Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wie es mit der Musikschule weitergeht
Planungsleistung wird ausgeschrieben – Baubeginn wahrscheinlich Mitte 2020
RAVENSBURG - Die Stadt Ravensburg sucht ein Architekturbüro, das den Umbau der Bauhütte am Holzmarkt zur Ravensburger Musikschule plant. Etwas Murren gab es im Gemeinderat am Montagabend nur von den Bürgern für Ravensburg. Sie bemängeln, dass sich das Vogthaus, in welches unter anderem die musikalische Früherziehung ausgelagert werden soll, akustisch nicht für diesen Zweck eignet. Daher enthielten sie sich beim Raumprogramm der Stimme, votierten ansonsten allerdings wie alle anderen Kommunalpolitiker für die Ausschreibung. Die „Schwäbische Zeitung“fasst heute noch einmal die wichtigsten Fragen und Antworten rund um das Thema zusammen.
Warum soll die Musikschule überhaupt aus ihrem jetzigen Gebäude heraus?
Die Villa Sterkel an der Friedhofstraße, in der die meisten Unterrichtsräume und die Verwaltung derzeit untergebracht sind, war einst als Wohnhaus konzipiert. Weder vom Schallschutz noch von der Barrierefreiheit und der Größe ist die Villa ideal für den Unterricht. Zudem ist die Bausubstanz marode. Um das Gebäude zu erhalten, wäre eine Generalsanierung notwendig. Da das Bürgerliche Brauhaus den benachbarten „Storchen“zu einem Tagungshotel mit 120 Zimmern umbauen und erweitern will, ist die Gelegenheit für die Stadt günstig, das Grundstück zu verkaufen. Zumal die Brauerei im Gegenzug darauf verzichten will, die Kultgaststätte Räuberhöhle in ein Stadthotel umzufunktionieren – wovor viele Ravensburger Kneipengänger Angst hatten.
Wie ist die Stadtverwaltung auf die Bauhütte und das Vogthaus gekommen?
Zum einen liegen beide zentral in der Innenstadt (Bauhütte) beziehungsweise für Eltern kleiner Kinder gut anfahrbar in der Unterstadt (Vogthaus). Die Bauhütte (sie heißt im Volksmund so, weil in dem denkmalgeschützten Gebäude viele Jahre lang der städtische Bauhof untergebracht war) steht leer, nachdem die Kämmerei ins alte Notariat umgezogen ist. Im Vogthaus ist momentan Ottokars Puppenkiste untergebracht, oben hat die Ravensburger Goethegesellschaft Räume belegt. In Zukunft soll dort auch unterrichtet werden, neben musikalischer Früherziehung zum Beispiel Blockflöte und Gitarre. Die jetzt bereits genutzten Räume in der Realschule (Wilhelmstraße 5 und 7) sollen für Schlagzeuger umgerüstet, also schallisoliert werden. Der Proberaum des Stadtorchesters dort soll weiter von der Musikschule genutzt werden. Insgesamt verdoppeln sich die Unterrichtsräume an den drei Standorten im Vergleich zu jetzt.
Was sagen die Betroffenen und die Politiker?
Musikschulleiter Harald Hepner ist froh über die Lösung, die Kommunalpolitiker mehrheitlich auch. Wobei die Bürger für Ravensburg sich auch einen Neubau hätten vorstellen können. Ungewissheit herrscht derzeit bei den Betreibern des Blumenladens und der Creperie am Grünen Turm, weil sie nicht wissen, wie es mit ihnen weitergeht. Die Stadtverwaltung will dort nämlich ein Café etablieren, um den nördlichen Eingang zur Innenstadt zu beleben. Der ursprüngliche Plan, zusätzlich eine öffentliche Toilette in die Bauhütte zu integrieren, wurde zwischenzeitlich aufgegeben. Auch Ottokar Seifert war zunächst unglücklich über die Pläne, weil er mit seinem Puppentheater schon mehrfach umziehen musste. Im Vogthaus fühlt sich der 74-Jährige jetzt wohl. Bis er der Musikschule weichen muss, werden aber noch einige Jahre vergehen, denn zunächst wird die Bauhütte umgebaut.
Wie lange dauert das alles?
Der ursprüngliche Zeitplan sah vor, dass die Musikschule schon 2020 in die Bauhütte ziehen könnte. Das klappt sicher nicht. Die Planungsleistungen sollen im April 2019 vergeben werden. Baubeginn wäre dann Mitte 2020, spätestens nach den Handwerkerferien. Bis April 2022 muss der Umzug der Musikschule von der Villa Sterkel in die Bauhütte vonstattengehen, sonst gibt es keine Mittel aus der Stadtsanierung. Das Vogthaus käme dann erst später an die Reihe.
Was kostet das alles?
Allein für den Umbau der Bauhütte sind 5,5 Millionen Euro eingeplant, die Stadt rechnet aber mit Zuschüssen von 2,8 Millionen Euro. Hinzu kommen 250 000 Euro für den Außenbereich. Was der Schallschutz im Schlagzeugraum der Realschule und die Einrichtung der Räume im Vogthaus kosten werden, steht noch nicht fest.