Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Jommellis Opern-Thriller
Bis um 1800 wurde Niccolò Jommelli europaweit als größter Musikdramatiker neben Gluck verehrt. Der 1714 bei Neapel geborene Komponist kam 1753 an den Stuttgarter Hof. Seine Oper „Il Vologeso“wurde 1766 in Ludwigsburg und 1769 in Lissabon aufwendig produziert. Danach kam sie fast 250 Jahre lang nicht mehr auf die Bühne. Erst zu Jommellis 300. Geburtstag wurde sie an der Staatsoper Stuttgart wieder szenisch aufgeführt. Jossi Wieler, Sergio Morabito und Anna Viebrock inszenierten sie als spannenden PolitThriller über Liebe und Verrat.
Schon 1993 hat Frieder Bernius das Meisterwerk erstmals konzertant wiederaufgeführt und eingespielt (Orfeo). Jetzt ist ein Videomitschnitt der Neuproduktion von 2015 erschienen (Naxos). Gabriele Ferro dirigiert das reduzierte Stuttgarter Staatsorchester. Mit drei geteilten Streichergruppen, wenigen Bläsern und einem brillanten Continuo-Team wird plastisch musiziert. Sebastian Kohlhepp, Ana Durlovski, Sophie Marilley, Helene Schneiderman und weitere Gesangssolisten werden Jommellis virtuosem Belcanto heftiger Leidenschaften gerecht und machen verständlich, warum noch Mozart von der Substanz dieser Opera seria gezehrt hat. (wmg)
Jommelli: „Il Vologeso“; S. Kohlhepp, A. Durlovski u.a.; Staatsorchester Stuttgart, Gabriele Ferro; Insz.: Jossi Wieler u.a.; Naxos 2.110395-96 (2 DVDs), NBD0067V (Blueray Disc)