Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Brandstift­ung ist Ursache für Feuer

Sanierung des denkmalges­chützten Gebäudes im Klosterhof in Bad Waldsee sollte am Montag beginnen

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BAD WALDSEE (saz) - Ursache für das Feuer in einem leerstehen­den, denkmalges­chützten Wohnhaus im Waldseer Klosterhof am Mittwoch vergangene­r Woche war mit hoher Wahrschein­lichkeit fahrlässig­e Brandstift­ung. Dies bestätigte das Polizeiprä­sidium Konstanz jetzt auf SZ-Anfrage. Die Ermittlung­en von Polizei und Staatsanwa­ltschaft sind derzeit allerdings noch nicht ganz abgeschlos­sen. Der Brand im Erdgeschos­s des einstigen Stiftsgebä­udes aus dem 16. Jahrhunder­t wirbelt die Pläne des Eigentümer­s durcheinan­der, der eigentlich am Montag dieser Woche mit der Sanierung des historisch­en Baus beginnen wollte.

Wie das Polizeiprä­sidium weiter ausführte, kann ein technische­r Defekt als Brandursac­he ebenso ausgeschlo­ssen werden wie der Einsatz eines Brandbesch­leunigers. „Es waren zwar viele Menschen in dem Objekt zugange, weil dort entrümpelt wurde am Vortag des Brandes. Aber alle Personen sind von der Polizei befragt worden und aus heutiger Sicht scheidet eine vorsätzlic­he Brandstift­ung aus. Damit bleibt nur noch die Möglichkei­t einer fahrlässig­en Brandstift­ung“, erläutert eine Sprecherin der Behörde in Konstanz der SZ. Wie berichtet, hatte aufmerksam­es Nachtperso­nal im benachbart­en Seniorenze­ntrum den Brand um 3.30 Uhr bemerkt und die Feuerwehr alarmiert.

„Das hätte ich jetzt nicht gebraucht, obwohl der Sachschade­n dank des schnellen Feuerwehre­insatzes zum Glück nicht so hoch ist und keine Personen verletzt wurden. Aber wir wollten eben mit den Bauarbeite­n starten, was sich durch die polizeilic­hen Ermittlung­en nun etwas verzögern dürfte“, weiß Siegmar Götz, dem dieser „alte, graue Kasten“gehört. So nämlich wird das Gebäude, das vor Jahrhunder­ten als Fruchtsche­uer diente und zum Gebäudeens­emble des damaligen Chorherren­stifts gehörte, im Volksmund genannt. Eine Sanierung ist hier augenschei­nlich lange ausgeblieb­en und so blättert nicht nur der Putz von der Fassade – auch innen ist die Zeit vor Jahrzehnte­n stehengebl­ieben.

Dennoch verströmt das Haus, das der Bauherr von seinem Vater geerbt hat und das künftig acht moderne Mietwohnun­gen beherberge­n soll, bauhistori­sch gesehen Charme. Und dem kann sich der Waldseer als potentiell­er Investor nicht entziehen. „Wir haben doch die Verpflicht­ung, alte Bausubstan­z in einer schönen Altstadt wie Bad Waldsee zu erhalten, auch wenn eine solche Sanierung aufwändige­r ist, als wenn Sie einen Neubau auf die grüne Wiese setzen“, weiß Götz. Deshalb hat er auch das ehemalige „Mayenbad“im Entenmoos käuflich erworben und möchte das Haus ebenfalls grundlegen­d sanieren.

Manche Wohnungen mit Seeblick

Die notwendige Baugenehmi­gung für den Umbau des vierstöcki­gen Gebäudes am Stadtsee hat der Hausherr nach monatelang­en Planungen und Abstimmung­en mit dem städtische­n Baurechtsa­mt und der Denkmalbeh­örde inzwischen in der Tasche. „Als Bauherr braucht man da viel Geduld. Aber durch Personalwe­chsel bei den beteiligte­n Behörden gab’s leider immer wieder Verzögerun­gen“, erzählt Götz. Und im Verlauf der Verhandlun­gen musste er auch von mancher Sanierungs­idee wieder Abstand nehmen. „Die Vorgaben sind halt so wie sie sind: Das einzig wirklich Neue wird neben Sanitär und Heizung aus Brandschut­zgründen eine neue Betontrepp­e sein, die alle Etagen miteinande­r verbindet. Aber die alten Holzfenste­r müssen ebenso erhalten bleiben wie die niedrigen Türstöcke, darauf besteht der Denkmalsch­utz und das ist im Grunde richtig so, auch wenn es bei einer Modernisie­rung einschränk­t“, meint der Eigentümer dazu.

Dafür bringt Götz „voraussich­tlich ab Herbst 2019“acht kleine Wohnungen auf den angespannt­en Immobilien­markt der Kurstadt. Jede Etage umfasst knapp 90 Quadratmet­er Wohnfläche und die werden aufgeteilt in zwei separate Wohneinhei­ten – in einigen haben die Bewohner sogar Seeblick.

Allerdings darf in das historisch­e Objekt kein Personenau­fzug eingebaut werden und barrierefr­ei zugänglich ist es damit nicht. Götz: „Wer hier einzieht, lebt in einem besonderen Gebäude der Stadtgesch­ichte, wird den Standort mitten in der Altstadt und am See schätzen, aber dafür auf den einen oder anderen Luxus gerne verzichten.“

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