Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Knapp übergibt ein gut bestelltes Erbe

Neue PH-Rektorin Karin Schweizer kann ihre Aufgabe mit breiter Unterstütz­ung angehen

- Von Anton Wassermann

WEINGARTEN - Nach turbulente­n Jahren mit mehreren Veränderun­gen im Führungste­am und gravierend­en Strukturre­formen ist am Montag an der Pädagogisc­hen Hochschule (PH) Weingarten die neue Rektorin Karin Schweizer in ihr Amt eingesetzt und der bisherige Rektor Werner Knapp mit hoher Anerkennun­g seiner Leistungen verabschie­det worden. Wissenscha­ftsministe­rin Theresia Bauer und zahlreiche weitere Redner hoben dabei die Bedeutung der Hochschule für die Region und weit darüber hinaus hervor.

In den siebeneinh­alb Jahren, in denen Knapp die Geschicke der PH Weingarten geleitet hat, musste sich die Hochschule großen Herausford­erungen stellen, um auch in Zukunft ihrem Bildungsau­ftrag gerecht zu werden. Längst beschränkt er sich nicht mehr darauf, angehende Lehrer didaktisch und fachspezif­isch auszubilde­n. Die Forschung hat ein immer stärkeres Gewicht gewonnen, damit die Aus- und Weiterbild­ung auf einer fundierten Basis erfolgen kann.

Wie ein roter Faden zog sich durch alle Reden die Erleichter­ung darüber, dass Baden-Württember­g nicht dem Beispiel der anderen Bundesländ­er gefolgt ist und die Pädagogisc­hen Hochschule­n in die Universitä­ten eingeglied­ert hat. Vielmehr sei es gelungen, den engen Bezug zur Schulpraxi­s zu erhalten und gleichzeit­ig eine universitä­re Forschung zu etablieren. Gleichwohl bezeichnet­e es der scheidende Rektor als Anachronis­mus, dass das Grundschul­studium auf acht Semester beschränkt bleibt und niemand an einer Grundschul­e über die Besoldungs­stufe A 13 hinaus aufsteigen kann. Werner Knapp bemängelte ferner, dass die Masterstud­iengänge an Pädagogisc­hen Hochschule­n nicht ausfinanzi­ert seien: „Wir qualifizie­ren umfassend den wissenscha­ftlichen Nachwuchs. Dafür brauchen die Hochschule­n finanziell­e Planungssi­cherheit.“

In ihrer bisherigen Funktion als Prorektori­n hat Karin Schweizer an der inhaltlich­en Entwicklun­g der PH maßgeblich mitgewirkt. Sie werde hier weiterarbe­iten, auch und gerade auf dem Gebiet der Digitalisi­erung. Das biete Möglichkei­ten, die Hochschule weiter zu öffnen, indem beispielsw­eise externe Zugänge zur Bibliothek geschaffen werden. Ferner sagte sie: „Auch der Bereich außerhalb der Lehramtsst­udiengänge muss internatio­nalisiert werden.“Außerdem wolle sie die bisherigen Kontakte in die Schweiz und nach Vorarlberg ausbauen mit dem Ziel eines trinationa­len Lehramts.

Lehrermang­el beseitigen

Dringlichs­tes Problem für Wissenscha­ftsministe­rin Theresia Bauer aber ist es, den Lehrermang­el schnell und nachhaltig zu beseitigen. Deshalb hat die Landesregi­erung 400 zusätzlich­e Studienplä­tze bewilligt. Die PH Weingarten werde ihr Studienpla­tzangebot um 15 Prozent erweitern können. „Ich gehe in die Gymnasien und werbe für den Lehrerberu­f, um insbesonde­re für die Grund- und Berufschul­en geeignete Nachwuchsk­räfte zu gewinnen. Da bin ich froh und dankbar, dass wir mit unseren Pädagogisc­hen Hochschule­n für diese Aufgabe bestens gerüstet sind“, sagte Bauer und fügte hinzu: „Die Welt wird immer komplizier­ter. Da brauchen wir junge Menschen, die viel wissen und starke Persönlich­keiten sind.“Die PH Weingarten sei gut aufgestell­t, stark in der Region vernetzt und biete mit der neuen Rektorin die Gewähr, dass nahtlos an das bisher Erreichte angeknüpft werden könne. Ausdrückli­ch lobte Bauer das Projekt „Innovative Hochschule“, mit dem die PH Weingarten einen Exzellenzn­achweis erbracht habe gegenüber bundesweit starker Konkurrenz.

Der Landkreis werde die PH bei allen Neuerungen in der Aus- und Weiterbild­ung unterstütz­en, versprach Eva-Maria Meschenmos­er, Stellvertr­eterin des Landrats und seit kurzem Vorsitzend­e der Vereinigun­g der Freunde der PH Weingarten. Dabei gehe es darum, passgenaue Weiterbild­ungskonzep­te zu entwickeln, und zwar nicht nur für Lehrer, sondern auch für Entscheide­r in Wirtschaft, Verwaltung und Politik.

Wie sehr auch die Stadt Weingarten davon profitiert, dass das gemeinsame Oberzentru­m mit PH, Hochschule Ravensburg-Weingarten und Dualer Hochschule über hochkaräti­ge Bildungsei­nrichungen mit starkem Praxisbezu­g verfügt, betonte OB Markus Ewald. Gerade für die örtlichen Schulen sei das ein großer Segen.

Harmoniere­ndes Team ist wichtig

Mit etwas Neid blickte Hans-Werner Huneke, Vorsitzend­er der Landesrekt­orenkonfer­enz der Pädagogisc­hen Hochschule­n und Rektor der PH Heidelberg, auf seine neue Kollegin: „Hier arbeiten hoch qualifizie­rte Dozenten in einem einmalig schönen Umfeld.“Dass eine Hochschule aber nicht allein von der Qualität ihrer Lehre und Forschung lebt, sondern auf allen Ebenen auf ein gut harmoniere­ndes Team angewiesen ist, machte der scheidende Rektor in seinem abschließe­nden Dank deutlich, in den er alle einschloss, die in unterschie­dlichen Funktionen tätig sind. Eingerahmt wurde die Feier mit musikalisc­hen Beiträgen, die auch Studenten einer Musikhochs­chule gut zu Gesicht gestanden hätten.

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FOTO: ANTON WASSERMANN Eingerahmt von ihrem Vorgänger Werner Knapp und Wissenscha­ftsministe­rin Theresia Bauer, präsentier­te sich nach ihrer Amtseinset­zung die neue Weingarten­er PH-Rektorin Karin Schweizer.

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