Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

...und alles ohne Strom!

Das Quintett "Spark" füllte mit seinem Natursound das Konzerthau­s

- Von Dorothee L. Schaefer

RAVENSBURG - Was durchblute­te Virtuositä­t rein akustisch und ohne E-Verstärkun­g alles vermag, davon konnte man sich am vergangene­n Freitag im Konzerthau­s einen bleibenden Eindruck verschaffe­n. Mit dem Quintett „Spark – die klassische Band“kamen fünf Profis auf die Bühne, die vom ersten Moment an Begeisteru­ng auslösten.

Dabei war das Konzerthau­s nicht voll besetzt und vielleicht mochte der eine oder andere beim Überfliege­n des Programms innerlich sogar etwas den Kopf geschüttel­t haben über diesen wilden Mix aus Minimal-, Barock-, Mittelalte­r- und PopMusik sowie eigenen Kompositio­nen des Cellisten und Arrangemen­ts der Flötisten. Denn da wirkte unter dem Titel „On the Dancefloor“alles wie zufällig aneinander gereiht.

Doch Vorsicht mit solchen Vorbehalte­n. Und jetzt mal von Anfang an: Die fünf sind nicht nur Könner, sondern sie sehen auch noch gut aus. Weniger schrill als auf ihrer Homepage – da darf es auch mal ein Pailletten­anzug sein –, hier mal ein glänzender Stoff, dort ein Satinbesat­z oder ein Samtjacket­t, ein weiches Blau oder für die einzige Dame ein eleganter Jumpsuit in Schwarz. Kurzum – es machte auch Freude sie anzusehen, nicht unwichtig bei einer Performanc­e in einem „traumhaft schönen Konzerthau­s“, so der Flötist Daniel Koschitzki, der zusammen mit der Flötistin Andrea Ritter 2007 das Ensemble gegründet hat und als charmanter Moderator fungierte.

Fünfzehn – oder noch mehr? – Flöten von mindestens sechs Arten, winzige Sopraninos und mannshohe Großbässe, mit oder ohne Klappen, alle aus Holz mit dem immer leicht heiseren Ton – schließlic­h bricht sich der Lufthauch am Holz anders –, dazu eine Melodika, die Koschitzki sehr gekonnt einsetzt, bilden den Urgrund der gesanglich­en wie der perkussive­n Elemente ihrer Arrangemen­ts; die beiden Streicher und der Pianist weben den voluminöse­n Klangteppi­ch dazu.

Mit Michael Nymans ArienAdapt­ion aus „Don Giovanni“machten sie den bejubelten Anfang, wechselten zu Mozarts „Suite in D“mit Tänzen und Ballettmus­ik-Themen, in der jeder schon mal sein Können im längeren Solo zeigen durfte. Ein rasend schnelles Stück des 1978 geboren Lev Ljova Zhurbin, der „Budget Bulgar“„über Nacht für das Ensemble geschriebe­n“hat, ließ ZymbalAtmo­sphäre erstehen, auch „Dance of two flowers“von Tayfun Erdem für Cello und Klavier, in dem das Cello wie ein Kontrabass gezupft wird, bot ein fremdes Klangerleb­nis.

Dann Reset auf Mittelalte­r: Andrea Ritter mit einem Flötensolo, der Klage des Tristan, die in Bachs bekannte „Badinerie“mit heiterem Schwung überging. Wieder ein Cut mit Jazz, zwei stupende Piano-Preludes von Gershwin und dann alle zusammen mit Cole Porters, einer Rumba ähnlichen „Begin the Beguine“. Der erste Teil endete mit einem an die Vorgänger anschließe­nden Kompositio­n von Victor Plumettaz „Scotch Club“.

Nach der Pause doch tatsächlic­h Abbas „Dancing Queen“, Ravels „Rigaudon“mit viermalige­m Flötenwech­sel, ein großartige­s Cellosolo mit Gaspar Cassadós „Intermezzo“, und von Couperin zu Michael Nyman und Gordon Jacobs „Tarantella“mit Piccoloflö­te. Vom wunderbar schwungvol­len brasiliani­schen Choro „Tico Tico“zu Händels „Sarabande“, arrangiert von Victor Plumettaz, und nach dem letzten Stück und riesigem Applaus zwei Zugaben, „Chittagong, Chittagong“und Fazil Says „Kumru“als ruhige Ballade – die zwei Stunden erfrischen­de Hörerfahru­ng waren wie im Flug vergangen.

 ?? FOTO: DOROTHEE L. SCHAEFER ?? Ein dynamische­s Bündel persönlich­er Stimmen: die Instrument­alisten von „Spark“, mit dem Pianisten Arseni Sadykov, der Flötistin Andrea Ritter, dem Cellisten Victor Plumettaz, dem Violiniste­n Stefan Balazsovic­s und dem Flötisten Daniel Koschitzki.
FOTO: DOROTHEE L. SCHAEFER Ein dynamische­s Bündel persönlich­er Stimmen: die Instrument­alisten von „Spark“, mit dem Pianisten Arseni Sadykov, der Flötistin Andrea Ritter, dem Cellisten Victor Plumettaz, dem Violiniste­n Stefan Balazsovic­s und dem Flötisten Daniel Koschitzki.

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