Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Modelleisenbahn versus Handy & Co
Leutkircher Modellbahnfreunde stellen in der Festhalle aus – Interesse am Hobby sinkt
LEUTKIRCH - Fantasiewelten kreieren, Gleispläne entwickeln oder Miniaturhäuser zusammensetzen – unter anderem damit beschäftigen sich die Leutkircher Modellbahnfreunde jeden Dienstagabend. In Gruppen basteln die Mitglieder dann gemeinsam an ihren Eisenbahnlandschaften. Einige der Ergebnisse werden am kommenden Wochenende in der Festhalle präsentiert. Generell gibt es allerdings immer weniger, vor allem junge, Modellbahnfreunde. Die Gründe dafür sind vielseitig.
Dass eine Landschaft nach eigenen Vorstellungen entsteht und, dass mit viel Liebe zum Detail gemeinsam gebaut werden kann. Das sind zwei der Gründe, warum die Leutkircher Eisenbahnfans ihr Hobby lieben. Seit 1989 treffen sich einige der 25 Mitglieder wöchentlich, um ihrer Leidenschaft nachzugehen. Gebastelt wird in den „Vereinsräumen“im Untergeschoss eines Leutkircher Industriegebäudes an der Pommernstraße.
Dort befinden sich beim Besuch der „Schwäbischen Zeitung“am Dienstag mehrere kleine und große Miniaturmodelle mit idyllischen Berglandschaften auf relativ engem Raum. „Viele der Module sind aber schon für die Ausstellung in der Festhalle verpackt“sagt der Vereinsvorsitzende Jürgen Reiss.
Handy als Konkurrenz
Alle Jahre wieder dreht die Eisenbahn Runde um Runde unter dem Christbaum – für Modellbau-Romantiker das Sahnehäubchen für ein besonderes Weihnachtsfest. Doch heutzutage sucht man Mini-ICEs oder kleine Dampflokomotiven in den Wohnzimmern meistens vergeblich. Schuld daran ist unter anderem „das Handy“, sind sich die Leutkircher Modellbahnfreunde einig. Vor allem dadurch habe sich das Freizeitverhalten der jungen Menschen grundlegend geändert. Hinzu kommen Dinge wie Spielkonsolen, die der Eisenbahn-Branche den Rang ablaufen.
Ein weiteres Problem des Modellbaus beschreibt Ingo Bosch: „Die Teile sind nicht gerade billig.“Beispielhaft zeigt er eine MiniaturDampflokomotive, für die ein Käufer rund 600 Euro berappen müsste. „Das kann sich ein Vater für zwei Kinder nicht leisten. Das ist kein Kinderspielzeug mehr“, meint Bosch. Zwar gebe es auch billigere Modelle, die seien aber vor allem bei den Details – die im feiner würden – nicht mit teurerem Zubehör vergleichbar. Jürgen Reiss ist derweil traurig darüber, dass keine richtigen Dampflokomotiven mehr unterwegs sind. Auch dadurch verliere die jüngere Generation zu seinem Bedauern den Bezug zur Eisenbahn.
Apropos junge Generation: Die ist bei den Modellbahnfreunden eher spärlich vertreten. Bei der Altersgruppe der unter 30-Jährigen gebe es derzeit nur noch drei Mitglieder. Schwierigkeiten bereitet dem Verein auch die Raumsituation: „Wir müssen viel auf wenig Platz bewältigen“, sagt Reiss. Modellbahnen bräuchten eben eine große Fläche. Damit zunächst einmal die bisherige Miete gestemmt werden kann, hätten sich die Mitglieder vor Kurzem bereit erklärt, ihren monatlichen Vereinsbeitrag zu erhöhen. Um an weitere Einnahmen zu kommen, nehmen die Leutkircher Modellbahnfreunde mehrmals im Jahr an diversen Ausstellungen teil. So sei die Gruppe schon auf großen Messen in Dortmund, Köln oder Wien gewesen.
Klub aus Berlin stellt aus
Auch bei der Ausstellung der Modellbahnfreunde am kommenden Wochenende stellen befreundete Vereine ihre Anlagen aus. Mit dabei sei in diesem Jahr etwa ein Klub aus Berlin. Sowohl am Samstag als auch am Sonntag wollen die Eisenbahnfans in der Festhalle zeigen, was ihr Hobby alles zu bieten hat.
Dann bestehe für Besucher auch die Möglichkeit, selbst zu basteln oder verschiedene Züge durch die Landschaften zu steuern. „Vor allem kleinere Kinder sind oft begeistert“, meint Reiss. Die Hoffnung der Organisatoren ist, dass etwa 800 Besucher kommen. Anfang Januar organisieren die Modellbahnfreunde außerdem eine Börse in Urlau, bei der sämtliches Zubehör gekauft werden kann.
Die Ausstellung der Leutkircher Modellbahnfreunde findet am Samstag, 15. Dezember, (von 10 bis 17 Uhr) und am Sonntag, 16. Dezember (von 11 bis 17 Uhr) in der Festhalle statt. Für Kinder bis 14 Jahre ist der Eintritt kostenfrei. Erwachsene bezahlen fünf Euro, ermäßigte Personen vier Euro und Jugendliche bis 18 Jahre zwei Euro.