Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Man macht es sich zu leicht“
Zu den Berichten „Bodnegg entfernt Porträt von Nazi-Bürgermeister“vom 28. November und 5. Dezember:
„Zusatzvermerk zum Bild wäre besser gewesen“
Der Bericht über die spontane Entfernung eines Bürgermeister-Bildes im Bodnegger Sitzungssaal mit dem Großfoto der Bürgermeister-Galerie beschäftigt mich stark, denn er ließ in mir Zweifel an der Richtigkeit einer solchen „Amtshandlung“aufkommen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass nun in vielen Rathäusern die gleiche Nachforschung über die einstigen Amtsträger nach ihrer Vergangenheit mit entsprechenden Konsequenzen wie in Bodnegg erfolgt.
Offen gestanden hat mich beim Lesen des Berichts diese Bodnegger Aktion ein bisschen an Zeiten des „Bildersturms“erinnert, wie sie bereits aus altägyptischer Pharaonenzeit über die Glaubenskriege im Mittelalter bis in die Jetztzeit bekannt geworden sind. So wurde z.B. unlängst in Ravensburg die schöne Villa in der Seestraße wegen ihrer zeitweisen Benutzung durch die NSDAP im Zusammenhang mit der Auswahl des Rutenfestabzeichens geradezu verfemt und gab es vehement den Versuch, die Hindenburgstraße namentlich umändern zu lassen. Tagtäglich wird in allen Medien die geschichtliche „Aufarbeitung“vergangener Zeit – nicht nur die des „Tausendjährigen Reichs“- fast penetrant behandelt, wodurch meiner Meinung nach geradezu eine Aversion gegen entsteht und somit das Gegenteil des sicher gut gemeinten Vorhabens bei den Bürgern bewirkt wird. Ich jedenfalls meine, dass durch das Abhängen eines Bildes nicht bestimmte Zeiten der Vergangenheit ungeschehen gemacht werden können und man es sich mit solchen Aktionen etwas zu leicht macht. Es hätte also vollauf gereicht, als Zeichen des Unverständnisses für das menschenverachtende Verhalten des einstigen Bürgermeisters seinem Bild in der Galerie eine entsprechende Erklärung anzufügen. Ich plädiere deshalb für das Wiederanbringen des Bildes und einen entsprechenden Zusatzvermerk. Wolfgang Buchholz, Baindt
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