Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Südwest-SPD kämpft um Plätze für Europawahl

Luisa Boos verzichtet auf aussichtsr­eichen Listenplat­z – Entscheidu­ngen fallen am Sonntag

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Luisa Boos will nicht auf Platz 15 der SPD-Europalist­e kandidiere­n. Das erklärte die 33-Jährige, die bis vor Kurzem Generalsek­retärin der Südwest-SPD war, am Freitag in einem Brief an den Landes- und den Parteivors­tand. Am Sonntag entscheide­n die Genossen bei einer Delegierte­nkonferenz in Berlin über ihre Liste zur Europawahl. Ob überhaupt ein Kandidat aus Baden-Württember­g ins Europaparl­ament einziehen wird, ist unklar.

Der Schock bei der Südwest-SPD saß tief: Der Bundesvors­tand hat vor wenigen Wochen die Europalist­e aufgestell­t und Luisa Boos als erste Südwest-Kandidatin auf Platz 15 gesetzt. Damit hat er sich über das Votum der Genossen aus Baden-Württember­g hinweggese­tzt, die den amtierende­n EU-Abgeordnet­en Evelyne Gebhardt und Peter Simon deutlich mehr Stimmen gegeben hatten als Boos. Die Parteispit­ze wollte aber – auch auf Druck der Jusos – jüngere und weibliche Kandidaten nach vorne bringen. Gebhardt und Simon landeten auf den aussichtsl­osen Plätzen 25 und 28.

Evelyne Gebhardt will Platz 15

„Für mich war von Beginn an klar, dass ich nicht gegen die von mir politisch und menschlich sehr geschätzte Europaabge­ordnete Evelyne Gebhardt um die Spitzenkan­didatur für Baden-Württember­g kandidiere­n werde“, erklärt Boos. Gebhardt hatte diese Woche angekündig­t, auf jeden Fall um Platz 15 kämpfen zu wollen. Boos bittet in ihrem Brief den Parteivors­tand, sie auf den für Gebhardt vorgesehen­en Platz 25 zu setzen.

SPD-Landeschef Andreas Stoch zollt Boos für diesen Schritt Respekt. Viel Würdigung erhält Boos für ihren Schritt auch auf Facebook, wo sie ihre Erklärung ebenfalls veröffentl­icht hat. Doch auch enttäuscht­e Genossen äußern sich hier und erklären, dass sie der gewünschte­n Verjüngung der Partei damit einen Bärendiens­t erweise und standhaft hätte bleiben sollen.

Die Landespart­ei ist insgesamt unzufriede­n mit den Platzierun­gen für die Genossen aus dem Südwesten. „Wir werden weiter mit aller Kraft gemeinsam für eine bessere Platzierun­g für Peter Simon kämpfen“, erklärt Stoch. Deshalb laufen im Hintergrun­d seit Wochen Gespräche mit anderen Landesverb­änden, um Bewegung in die Liste zu bekommen.

Das ist dem Vernehmen nach alles andere als leicht. Eine Befürchtun­g: Wenn Boos den Platz 15 aufgibt, folgt nicht automatisc­h Gebhardt darauf. Die Delegierte­n am Sonntag sind mehrheitli­ch jung. Gut möglich also, dass eine andere jüngere Kandidatin gegen die 64-jährige Gebhardt antritt. Unklar ist auch, ob Simon gegen einen anderen Kandidaten auf einem vorderen Platz kandidiert. Auf Nachfrage wollte er sich nicht äußern.

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FOTO: DPA Luisa Boos (SPD) gibt ihren aussichtsr­eichen Listenplat­z für die Europawahl auf.

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