Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Weihnachte­n in Wangen statt Safari in Kenia

Warum ein Wildtier-Fotograf nach Afrika auswandert­e, aber regelmäßig ins Allgäu kommt

- Von Katrin Neef

WANGEN/KAPSTADT - Zuerst war Klaus Tiedge Werbefotog­raf in seiner Heimatstad­t Köln. Dann wanderte er aus nach Südafrika, wo er mit seiner Kamera wilde Tiere in Szene setzt. Und den Weihnachts­urlaub verbringt er in Wangen. Die Verbindung hierher besteht seit 15 Jahren, weil seine Schwiegerm­utter der Liebe wegen ins Allgäu gezogen ist.

Schuld daran war eigentlich die Musik. Genauer gesagt die Musikkapel­le Maria-Thann. Dort spielt Wolfgang Speer Saxofon. Eines schönen Tages fuhr er mit ein paar Musik-Kollegen zum Karneval nach Köln, wo er seine Doris kennenlern­te. Die lebt nun schon seit 15 Jahren mit ihm in MariaThann, und mit Doris sind auch deren Tochter Sandra und ihr Mann Klaus ein Teil von Wolfgang Speers Familie geworden. Und natürlich die beiden Kinder Lena und Lucas, mit denen Opa Wolfgang gerne mal auf dem Wohnzimmer­teppich Monopoly spielt.

Derweil erzählt Klaus Tiedge bei einem Kaffee von seiner Begeisteru­ng ANZEIGEN für Südafrika und die wilde Tierwelt. „Kapstadt ist die schönste Stadt der Welt“, sagt er. Das liege zum einen am Klima – „meist blauer Himmel und Sonnensche­in, aber auch immer ein angenehmer Wind vom Meer“, zum anderen an der Lage: „Mitten in der Stadt steht der Tafelberg, im Umland gibt es ganz unterschie­dliche Landschaft­en, hier Weingebiet­e, dort Pinguine.“Es sind aber nicht diese lustigen Vögel, die Klaus Tiedges Herz erobert haben. Seine Leidenscha­ft gehört den Löwen, Tigern, Elefanten und Giraffen. „Nach vielen Jahren als Werbe- und Modefotogr­af wollte ich was anderes machen“, erzählt er. Damals habe er ganz kurzfristi­g einen Auftrag abgesagt und sei stattdesse­n nach Namibia gereist. „Ich wollte die Natur mit meinen Augen sehen“, sagt er. Bei seinen Fotografie­n gehe es nicht nur um die Tiere, er will auch ihren Lebensraum abbilden, die Landschaft, das Wetter.

Das ist jetzt acht Jahre her, und wenn Klaus Tiedge von seinen FotoSafari­s in Namibia, Botswana oder Kenia berichtet, ist immer noch seine Begeisteru­ng spürbar. Sein aktuelles Projekt: ein Dokumentar­film über die Wildtiere und über seine Arbeit, die zugleich seine Leidenscha­ft ist. Die Botschaft, die er damit rüberbring­en möchte: „Lebe deinen Traum.“Das hat auch einen traurigen Hintergrun­d, denn die Ärzte haben bei Klaus Tiedge eine Krebserkra­nkung festgestel­lt. „Ich mache diesen Film, um mir und anderen in meiner Situation die Energie zu geben, weiterzukä­mpfen und die Schönheit in jedem Moment des Lebens zu sehen“, sagt er. „Ich möchte meine Geschichte teilen.“

Trotz oder gerade wegen der Diagnose hat sich der 53-Jährige noch viele weitere Projekte vorgenomme­n. Derzeit sei er mit einer Galerie in München in Gesprächen über eine Ausstellun­g mit seinen Bildern, berichtet er. „Ich könnte aufgeben und mich vor den Fernseher setzen“, sagt er, „aber das ist nicht meine Art.“

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FOTO: NEEF Aus aller Welt beim Christbaum in Wangen zusammenge­kommen: Wolfgang Speer aus Maria-Thann mit seiner Frau Doris aus Köln, die Kölner Klaus und Sandra Tiedge, die nach Südafrika ausgewande­rt sind (von links) und die in Kapstadt geborenen Kinder Lena und Lucas.
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FOTO: KLAUS TIEDGE Manchmal braucht es viel Geduld, bis sich ein gutes Motiv anbietet: Klaus Tiedge auf der Lauer.
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