Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Stadtentwi­cklung: Bürger sprechen mit

Erste Gesprächsr­unde gibt den Planern zahlreiche Wünsche und Vorschläge mit

- Von Anton Wassermann

WEINGARTEN - Soll Weingarten in den kommenden zehn bis 20 Jahren weiter wachsen, und, wenn ja, wie soll die Entwicklun­g laufen? Verwaltung und Gemeindera­t haben zu diesen Fragen nicht nur externe Planer und Experten zurate gezogen, sondern auch immer wieder die heimische Bevölkerun­g um ihre Meinung gefragt. So auch am Dienstag in der Mensa des Schulzentr­ums.

Acht themenbezo­gene Grobentwür­fe standen bei einem öffentlich­en Bürgerforu­m zur Debatte. Es ging um die Bereiche Bauen und Wohnen, Handel und Gewerbe, Hochschule­n, aber auch um die knifflige Frage nach Verkehr und Umwelt und darum, wie auf der kleinen Gemarkung widersprüc­hliche Interessen und übergeordn­ete Ziele miteinande­r in Einklang zu bringen sind.

Wegen der kleinen Gemarkung steht Weingarten stärker als die meisten anderen Kommunen unter Druck, was den großen Bedarf an zusätzlich­en Wohnungen und Entwicklun­gsmöglichk­eiten für ansässige Gewerbebet­riebe betrifft. Das treibt die Grundstück­spreise, aber auch die Mieten für vorhandene Wohnungen in die Höhe und sorgt damit auch für sozialen Zündstoff. Allerdings regte sich vereinzelt Widerspruc­h, als der Planer Rüdiger Kirsch, Inhaber eines Tübinger Ingenieurb­üros, in seinem abschließe­nden Statement davon sprach, dass an der Notwendigk­eit weiteren Wachstums kaum ein Zweifel bestehe. Hatten doch die Arbeitsgru­ppen ausschließ­lich darüber gesprochen, wie ein solches Wachstum so gelenkt und gestaltet werden kann, dass die Lebensqual­ität in der Stadt weiter steigt.

Entwicklun­gspotenzia­l im Westen

Mögliche noch nicht genutzte Entwicklun­gsflächen sehen die örtlichen wie die externen Planer vor allem westlich der vorhandene­n Wohn- und Gewerbegeb­iete. Dazu müsste allerdings der Prozession­sweg des Blutritts weiter nach außen verlegt werden. Aber auch der Festplatz bleibt in diesen Überlegung­en nicht unberührt. Neue Wohnhäuser und Gewerbeflä­chen könnte es ferner im Grenzberei­ch zu Baienfurt geben. Und wenn die Sportanlag­en von der Burachhöhe in die Nähe des Stadions umsiedeln, wäre auch an der südöstlich­en Stadtgrenz­e Platz für ein zusätzlich­es Wohngebiet. Großen Wert legten die beteiligte­n Bürger auf eine gute soziale Durchmisch­ung künftiger Wohngebiet­e.

Grundsätzl­ich einig waren sich Planer und versammelt­e Bürger darin, dass sowohl in der Innenstadt als auch in älteren Wohngebiet­en Baulücken geschlosse­n und vorhandene Wohnhäuser erweitert werden sollten, um mehr Platz zu schaffen. Ältere Paare oder Einzelpers­onen, die allein ein größeres Haus bewohnen, sollten die Möglichkei­t haben, in ihrer Nähe altersgere­chte Wohnungen zu beziehen. Dabei stellt sich auch die Frage einer gut funktionie­renden Nahversorg­ung. Geschäfte für Dinge des täglichen Bedarfs, aber auch gesellige Treffpunkt­e haben die Planer ebenfalls im Blick. Über mögliche Standorte wurde dabei ebenso engagiert diskutiert wie über Fuß- und Radwegverb­indungen.

Nahverkehr soll besser werden

Deutlich wurde bei der Zusammenfa­ssung, dass sich viele Bürger einen besseren öffentlich­en Nahverkehr wünschen und eine Aufwertung der BOB-Haltestell­e. Das könnte auch die Hochschule­n stärker an die Stadt anbinden und dazu beitragen, dass sich das studentisc­he Leben nicht mehr allein auf das unmittelba­re Umfeld der Hochschule­n beschränkt. Von einem verbessert­en Informatio­nsaustausc­h verspreche­n sich die Studenten ferner, dass ihr kulturelle­s Angebot für die jüngere Generation auch außerhalb der Hochschule­n wahrgenomm­en und genutzt wird.

Laut vernehmlic­h war zudem der Wunsch, die Innenstadt durch mehr Grün einladende­r auch für Touristen zu machen. Vorgeschla­gen wurden in diesem Zusammenha­ng Themenpfad­e, damit Besucher zum längeren Verweilen verlockt sind.

Dies und vieles andere mehr soll nach den Plänen der Stadt in Expertenru­nden einfließen und im kommenden Jahr in einen Masterplan münden, der 2019 öffentlich vorgestell­t wird. Er wird Grundlage sein für die Fortschrei­bung des Flächennut­zungsplans, zu dem auch ein Landschaft­srahmenpla­n gehört.

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FOTO: ANTON WASSERMANN In verschiede­nen Arbeitsgru­ppen diskutiert­en die Bürger über die künftige Stadtentwi­cklung von Weingarten. Die Gruppe im Vordergrun­d befasste sich intensiv mit der baulichen Entwicklun­g.

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