Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Haushaltseinbringung verzögert sich
Umstellung von Kameralistik auf Doppik als Herausforderung – Auswirkungen auf die Stadt
WEINGARTEN - Die Einbringung des Haushaltsplans der Stadt Weingarten für das Jahr 2019 verschiebt sich und wird erst im Januar 2019 erfolgen. Zu groß seien die Herausforderungen rund um die Umstellung der Haushaltssystematik von Kammeralisitik auf Doppik gewesen, erklärte Kämmerer Daniel Gallasch im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. „Das ist ein viel größerer Aufwand. Das ist ein sehr harter Systemschnitt“, sagt er. Durch die Verzögerung könnten sich gerade kleine Projekte, wie beispielsweise Straßenausbesserungen oder Ähnliches, verspäten. Großprojekte, wie die Neuausrichtung des Schulstandortes, der Umbau der Promenade zu einem Kindergarten oder der Neubau des Feuerwehrgerätehauses, sollen davon aber nicht betroffen sein.
Daher gibt sich der Kämmerer auch sichtlich gelassen. Man befinde sich in guter Gesellschaft. Viele Kommunen hätten aktuell mit der Umstellung, die bis zum Haushaltsjahr 2020 erfolgen muss, zu kämpfen. Daher sei er froh, dass man noch ein Jahr Puffer habe und das System nicht auf den allerletzten Drücker umstelle. Der Aufwand bleibe aber natürlich der Gleiche, so Gallasch, der vor allem die IT als große Herausforderung ausgemacht hat. So musste die Software komplett neu eingepflegt werden. Eine Zahl unterstreicht dabei die Größenordnung: Auf etwa 4000 Konten wird der Haushalt fortan geplant. Diese mussten alle neu eingebucht werden.
Außerdem habe man sich rein inhaltlich doppelt abgesichert. Die Mittelanfrage an die verschiedenen städtischen Verwaltungsbereiche – dabei benennt jeder Verantwortliche, wie viel Geld sein Fachbereich beziehungsweise seine Abteilung im kommenden Jahr an finanziellen Mitteln brauchen wird – sei noch auf Grundlage der Kameralistik erfolgt. Gallaschs Team in der Kämmerei habe diese dann in das doppische System übertragen und zur Absicherung zurück in die Fachbereiche gegeben. Diese zusätzliche Schleife hat weitere Zeit gekostet und noch mehr Aufwand verursacht. Doch Gallasch war es wichtig, lieber etwas langsamer und dafür sorgfältiger zu arbeiten, als in der Hektik Fehler zu machen beziehungsweise diese zu übersehen. „Da geht Gründlichkeit vor Schnelligkeit“, sagt er.
Daher soll der Haushalt 2019 nun in der Gemeinderatssitzung am 28. Januar eingebracht werden. In der Sitzung am 25. Februar soll er dann beschlossen werden und dann an das Regierungspräsidium Tübingen (RP) gehen. Dort wird dann überprüft, ob der Haushaltsplan realistisch ist und das finanzielle Risiko nicht zu hoch ist. Und an dieser Stelle könnte Weingarten durch die Verspätung tatsächlich ein Nachteil entstehen. Schließlich arbeite das Regierungspräsidium die Haushaltspläne der jeweiligen Kommunen nach Eingang ab. Demnach könnte der Weingartener Haushalt sich relativ weit hinten anstellen müssen. Und das, obwohl das RP grundsätzlich schon etwa zwei Monate Bearbeitungszeit braucht. Bis zu einer Genehmigung wird es also sicherlich Frühjahr werden. Ohnehin dürfte es interessant sein, ob das Regierungspräsidium den Haushalt, bei den großen Investitionen und der damit verbundenen Neuverschuldung für die Neuausrichtung des Schulstandortes, ohne Auflagen durchwinkt.
Doch bleibt Gallasch auch bei diesem Aspekt gelassen. „In der Interimszeit läuft das Geschäft ganz normal weiter“, beruhigt er. Zwar könnte es bei einigen kleineren Projekten etwas Verzögerung geben. Das sei aber nicht so dramatisch. Und da in den ersten Monaten von 2019 ohnehin keine größeren neuen Projekte auf der Agenda stünden, sei auch das unproblematisch. „Die großen Bauprojekte kommen erst. Da sehe ich nicht das große Problem“, sagt er.