Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Stadtentwicklung: Bürger sprechen mit
Erste Gesprächsrunde gibt den Planern zahlreiche Wünsche und Vorschläge mit
WEINGARTEN - Soll Weingarten in den kommenden zehn bis 20 Jahren weiter wachsen, und, wenn ja, wie soll die Entwicklung laufen? Verwaltung und Gemeinderat haben zu diesen Fragen nicht nur externe Planer und Experten zurate gezogen, sondern auch immer wieder die heimische Bevölkerung um ihre Meinung gefragt. So auch am Dienstag in der Mensa des Schulzentrums.
Acht themenbezogene Grobentwürfe standen bei einem öffentlichen Bürgerforum zur Debatte. Es ging um die Bereiche Bauen und Wohnen, Handel und Gewerbe, Hochschulen, aber auch um die knifflige Frage nach Verkehr und Umwelt und darum, wie auf der kleinen Gemarkung widersprüchliche Interessen und übergeordnete Ziele miteinander in Einklang zu bringen sind.
Wegen der kleinen Gemarkung steht Weingarten stärker als die meisten anderen Kommunen unter Druck, was den großen Bedarf an zusätzlichen Wohnungen und Entwicklungsmöglichkeiten für ansässige Gewerbebetriebe betrifft. Das treibt die Grundstückspreise, aber auch die Mieten für vorhandene Wohnungen in die Höhe und sorgt damit auch für sozialen Zündstoff. Allerdings regte sich vereinzelt Widerspruch, als der Planer Rüdiger Kirsch, Inhaber eines Tübinger Ingenieurbüros, in seinem abschließenden Statement davon sprach, dass an der Notwendigkeit weiteren Wachstums kaum ein Zweifel bestehe. Hatten doch die Arbeitsgruppen ausschließlich darüber gesprochen, wie ein solches Wachstum so gelenkt und gestaltet werden kann, dass die Lebensqualität in der Stadt weiter steigt.
Entwicklungspotenzial im Westen
Mögliche noch nicht genutzte Entwicklungsflächen sehen die örtlichen wie die externen Planer vor allem westlich der vorhandenen Wohn- und Gewerbegebiete. Dazu müsste allerdings der Prozessionsweg des Blutritts weiter nach außen verlegt werden. Aber auch der Festplatz bleibt in diesen Überlegungen nicht unberührt. Neue Wohnhäuser und Gewerbeflächen könnte es ferner im Grenzbereich zu Baienfurt geben. Und wenn die Sportanlagen von der Burachhöhe in die Nähe des Stadions umsiedeln, wäre auch an der südöstlichen Stadtgrenze Platz für ein zusätzliches Wohngebiet. Großen Wert legten die beteiligten Bürger auf eine gute soziale Durchmischung künftiger Wohngebiete.
Grundsätzlich einig waren sich Planer und versammelte Bürger darin, dass sowohl in der Innenstadt als auch in älteren Wohngebieten Baulücken geschlossen und vorhandene Wohnhäuser erweitert werden sollten, um mehr Platz zu schaffen. Ältere Paare oder Einzelpersonen, die allein ein größeres Haus bewohnen, sollten die Möglichkeit haben, in ihrer Nähe altersgerechte Wohnungen zu beziehen. Dabei stellt sich auch die Frage einer gut funktionierenden Nahversorgung. Geschäfte für Dinge des täglichen Bedarfs, aber auch gesellige Treffpunkte haben die Planer ebenfalls im Blick. Über mögliche Standorte wurde dabei ebenso engagiert diskutiert wie über Fuß- und Radwegverbindungen.
Nahverkehr soll besser werden
Deutlich wurde bei der Zusammenfassung, dass sich viele Bürger einen besseren öffentlichen Nahverkehr wünschen und eine Aufwertung der BOB-Haltestelle. Das könnte auch die Hochschulen stärker an die Stadt anbinden und dazu beitragen, dass sich das studentische Leben nicht mehr allein auf das unmittelbare Umfeld der Hochschulen beschränkt. Von einem verbesserten Informationsaustausch versprechen sich die Studenten ferner, dass ihr kulturelles Angebot für die jüngere Generation auch außerhalb der Hochschulen wahrgenommen und genutzt wird.
Laut vernehmlich war zudem der Wunsch, die Innenstadt durch mehr Grün einladender auch für Touristen zu machen. Vorgeschlagen wurden in diesem Zusammenhang Themenpfade, damit Besucher zum längeren Verweilen verlockt sind.
Dies und vieles andere mehr soll nach den Plänen der Stadt in Expertenrunden einfließen und im kommenden Jahr in einen Masterplan münden, der 2019 öffentlich vorgestellt wird. Er wird Grundlage sein für die Fortschreibung des Flächennutzungsplans, zu dem auch ein Landschaftsrahmenplan gehört.