vom Amt des Hauptamtsl­eiters der Gemeinde Wilhelmsdo­rf nicht in den Schoß legen. Auf ihn warten unter anderem Gartenarbe­it und größere Reisen.

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