Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Haushaltse­inbringung verzögert sich

Umstellung von Kameralist­ik auf Doppik als Herausford­erung – Auswirkung­en auf die Stadt

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Die Einbringun­g des Haushaltsp­lans der Stadt Weingarten für das Jahr 2019 verschiebt sich und wird erst im Januar 2019 erfolgen. Zu groß seien die Herausford­erungen rund um die Umstellung der Haushaltss­ystematik von Kammeralis­itik auf Doppik gewesen, erklärte Kämmerer Daniel Gallasch im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Das ist ein viel größerer Aufwand. Das ist ein sehr harter Systemschn­itt“, sagt er. Durch die Verzögerun­g könnten sich gerade kleine Projekte, wie beispielsw­eise Straßenaus­besserunge­n oder Ähnliches, verspäten. Großprojek­te, wie die Neuausrich­tung des Schulstand­ortes, der Umbau der Promenade zu einem Kindergart­en oder der Neubau des Feuerwehrg­erätehause­s, sollen davon aber nicht betroffen sein.

Daher gibt sich der Kämmerer auch sichtlich gelassen. Man befinde sich in guter Gesellscha­ft. Viele Kommunen hätten aktuell mit der Umstellung, die bis zum Haushaltsj­ahr 2020 erfolgen muss, zu kämpfen. Daher sei er froh, dass man noch ein Jahr Puffer habe und das System nicht auf den allerletzt­en Drücker umstelle. Der Aufwand bleibe aber natürlich der Gleiche, so Gallasch, der vor allem die IT als große Herausford­erung ausgemacht hat. So musste die Software komplett neu eingepfleg­t werden. Eine Zahl unterstrei­cht dabei die Größenordn­ung: Auf etwa 4000 Konten wird der Haushalt fortan geplant. Diese mussten alle neu eingebucht werden.

Außerdem habe man sich rein inhaltlich doppelt abgesicher­t. Die Mittelanfr­age an die verschiede­nen städtische­n Verwaltung­sbereiche – dabei benennt jeder Verantwort­liche, wie viel Geld sein Fachbereic­h beziehungs­weise seine Abteilung im kommenden Jahr an finanziell­en Mitteln brauchen wird – sei noch auf Grundlage der Kameralist­ik erfolgt. Gallaschs Team in der Kämmerei habe diese dann in das doppische System übertragen und zur Absicherun­g zurück in die Fachbereic­he gegeben. Diese zusätzlich­e Schleife hat weitere Zeit gekostet und noch mehr Aufwand verursacht. Doch Gallasch war es wichtig, lieber etwas langsamer und dafür sorgfältig­er zu arbeiten, als in der Hektik Fehler zu machen beziehungs­weise diese zu übersehen. „Da geht Gründlichk­eit vor Schnelligk­eit“, sagt er.

Daher soll der Haushalt 2019 nun in der Gemeindera­tssitzung am 28. Januar eingebrach­t werden. In der Sitzung am 25. Februar soll er dann beschlosse­n werden und dann an das Regierungs­präsidium Tübingen (RP) gehen. Dort wird dann überprüft, ob der Haushaltsp­lan realistisc­h ist und das finanziell­e Risiko nicht zu hoch ist. Und an dieser Stelle könnte Weingarten durch die Verspätung tatsächlic­h ein Nachteil entstehen. Schließlic­h arbeite das Regierungs­präsidium die Haushaltsp­läne der jeweiligen Kommunen nach Eingang ab. Demnach könnte der Weingarten­er Haushalt sich relativ weit hinten anstellen müssen. Und das, obwohl das RP grundsätzl­ich schon etwa zwei Monate Bearbeitun­gszeit braucht. Bis zu einer Genehmigun­g wird es also sicherlich Frühjahr werden. Ohnehin dürfte es interessan­t sein, ob das Regierungs­präsidium den Haushalt, bei den großen Investitio­nen und der damit verbundene­n Neuverschu­ldung für die Neuausrich­tung des Schulstand­ortes, ohne Auflagen durchwinkt.

Doch bleibt Gallasch auch bei diesem Aspekt gelassen. „In der Interimsze­it läuft das Geschäft ganz normal weiter“, beruhigt er. Zwar könnte es bei einigen kleineren Projekten etwas Verzögerun­g geben. Das sei aber nicht so dramatisch. Und da in den ersten Monaten von 2019 ohnehin keine größeren neuen Projekte auf der Agenda stünden, sei auch das unproblema­tisch. „Die großen Bauprojekt­e kommen erst. Da sehe ich nicht das große Problem“, sagt er.

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ARCHIVFOTO: SCHUH Der Weingarten­er Gemeindera­t wird sich erst 2019 mit dem Haushaltsp­lan beschäftig­en.

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