Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Elegische Töne an einem nebelverhangenen Tag
Veronika Eberle, Julian Steckel und William Youn begeistern in der Villa Rot
BURGRIEDEN-ROT - Der Konzertsaal im Museum der Villa Rot ist klein aber fein, die Musiker sitzen fast auf Tuchfühlung mit dem Publikum in den ersten Reihen. Entsprechend direkt kann auch der Klang sein, doch Veronika Eberle mit ihrer Stradivari Dragonetti, Julian Steckel mit seinem Guarneri-Cello und William Youn am modernen Steinway verstehen es, die Klänge zu modellieren und die Höhepunkte sparsam zu setzen.
Und das, obwohl die russischen Romantiker Rachmaninow und Tschaikowsky geradezu überschäumen in ihrem leidenschaftlichen Ausdruck. Der gerade mal 18-jährige Rachmaninow bezog sich in seinem ersten Triosatz auf den verehrten Meister Tschaikowsky, ein Jahr später sollte er nach dessen Tod ein weiteres „Trio élégiaque“schreiben und damit die russische Tradition der Gedenkwerke fortführen. Auch Tschaikowskys Trio a-Moll „A la mémoire d’un grand artiste“, mit dem die drei die Matinee beendeten, war im Gedenken an einen Freund, den Förderer Nikolai Rubinstein, geschaffen worden. Die russische Schwermut im hochromantischen Gewand passte hervorragend zum nebelverhangenen Totensonntag. Üppig rauschende Klavierklänge, glutvoller Geigenglanz und satter Cellogesang wirkten im Zusammenspiel wie ein großes Ganzes. Die charaktervollen Variationen, die bei Tschaikowsky das ganze Spektrum des musikalischen Ausdrucks abdecken, ließen die Musik vielgestaltig wirken. Es ist Trauermusik mit großem Atem, bringt in den Variationen Mazurka, Walzer, Glöckchenklänge und verschlungene Steigerungen, um in einen grandios gesteigerten Trauermarsch zu münden.
In die Mitte des Programms hatten die Künstler zwei französische Komponisten gesetzt, die ebenfalls klanglich aufeinander bezogen sind. Die 28-jährige Geigerin Veronika Eberle ist eine der Meisterschülerinnen von Ana Chumachenko und erhält nächste Woche den WernerEgk-Preis ihrer Heimatstadt Donauwörth. Sie erhob sich in die silbrigen Höhen von Olivier Messiaens „Thema und Variationen“. William Youn breitete dazu am Flügel den Farbenreichtum der Akkorde aus. Kernig, in sich jedoch ebenso farbenreich und charaktervoll emphatisch gestalteten Julian Steckel, ARD-Preisträger und Professor an der Münchner Musikhochschule, und William Youn, der Wahlmünchner aus Korea, die leidenschaftliche Cellosonate von Debussy.