Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Auf den Spuren von Bankräubern
Schulkinder lernen, wie sich Bankfilialen vor Überfällen schützen
RAVENSBURG - Wie schützt sich eine Bank vor Räubern und Einbrechern - und gab es schon einmal einen Einbruch in Ravensburg? Mit diesen Fragen schickte die „Schwäbische Zeitung“die Klasse 4b der Gesamtschule Horgenzell nach Ravensburg. Die 22 Kinder im Alter von neun und zehn Jahren gingen wie richtige Reporter auf die Suche nach Informationen, trafen einen Experten im Wirtschaftsmuseum, recherchierten in den Tresorräumen der hiesigen Sparkasse. Und sie sahen einen ganzen Batzen Geld: knapp 100 000 Euro in bar.
Überfälle auf eine Bankfiliale sind keine Seltenheit, auch nicht in Oberschwaben. Das Wirtschaftsmuseum erzählt die Geschichte von Manfred Scheel. Februar 1973: Der damalige Leiter der Ein-Mann-Filiale der Sparkasse in Leutkirch will gerade in die Mittagspause gehen, als ihn zwei vermummte Männer mit Pistolen am Mitarbeiterausgang empfangen. „Bankangestellte lernen schon in der Ausbildung, dass sie im Falle eines Überfalles das Geld einfach aushändigen“, erklärt Christian von der Heyd, Leiter des Museums, den Kindern, „denn Geld ist versichert, ein Leben kann man nicht ersetzen.“Scheel wurde damals gefesselt gefunden. Die Polizei fasste die Räuber bei einem weiteren Banküberfall. Sie wanderten für viele Jahre ins Gefängnis.
Das Wirtschaftsmuseum in der Marktstraße sitzt in den Räumlichkeiten, in denen die Kreissparkasse von 1823 bis in die 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts untergebracht war. Deshalb gibt es dort auch mehrere Tresore. Der größte Tresorraum wird von einer 3,5 Tonnen schweren Stahltür bewacht. Die Tür ist so schwer, dass die Nachwuchsreporter der 4b sie kaum bewegen konnten. Zwei Schlösser mit zwei unterschiedlichen Schlüsseln sorgen für noch mehr Sicherheit: Denn dann müssen schon zwei Mitarbeiter überfallen werden, um an den Inhalt des Tresors zu gelangen.
Fast 100 000 Euro auf einen Blick
Detlef Münch, der Filialdirektor der Sparkasse in Ravensburg, brachte die Schulklasse dann dorthin, wo jeder Bankräuber gerne hinmöchte. In die Tresorräume einer echten Bank. Dort sahen die Kinder mehrere Maschinen, die Geld zählen, braune Säcke für Münzen und silberne Kisten, in denen Geld in die Filialen oder zurück zur Bundesbank transportiert wird. In einer dieser Kisten lagen 95 000 Euro in bar, zusammengebunden in dicke Bündel aus 20- und 50Euro-Scheinen. „Viel mehr Geld wird man bei uns gar nicht mehr finden“, erklärt Münch, „das Geld wird heutzutage in Banken nicht mehr gelagert. Es ist ständig im Umlauf. Ein Banküberfall lohnt sich schon lange nicht mehr.“
Helena (10) aus Horgenzell hatte bei dem Wort Museum eigentlich einen eher langweiligen Schultag im Kopf, „doch es ist richtig spannend hier“, sagt sie. Annika (9) aus Hasenweiler kannte vieles schon aus Filmen: „Aber ich hab doch noch einiges dazugelernt heute.“Auf eine journalistische Recherche folgt freilich auch ein Bericht der 4b, den die „Schwäbische Zeitung“demnächst veröffentlichen wird.