Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Mehr als nur ein Bild
Hut ab vor dem Bodnegger Gemeinderat! Es ist erstaunlich, wie eine Landgemeinde wie Bodnegg Haltung zeigt. Der Gemeinderat hat mit seiner Entscheidung eine Entscheidung über den Umgang mit der eigenen Vergangenheit getroffen – und bewusst mit der wenig rühmlichen Vergangenheit. Es ist ziemlich einfach und schön, sich über die Ortsentwicklung, historische Gebäude, Anekdoten und Kirchengeschichte zu unterhalten. Sich aber über das Dritte Reich vor Ort zu unterhalten, ist schwierig.
Das tut nämlich sehr schnell weh. Gerade auf dem Land ist die Auseinandersetzung mit diesem Teil der Geschichte schwierig. Die Strukturen sind eng. Alte Wunden reißen wieder auf, weil man sich auf dem Dorf kennt. Man kennt die Geschichte, die Taten, die Täter, die Familien und die Nachfahren. Und Streit will man ja auch nicht riskieren.
Wie schwierig die Auseinandersetzung mit der Geschichte auf dem Dorf ist, zeigt letztlich auch das Beispiel der Gemeinde Wolpertswende. Seitdem sich der Gemeinderat dort für die Aufarbeitung entschlossen hat, ist wegen personeller Querelen und Unmut fast ein ganzes Jahr ergebnislos ins Land gegangen.
Die Botschaft aus Bodnegg lautet: Wir sind gegen das Vergessen, wir sind uns bewusst, dass das Dritte Reich nicht nur außerhalb Oberschwabens stattgefunden hat. Denn das Porträtfoto eines Altbürgermeisters abhängen, ist mehr als nur ein Bild. Galerien mit Bildern von Altbürgermeistern sollen die Personen ehren und an ihre Geschichte, Worte und Taten erinnern, die diese Menschen für eine Gemeinde geleistet haben. Anton Blaser war Bürgermeister und hat im menschenverachtenden NSSystem aktiv mitgespielt.
p.richter@schwaebische.de