Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Neue Putzkolonnen für sauberere Schulen gesucht
Stadt schreibt Dienstleistung neu aus und achtet mehr auf Qualität, weniger auf Kosten
RAVENSBURG - Seit Jahren häufen sich die Beschwerden über ekelerregende Zustände in Toiletten öffentlicher Gebäude. Vor allem in Ravensburger Schulen waren die Zustände zeitweise schlimm. Ein möglicher Grund dafür – abgesehen von den Benutzern der Toiletten: Die Stadt setzte immer mehr auf Fremdfirmen als auf eigenes Personal, weil sich so die Hälfte der Kosten sparen ließ. Bei der anstehenden neuen Ausschreibung soll daher wieder mehr auf Qualität geachtet werden, die Kosten spielen dabei keine so wichtige Rolle mehr. Zudem hat die Stadt eine neue Mitarbeiterin eingestellt, die sich ausschließlich um das „Reinigungsmanagement“kümmert. Dazu gehört vor allem die Kontrolle der beauftragten Firmen und die Entgegennahme von Beschwerden.
Warum nicht gleich wieder eine eigene Putzkolonne einstellen? Das würde nach Berechnungen der Stadtverwaltungen statt einer knappen Million Euro im Jahr das Doppelte kosten. Nicht, weil städtische Putzfrauen mehr verdienen würden, sondern weil sie wegen längerer Leerlaufzeiten nicht so effektiv arbeiten können wie Reinigungskräfte, die bei Putzfirmen angestellt sind, die viele Auftraggeber haben.
Bei der letzten Ausschreibung im Jahr 2013, als die Haushaltskonsolidierung noch ein größeres Thema war, wurden – im Sinne des Steuerzahlers – schlicht die billigsten Anbieter genommen. Da es bei einer geringen Arbeitslosenquote allerdings schwierig ist, gutes Personal zu bekommen, sind billige Anbieter nicht unbedingt die besten. Löhne am unteren Ende des allgemeingültigen Tarifs in dem Gewerbe sorgen für eine hohe Fluktuation: Zudem ist es verständlicherweise kein großes Vergnügen, Schülerklos oder öffentliche Toiletten zu putzen. Über die Reinigung derselben am Ravensburger Bahnhof sagte ein Putzmann Anfang des Jahres der „Schwäbischen Zeitung“: „Man kann da wirklich alles erleben: Pizzareste an der Decke, abgelegter Müll und immer wieder Verstopfungen.“Vor allem die Männerklos seien schlimm verdreckt. In den Urinalen fänden sich von Bockwürsten bis Cocktailtomaten über Kaugummis und Zigaretten alle möglichen Gegenstände, die dort definitiv nicht hineingehören, auch benutzte Spritzen von Junkies.
Während sich solche Zustände ohne ein Umdenken der Benutzer kaum abstellen lassen, will die Stadt bei der Vergabe der Arbeiten nach einer europaweiten Ausschreibung aber auf mehr Qualität achten. Die Gesamtkosten machen bei den Bewertungskriterien nur noch 35 Prozent aus, wichtiger wird die Qualität der Dienstleistung. So soll eine dauernde Präsenzpflicht eingeführt werden: Sogenannte Mindestreinigungszeiten sollen gewährleisten, dass die Reinigungskräfte nicht nur oberflächlich durchwischen. Dazu waren sie von ihren Arbeitgebern bislang dem Vernehmen nach oft gezwungen worden, um möglichst viele Räume putzen zu können.
Zum Zeitplan: Im März werden die Arbeiten ausgeschrieben, voraussichtlich im Juli vergeben. Vertragsbeginn wäre dann im August 2019. Der Beschluss im Verwaltungsausschuss des Gemeinderates fiel am Montagabend einstimmig, der Gemeinderat befindet darüber endgültig in seiner Sitzung am kommenden Montag.
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