Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ohne Josef Dreier kein Wirtschaftsgymnasium
Berufliches Schulzentrum Wangen feiert 50-jähriges Bestehen mit einem Festakt
WANGEN - Das Berufliche Schulzentrum Wangen hat am Samstag mit einem Festakt für geladene Gäste in der Stadthalle ein besonderes Jubiläum gefeiert. Seit 1968 gibt es das Wirtschaftsgymnasium in der Stadt und damit die Möglichkeit, auch an einer Beruflichen Schule das Abitur zu erlangen.
In den Wortbeiträgen wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass es dem damaligen Schulleiter Josef Dreier gelungen sei, diese neue Schulart nach Wangen zu holen. Von Anfang an mit dabei, zunächst als Schülerin, dann als Lehrerin, war Anne Möhrle. Die jetzt aus dem Amt geschiedene WG-Abteilungsleiterin hielt vor Augen: „Bis 1998 waren es 1951 Schülerinnen und Schüler, die das Abi machten, bis 2008 schon 3171 und bis heute 4734 Abiturienten. Dazu kommen 300 Absolventen, die die Fachhochschulreife erlangten.“
Bei seiner Begrüßung verwies der neue Schulleiter Patrick Well auf das Motto „Kein Abschluss ohne Anschluss“der „Wangener Institution“und blickte voraus: „Mit den politischen Veränderungen, der Digitalisierung, den von Menschen gemachten Naturgewalten wie der gesellschaftlichen Diskussion kommen neue Herausforderungen auf uns zu. Für uns als Schule gilt, Phänomene zu hinterfragen, moderne Unterrichtsformen anzubieten und die Lernenden noch individueller zu begleiten.“
Imagefilm der Schule wird vorgestellt
CDU-Landtagsabgeordneter Raimund Haser überbrachte die Grüße des Landkreises, „der sehr viel Geld in seine beruflichen Schulen investiert“. Der Politiker zeigte sich überzeugt davon: „Die Schülerinnen und Schüler haben alle Möglichkeiten, sich zu orientieren. Alles, was man haben kann, ist hier vertreten!“
Bevor die Lehrkräfte Holger Kopp und Philipp Uhl den unter ihrer Anleitung entstandenen Imagefilm der Schule mit den Themen „Bildung, Gemeinschaft, Nachhaltigkeit, Vielfalt und Erfolg“vorstellten, gab es klassische Musik. Trung Sam, der während seiner Wangener Zeit Schüler des Wirtschaftsgymnasiums war, spielte Schubert und Debussy.
Volker Kocher, Nachfolger von Anne Möhrle als Abteilungsleiter, war es dann, der sich freute: „Ich darf die Erfolgsgeschichte weiter führen. Es gilt zu bewahren, Neues in die Welt zu setzen und Vorgaben umzusetzen.“Für alles das erhoffte sich Kocher weiterhin „die Unterstützung des engagierten Kollegiums“.
Weiter ging es mit dem Pianisten und Komponisten Uli Kofler. Seine Aussage hinsichtlich eines Erfolgsrezepts, alles am WG in Wangen gelernt zu haben, toppte er noch mit dem gesungenen Geständnis: „Ich habe einen Spätzlehobel. Das ist Grund genug, um glücklich zu sein!“Im weiteren Verlauf des Vormittags gab er einen fingerakrobatischen Boogie Woogie zum Besten und begleitete Lucia Dinand am Flügel, die das „Je vole“von Louane interpretierte.
Kathrin Bauder von „Eventplus“ist es zu verdanken, dass Andreas Thiel die „satirische Festrede“hielt. Der Schweizer, der als „freie Denker“und „eleganter SprachVirtuose“gehandelt wird, wandte sich in seinem Programm nicht nur der Familie mit Kindern zu, sondern lotete mit Themen wie Politik, Religion und Wirtschaft die Toleranzgrenze der Zuhörer aus. Und er tat dies so tiefgründig und blitzgescheit, dass es eine Lust war.
Grußworte von Raimund Frühbauer und Michael Lang
Grußworte kamen zum Abschluss der Jubiläumsfeier vom ehemaligen Schulleiter Raimund Frühbauer und von Oberbürgermeister Michael Lang. Frühbauer sprach davon, von Josef Dreier geprägt worden zu sein, der für ihn ebenso „Rettungsanker“gewesen sei wie für viele andere „eine neue Chance geboten“habe.
Das Technische Gymnasium nannte Frühbauer eine „gute Ergänzung“und das Agrargymnasium die „kleine Schwester“des Wirtschaftsgymnasiums.
Michael Lang bedankte sich bei allen, „die für die Jugend der Region viel geleistet haben“und wiederholte das, was Helmut Maucher den Lehrkräften einmal ans Herz gelegt hatte: „Geben Sie den Schülerinnen und Schülern Wurzeln und Flügel!“