Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Schulen, Umwelt, Standorte: Das plant der Landkreis
Kreis will im kommenden Jahr 33,6 Millionen Euro investieren
RAVENSBURG - Keine Neuverschuldung, keine Erhöhung der Kreisumlage: Der Haushaltsplan des Landkreises Ravensburg ist am Dienstag im Kreistag vorgestellt worden. 33,6 Millionen Euro will der Kreis im kommenden Jahr investieren. Landrat Harald Sievers stellte vorab in einer Pressekonferenz Schwerpunkte der Investitionen vor.
Die Herkulesaufgabe der kommenden Jahre ist die Sanierung der fünf kreiseigenen Berufsschulen und Gymnasien. Die Bausubstanz ist zum Teil marode, die Situation insgesamt „abgewohnt“, wie Sievers sagt. Um Berufsschüler zeitgemäß ausbilden zu können, fehlt es zum Teil an entsprechenden Maschinen, aber auch an guten Internetverbindungen. 300 Millionen Euro muss der Kreis voraussichtlich für die Sanierung der Schulen hinblättern. Weil das jegliche Dimension – sogar den Neubau des Elisabethenkrankenhauses – sprengen würde, sollen die etwa 60 Maßnahmen auf den Zeitraum von 2020 bis 2040 verteilt werden. Würde bedeuten, dass jährlich etwa 15 Millionen Euro aufgebracht werden müssten. Noch vor der Kommunalwahl will der Kreistag im Frühjahr drei Prioritätsstufen festlegen, die einen Zeitrahmen vorgeben, wann welche Sanierungsmaßnahmen verwirklicht werden.
Im kommenden Haushaltsjahr will der Kreis aber schon Geld in die Schulen in Leutkirch und Wangen stecken, wo Metallverarbeitung beziehungsweise Landwirtschaft angesiedelt sind. Allein eine Million Euro fließt in einen Maschinenpark für die Leutkircher Schule. Zudem gibt es Geld für das „digitale Klassenzimmer“. Dazu gehören Breitbandversorgung, Tablets und WLAN.
Gemeinsam mit einem Beratungsbüro will der Landkreis die Busversorgung verbessern. „Bis 2020 wollen wir entscheiden, wie wir den ÖPNV weiterentwickeln“, sagte Sievers. Dazu gehört eine Taktung, die auf die dann elektrifizierte Südbahn und Allgäubahn besser abgestimmt ist, zudem soll die Bevölkerungsentwicklung stärker beachtet werden: Zuzugsgemeinden könnten dann besser bedient werden. Im Gespräch sind auch Nachtbusse. Indirekt übte Sievers dabei aber Kritik an der Stadt Ravensburg. Es sei einfach, einen Schnellbus von Ravensburg nach Wangen zu fordern, aber gleichzeitig auf der B 32 keine eigene Busspur einzurichten. „Ein Schnellbus ist nur so schnell, wie er in Knollengraben im Stau steht – auch wenn er Schnellbus heißt.“
Weitere Elektrofahrzeuge
Eine neue Stelle soll beim Landratsamt geschaffen werden, um eine Strategie zur Förderung der Biodiversität zu entwickeln und später umzusetzen. Außerdem will das Landratsamt sieben weitere E-Autos und zusätzlich einen E-Transporter anschaffen. An den Landratsamtsaußenstellen in Wangen und Leutkirch wurden bereits öffentliche Schnellladestationen für E-Autos aufgestellt, wo Fahrer innerhalb von 25 Minuten ihren Akku auftanken können. Weitere in Ravensburg sollen folgen, und auch an den drei Krankenhäusern in Ravensburg, Wangen und Bad Waldsee wird es Stromtankstellen geben, allerdings nicht die superschnellen.
Den Bürgerservice will Landrat Sievers mit einem Internet-Bürgerportal ab 1. April deutlich ausbauen: Alles, was mit Abfall zu tun hat, kann dann dort erledigt werden, zum Beispiel die Anforderung einer weiteren Sperrmüllkarte oder einer anderen Tonnengröße. Bei den Städten und Gemeinden blieben dann nur noch die Abfallberatung und die Entsorgung des wilden Mülls.
Ein großes Projekt steht im Bauernhausmuseum Wolfegg an: der Wiederaufbau des im Jahr 2008 abgebauten und eingelagerten Hofes Beck aus Ravensburg-Taldorf. Vorausgesetzt, der Kreistag stimmt angesichts der Kosten in Höhe von 3,4 Millionen Euro zu, soll dieser Hof barrierefrei sein, weitere Objekte aus dem 22 000 Stücke zählenden Fundus präsentieren und Räume für Museumspädagogik bieten, die derzeit „im gut besuchten Museum zu kurz kommen“, so Sievers.
Die Grundsatzentscheidung über eines von Sievers’ Lieblingsthemen steht im kommenden Jahr ebenfalls an: über die zukünftigen Standorte der Kreisverwaltung im Mittleren Schussental. Wie berichtet, gibt es ein gutes Dutzend Varianten, die netto zwischen 100 und 200 Millionen Euro kosten. Das dürfte im Kreistag das größte Streitthema werden.
Die Fraktionen werden sich den Etat in den kommenden drei Wochen zu Gemüte führen und in der Sitzung am Donnerstag, 13. Dezember, in Horgenzell darüber beraten.