Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Rollstuhlfahrer kommen leichter in Stadtkirche
Barrierefreier Zugang zum Hauptportal wird demnächst fertig – Überraschungsfund bei Bauarbeiten
RAVENSBURG - In einem verborgenen Winkel der Ravensburger Altstadt bekommt ein Platz zurzeit ein neues Gesicht: Im Innenhof hinter der Evangelischen Stadtkirche und dem Landgericht wird der Parkplatz des Gerichtes hergerichtet. Für die Kirche entsteht dabei ein barrierefreier Zugang. Dekan Friedrich Langsam freut sich, dass Rollstuhlfahrer und Kirchenbesucher mit Rollatoren künftig ohne fremde Hilfe zu Gottesdiensten und Konzerten kommen können. Und er berichtet von einer Überraschung bei den Bauarbeiten. Der bisherige Nebeneingang, der vom Marienplatz aus erreichbar ist, hat zwar keine Stufen, aber ein relativ großes Gefälle. Deshalb darf er lediglich als barrierearm, nicht aber als barrierefrei bezeichnet werden, erklärt Langsam.
Kleinen Teil muss Kirche zahlen
Bis zur Vesperkirche, die am 29. Januar beginnt, soll die Zufahrt fertig sein. Auch die Belieferung der Großveranstaltung werde dadurch erleichtert. Er sei dankbar, dass das Land Baden-Württemberg als Besitzer des Hofgeländes die Neugestaltung des Hofes endlich angepackt habe. Nach Angaben des Landesbetriebs Vermögen und Bau gibt das Land Baden-Württemberg für erneuerung von Parkplatz und Kirchenzugang 620 000 Euro aus.
Langsam sieht durch den verschönerten Vorplatz außerdem neue Möglichkeiten für Feiern in der Kirche: Vor seinem inneren Auge sehe er schon, wie etwa Hochzeitspaare feierlich durch den Haupteingang ein- und ausziehen, sagte Langsam. Wenn die Gemeinde die Kirche verlässt, landet sie künftig nicht in einem schmucklosen Hinterhof, vielmehr kann in dem neu gepflasterten Außenbereich zum Beispiel ein Empfang veranstaltet werden. Bei den Bauarbeiten offenbarte sich im Baugrund eine Überraschung: Die Truppe von Baustellenleiter Georg Scheffold von Gartenbau Müller stieß beim Ausheben eines Kabelkanals auf Bauschutt. Bei genauerem Hinsehen erkannte Scheffold bunte Fliesen. Wie die Nachforschung ergab, waren sie von 1861 bis zur Renovierung 1964 in der Kirche verlegt und sind danach im Innenhof offenbar als Füllmaterial verwendet worden.
Dekan Langsam will die überschaubare Zahl geborgener Fliesen säubern lassen. Eine Idee sei, sie an Gemeindemitglieder zu verkaufen und den Erlös für die laufende Kirchenrenovierung zu verwenden.
Fliesen könnten verkauft werden
Die Renovierung der Stadtkirche erfolgt in zwei Abschnitten. Ein erster Bauabschnitt ist seit gut einem Jahr erledigt, Dach und Außenbereich sind dabei erneuert worden. Im zweiten Abschnitt werden nach Langsams Angaben im Kircheninneren die Beleuchtung und die Akustik verbessert und die Elektroinstallation modernisiert. Bis Anfang 2020, so schätzt Langsam, könnte alles fertig sein.