Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Knapp übergibt ein gut bestelltes Erbe
Neue PH-Rektorin Karin Schweizer kann ihre Aufgabe mit breiter Unterstützung angehen
WEINGARTEN - Nach turbulenten Jahren mit mehreren Veränderungen im Führungsteam und gravierenden Strukturreformen ist am Montag an der Pädagogischen Hochschule (PH) Weingarten die neue Rektorin Karin Schweizer in ihr Amt eingesetzt und der bisherige Rektor Werner Knapp mit hoher Anerkennung seiner Leistungen verabschiedet worden. Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und zahlreiche weitere Redner hoben dabei die Bedeutung der Hochschule für die Region und weit darüber hinaus hervor.
In den siebeneinhalb Jahren, in denen Knapp die Geschicke der PH Weingarten geleitet hat, musste sich die Hochschule großen Herausforderungen stellen, um auch in Zukunft ihrem Bildungsauftrag gerecht zu werden. Längst beschränkt er sich nicht mehr darauf, angehende Lehrer didaktisch und fachspezifisch auszubilden. Die Forschung hat ein immer stärkeres Gewicht gewonnen, damit die Aus- und Weiterbildung auf einer fundierten Basis erfolgen kann.
Wie ein roter Faden zog sich durch alle Reden die Erleichterung darüber, dass Baden-Württemberg nicht dem Beispiel der anderen Bundesländer gefolgt ist und die Pädagogischen Hochschulen in die Universitäten eingegliedert hat. Vielmehr sei es gelungen, den engen Bezug zur Schulpraxis zu erhalten und gleichzeitig eine universitäre Forschung zu etablieren. Gleichwohl bezeichnete es der scheidende Rektor als Anachronismus, dass das Grundschulstudium auf acht Semester beschränkt bleibt und niemand an einer Grundschule über die Besoldungsstufe A 13 hinaus aufsteigen kann. Werner Knapp bemängelte ferner, dass die Masterstudiengänge an Pädagogischen Hochschulen nicht ausfinanziert seien: „Wir qualifizieren umfassend den wissenschaftlichen Nachwuchs. Dafür brauchen die Hochschulen finanzielle Planungssicherheit.“
In ihrer bisherigen Funktion als Prorektorin hat Karin Schweizer an der inhaltlichen Entwicklung der PH maßgeblich mitgewirkt. Sie werde hier weiterarbeiten, auch und gerade auf dem Gebiet der Digitalisierung. Das biete Möglichkeiten, die Hochschule weiter zu öffnen, indem beispielsweise externe Zugänge zur Bibliothek geschaffen werden. Ferner sagte sie: „Auch der Bereich außerhalb der Lehramtsstudiengänge muss internationalisiert werden.“Außerdem wolle sie die bisherigen Kontakte in die Schweiz und nach Vorarlberg ausbauen mit dem Ziel eines trinationalen Lehramts.
Lehrermangel beseitigen
Dringlichstes Problem für Wissenschaftsministerin Theresia Bauer aber ist es, den Lehrermangel schnell und nachhaltig zu beseitigen. Deshalb hat die Landesregierung 400 zusätzliche Studienplätze bewilligt. Die PH Weingarten werde ihr Studienplatzangebot um 15 Prozent erweitern können. „Ich gehe in die Gymnasien und werbe für den Lehrerberuf, um insbesondere für die Grund- und Berufschulen geeignete Nachwuchskräfte zu gewinnen. Da bin ich froh und dankbar, dass wir mit unseren Pädagogischen Hochschulen für diese Aufgabe bestens gerüstet sind“, sagte Bauer und fügte hinzu: „Die Welt wird immer komplizierter. Da brauchen wir junge Menschen, die viel wissen und starke Persönlichkeiten sind.“Die PH Weingarten sei gut aufgestellt, stark in der Region vernetzt und biete mit der neuen Rektorin die Gewähr, dass nahtlos an das bisher Erreichte angeknüpft werden könne. Ausdrücklich lobte Bauer das Projekt „Innovative Hochschule“, mit dem die PH Weingarten einen Exzellenznachweis erbracht habe gegenüber bundesweit starker Konkurrenz.
Der Landkreis werde die PH bei allen Neuerungen in der Aus- und Weiterbildung unterstützen, versprach Eva-Maria Meschenmoser, Stellvertreterin des Landrats und seit kurzem Vorsitzende der Vereinigung der Freunde der PH Weingarten. Dabei gehe es darum, passgenaue Weiterbildungskonzepte zu entwickeln, und zwar nicht nur für Lehrer, sondern auch für Entscheider in Wirtschaft, Verwaltung und Politik.
Wie sehr auch die Stadt Weingarten davon profitiert, dass das gemeinsame Oberzentrum mit PH, Hochschule Ravensburg-Weingarten und Dualer Hochschule über hochkarätige Bildungseinrichungen mit starkem Praxisbezug verfügt, betonte OB Markus Ewald. Gerade für die örtlichen Schulen sei das ein großer Segen.
Harmonierendes Team ist wichtig
Mit etwas Neid blickte Hans-Werner Huneke, Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz der Pädagogischen Hochschulen und Rektor der PH Heidelberg, auf seine neue Kollegin: „Hier arbeiten hoch qualifizierte Dozenten in einem einmalig schönen Umfeld.“Dass eine Hochschule aber nicht allein von der Qualität ihrer Lehre und Forschung lebt, sondern auf allen Ebenen auf ein gut harmonierendes Team angewiesen ist, machte der scheidende Rektor in seinem abschließenden Dank deutlich, in den er alle einschloss, die in unterschiedlichen Funktionen tätig sind. Eingerahmt wurde die Feier mit musikalischen Beiträgen, die auch Studenten einer Musikhochschule gut zu Gesicht gestanden hätten.