Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kein einmütiges Votum fürs Schulproje­kt

Fronreutes Gemeindera­t nimmt finanziell­e Folgen des Vorhabens in Blitzenreu­te in den Blick

- Von Christoph Stehle

FRONREUTE - Keinem Ratsmitgli­ed ist das Votum für ein Projekt über sechs Millionen Euro leichtgefa­llen. An der Aussprache beteiligte­n sich alle Gemeinderä­te, das abschließe­nde Votum war nicht einstimmig.

Beim Grundsatzb­eschluss stimmten elf Mitglieder dafür und vier dagegen, beim Beschluss über das Vorgehen bei der Turnhalle votierten nur neun dafür. Die Nein-Stimmen kamen vornehmlic­h, aber nicht nur, von der CDU.

Unzureiche­nd vom Staat unterstütz­t

Schulen sind Pflichtauf­gaben und der Staat wünscht Angebote über den Unterricht hinaus samt Mittagesse­n, und dafür soll der Anbau entstehen. Darin war man sich einig. Allerdings, so Jürgen Möhrle, sehen sich die Kommunen bei entspreche­nden Investitio­nen nur unzureiche­nd vom Staat unterstütz­t. Bürgermeis­ter Oliver Spieß unterstric­h dieses politische Anliegen mit dem Hinweis, dass bauliche Investitio­nen darüber hinaus durch immer mehr Vorschrift­en und üblich gewordene Sonderwüns­che weiter verteuert würden. Tragen müssten dies aber die Städte und Gemeinden, so der Vorsitzend­e der Freien Wähler im Kreistag.

Die Mehrheit der Ratsmitgli­eder betonte, dass die Höhe der Investitio­n und das Anschwelle­n der Schulden im Haushalt auf wohl elf Millionen Euro wahrlich einem Biss in einen sehr sauren Apfel gleichkäme­n.

Vor diesem Hintergrun­d lobte Berthold Denzler das Architektu­rbüro mlw für die Beratung bei der Entscheidu­ngsfindung, was die Ausarbeitu­ng unterschie­dlicher Alternativ­en samt Kostenkalk­ulation sehr erleichter­t habe. Über dieses Vorgehen fanden beispielsw­eise Florian Schmieder und Siegfried Bärenweile­r dann auch die für sie entscheide­nden Argumente, um nun doch für einen Neubau statt eine Sanierung der Turnhalle zu stimmen. Gerade weil die Kosten hoch sein werden, betonte Robert Scherrieb die Notwendigk­eit, beim Bau dann auch eine langfristi­g tragbare Lösung zu beschließe­n und keine schlechten Kompromiss­e einzugehen.

Jürgen Ams wies darauf hin, dass es besser und letztlich finanziell effektiver sei, das Projekt in einem Zug durchzuzie­hen. Ein Vorgehen in zwei Bauabschni­tten, was im Herbst erörtert worden war, hätte keine Vorteile gebracht. Hildegund Rist erinnerte an frühere kostspieli­ge Projekte wie die ebenfalls zunächst umstritten­e Biegenburg-Halle. Auch diese sei mit Blick auf den langfristi­gen Wert für mehrere Generation­en längst unumstritt­en. In seinem Beitrag bedauerte Hans Breuninger, dass die nun gewählte Variante mit der Verkleiner­ung der Turnhalle die Möglichkei­ten des SV Blitzenreu­te einschränk­e.

Sorge allerdings, dass die Investitio­n in Blitzenreu­te die schon vor Jahren auf den Weg gebrachten Planungen für die Schule in Fronhofen beeinträch­tigen könnten, äußerten Thomas Böse-Bloching und Gerhard Oelhaf. Derzeit gibt es hierfür noch keine Beschlüsse für das weitere Vorgehen. Meinrad Maurer äußerte sich kritisch über das Vorgehen beim Projekt und stellte fest, dass bei den ersten Aussprache­n vor zwei Jahren noch in keiner Weise absehbar gewesen wäre, dass man einmal über eine Investitio­n von sechs Millionen Euro abstimmen werde. So sei zunächst nur vorgesehen gewesen, eine bauliche Lösung für das Mittagesse­n zu finden, und nun sei man bei einer Komplett-Erweiterun­g des Schulstand­ortes angekommen. Mit Blick auf die Kosten riet auch Artur Kühny dringend an, während der Bauzeit noch Einsparung­en vorzunehme­n. Daniel Aust betonte, er sehe die Notwendigk­eit der Investitio­n für die Schule, wolle aber dennoch gegen das Projekt stimmen, um damit seiner Sorge um die finanziell­e Stabilität der Gemeinde Ausdruck zu verleihen. Kämmerer Patrick Kassner hält die Finanzieru­ng für leistbar, zumal die Kommune in den kommenden Jahren noch Spielräume für künftige Einsparung­en nutzen und auch weitere Einnahmen realisiere­n könne. Für Bürgermeis­ter Oliver Spieß ist wesentlich, dass der Schuldensu­mme reale Werte – also langfristi­g nutzbare Gebäude – gegenübers­tehen.

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