Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Zum achten Mal zu warm und zu trocken
Wetterrückblick November
018 ist auf dem besten Wege, als wärmstes und trockenstes Jahr in die 50-jährige Aufzeichnungsreihe der Wetterwarte Süd einzugehen. Seit April war jeder Monat teilweise markant zu warm, zu trocken und sonnenscheinreich. Da macht auch der November keine Ausnahme, allerdings mit zwei völlig unterschiedlichen Monatshälften.
Bis zur Monatsmitte sorgten Föhnlagen am Alpenrand häufig für tagsüber laues Herbstwetter. Vor allem im nördlichen Oberschwaben, rund um Biberach und Laupheim, sowie an der Donau von Beuron über Sigmaringen und Riedlingen nach Ulm verharrten die Temperaturen unter zähem Nebelgrau zeitweilig jedoch nur im einstelligen Bereich, während im föhnangehauchten Allgäu und am östlichen Bodensee an manchen Tagen knapp 20 Grad, in Maierhöfen am 6. sogar 21,4 Grad erreicht wurden. Derart hohe Werte sind um diese Jahreszeit aber gar nicht so ungewöhnlich, denn um Martini (11. November) herum gelangt des Öfteren nochmals laue Luft vom Mittelmeer nach Süddeutschland. Dieses letzte Aufbäumen der Warmluft bezeichnet man daher als Martini-Sommer, in der Schweiz, in der sich die warme Luft mit Föhnunterstützung verstärkt bemerkbar macht, als Martinssömmerli.
In der zweiten Monatshälfte änderten sich die Temperaturverhältnisse dann aber grundlegend. Ein mächtiges Hoch über Skandinavien zapfte russische Kaltluft an und führte sie an seiner Südflanke auf direktem Wege zu uns. Die Folgen waren vielfach frostige Nächte, erste Schneeschauer und erhöhte Glättegefahr.
Bis zum Monatsende schrumpfte der Temperaturüberschuss der ersten beiden Novemberwochen von mehr als fünf Grad auf rund ein Grad und auch die Gesamtsonnenscheindauer lag an der Wetterzentrale in Bad Schussenried mit 58 Stunden letztendlich nur noch wenig über dem 30-jährigen Mittelwert von 52 Stunden.
An der anhaltenden Trockenheit änderte diese Wetterumstellung jedoch wenig, sodass dieser November nach 2011 als zweittrockenster in die Jahrbücher der Wetterkundler eingehen wird. Die meisten der beinahe 200 Messstationen der Wetterwarte Süd verzeichneten noch nicht einmal ein Viertel des Niederschlagssolls, nur Theodor Gerstlauer in Langenau und Bodo Hilzinger in Herbertingen verbuchten etwas mehr. Völlig aus dem Rahmen fallen die Niederschlagsmeldungen von der Baar und Westalb und besonders aus dem Allgäu, denn hier registrierten die Wetterbeobacher vielerorts kaum mehr als zehn Prozent der sonst üblichen Regenmengen. Wilfried Westphal meldete aus Leutkirch gerade mal 7,7 Liter/m2 und Jürgen Hieber aus Tuttlingen lediglich 5,6 Liter/m2.
Es spricht allerdings einiges dafür, dass die kommenden Wintermonate nicht so trocken ausfallen werden und zumindest ein Teil des enormen Niederschlagsdefizits aufgeholt werden wird. Dringend nötig wäre es allemal.