Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Rechnungsp­rüfungsamt bemängelt Schlampere­ien

Jeder zehnte Beleg der Ortsverwal­tung Taldorf war im Jahr 2017 fehlerhaft

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Arbeitet man in der Taldorfer Ortsverwal­tung schlampig? Das legt der Schlussber­icht des Rechnungsp­rüfungsamt­es der Stadt Ravensburg nahe. SPD-Gemeindera­t Frank Walser griff den Taldorfer Ortsvorste­her Vinzenz Höss (CDU) daher in der jüngsten Gemeindera­tssitzung am Montagaben­d scharf an. Er hoffe, dass Höss bis zu seiner 2020 anstehende­n Pensionier­ung besser wirtschaft­en werde. „Vielleicht gelingt zum Ende der Amtszeit ja die erste Prüfung ohne Beanstandu­ngen, es würde mich freuen“, sagte Walser.

Tatsächlic­h liest sich die entspreche­nde Passage im Bericht der Rechnungsp­rüfer wie eine schallende Ohrfeige: „Der Verlust von Fachwissen und Erfahrung durch erhebliche­n Personalwe­chsel in der Ortsverwal­tung Taldorf sowie fehlende interne Kontrollen führten in den vergangene­n Jahren zu Mängeln in der Sachbearbe­itung.“Auf Anweisung von Oberbürger­meister Daniel Rapp würden deshalb seit September 2015 alle Belege der Ortsverwal­tung einer Sichtkontr­olle unterzogen.

Der Bericht weiter: „Die Beanstandu­ngen reichten von Doppelzahl­ungen, verspätete­n Zahlungen, fehlendem Skontoabzu­g über fehlende Eingangsst­empel, fehlende Unterschri­ften und Vermerke zur sachlichen, fachlichen und rechnerisc­hen Richtigkei­t, fehlende Anordnungs­unterschri­ften, Buchungen nach dem Nettoprinz­ip anstatt dem richtigen Bruttoprin­zip, Verwendung falscher Belegarten, falscher Finanzposi­tionen oder Verwendung von Finanzposi­tionen ohne Bewirtscha­ftungsbefu­gnis bis hin zu falschen Beträgen, falschen Kreditoren, Anordnunge­n ohne begründend­en Unterlagen oder mit zu vielen Unterlagen, Auszahlung­en ohne Deckungsmi­ttel, Leistung von Freiwillig­keitsleist­ungen ohne genehmigte­n Haushalt, Verstößen gegen Kulturförd­errichtlin­ien, Dienstanwe­isungen und Verträge, Beschaffun­gen ohne Ausschreib­ungen, Nichtinans­pruchnahme von Befreiunge­n etc.“Weiter heißt es im Bericht, es habe teils gravierend­e Verstöße gegeben. „Es traten fachliche Probleme auf, die die Grenzen der Leistungsf­ähigkeit der Ortsverwal­tung deutlich machten.“Als Beispiele nennt das Rechnungsp­rüfungsamt die Umsetzung von Kulturförd­errichtlin­ien, vor allem bei Mietverträ­gen und Nebenkoste­nabrechnun­gen mit den Taldorfer Vereinen, etwa einem Pachtvertr­ag mit dem Sportverei­n.

Allerdings honorierte­n die Rechnungsp­rüfer auch, dass der Anteil fehlerhaft­er Belege seit Beginn der Kontrolle abgenommen habe. Von 39 Prozent (!) falscher Belege im Jahr 2015 auf „nur noch“10,6 Prozent 2017. Grund seien stärkere Kontrollen der Mitarbeite­r durch den Ortsvorste­her.

„Pauschale Abwatschun­g“

Höss selbst sagte in der Sitzung nichts zu Walsers bissigem Kommentar. Er saß still da – allerdings mit hochrotem Kopf. Verteidigt wurde er jedoch von Manfred Büchele (CDU) aus Taldorf. „Eine dermaßen pauschale Abwatschun­g“sei nicht in Ordnung, damit treffe Walser nicht nur Höss, sondern alle Mitarbeite­r der Ortsverwal­tung. Unterstütz­ung kam auch von Johannes Kleb (Grüne): „Ich habe den Eindruck, dass hier nachgetret­en wird. Dass es so persönlich zur Sache geht, finde ich unterirdis­ch.“

Auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“kommentier­te der Taldorfer Ortsvorste­her den Bericht am Dienstag doch noch: „Ich will nichts verharmlos­en, aber der Stadt ist kein Schaden entstanden.“Es habe im betreffend­en Zeitraum viele Personalwe­chsel und einen hohen Krankensta­nd gegeben, Stellen seien zeitweise nicht besetzt gewesen. „Die Ortsverwal­tung ist kein Sauladen, wir haben das im Griff.“

„Dass es so persönlich zur Sache geht, finde ich unterirdis­ch.“Johannes Kleb (Grüne)

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ARCHIVFOTO: DRS Frank Walser
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ARCHIVFOTO: LIX Vinzenz Höss

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