Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kurden bitten Assad um Hilfe

Syrische Armee bezieht Stellung bei der Stadt Manbidsch

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TUNIS/BEIRUT (dpa/AFP) - Auf Bitten kurdischer Milizen hat die syrische Armee Truppen in die Stadt Manbidsch an der Grenze zur Türkei verlegt. Angesichts eines drohenden Einmarsche­s der Türkei in Nordsyrien habe man die syrischen Regierungs­einheiten eingeladen, die Kontrolle über Gebiete um Manbidsch zu übernehmen, teilte das Generalkom­mando der Kurdenmili­z YPG mit. Die syrische Armee erklärte daraufhin, Regierungs­truppen seien in das Gebiet verlegt worden und hätten ihre Fahne in Manbidsch gehisst.

Die YPG hatten Manbidsch 2016 erobert und damals die Kämpfer der Dschihadis­tenmiliz „Islamische­r Staat“(IS) aus der Stadt vertrieben. Dabei waren sie von der internatio­nalen Anti-IS-Koalition unter Führung der USA mit Luftangrif­fen, Spezialkrä­ften und Waffen unterstütz­t worden. Nach dem von US-Präsident Donald Trump angekündig­ten Truppenabz­ug aus Syrien hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan eine Militäroff­ensive angekündig­t, um die YPG aus der Region zu vertreiben.

Im Camp Sheikhan, für das sich die Leserinnen und Leser der „Schwäbisch­en Zeitung“auch in diesem Jahr engagieren, ist seit 2016 der studierte Ingenieur Amer Abo verantwort­lich. 4800 jesidische Flüchtling­e leben im Camp Sheikhan, die allermeist­en von ihnen in Zelten.

Der 43-jährige Familienva­ter hat sich, wie sein Kollege Shero Smo im Camp Mam Rashan, für die Arbeit mit den Flüchtling­en entschiede­n – und gegen ein Engagement bei großen Firmen. Abo, der selbst Jeside ist, beobachtet, dass neben der Kälte und den trostlosen Behausunge­n vor allem die Perspektiv­losigkeit den Flüchtling­en zu schaffen macht. Obwohl der IS militärisc­h besiegt ist, gebe es derzeit kein Zurück ins Shingal-Gebirge.

Abo analysiert nüchtern, dass das Camp noch jahrelang Heimat sein wird, und hat in Zusammenar­beit mit den Partnern der Essener Flüchtling­sinitiativ­e und der „Schwäbisch­en Zeitung“genaue Vorstellun­gen über die weitere Entwicklun­g formuliert. So will er mit den Mitteln aus der Weihnachts­spendenakt­ion 2018 der „Schwäbisch­en Zeitung“im Camp Sheikhan vier genau definierte Projekte umsetzen: „Im Camp Mam Rashan habe ich den Spielplatz gesehen, auf dem die Kinder toben“, sagt er. „Hier fassen sie Vertrauen, lernen zu gewinnen und zu verlieren.“Die Baupläne liegen bereits vor, mit dem Bau kann begonnen werden. Weiter stehen auf dem „Wunschzett­el“zehn Ladenlokal­e: „Hier finden Familien Arbeit und Auskommen, ebenso wie in den drei weiteren Gewächshäu­sern, die wir aufstellen wollen“, erklärt Abo. Die therapeuti­sche Arbeit für schwer traumatisi­erte Kinder und Frauen werde fortgesetz­t. Bereits angekommen sind Stifte, Hefte, Bücher, Schultasch­en: „Zwei Schüler teilen sich ein Buch.“Aber auch hier kommt die Sprache auf die beißende Kälte: „Winterjack­en haben gutgetan.“(mö)

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Campleiter Amer Abo (links) und Thomas Shairzid von der Essener Flüchtling­sinitiativ­e im Camp Sheikhan.

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