Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kein einmütiges Votum fürs Schulprojekt
Fronreutes Gemeinderat nimmt finanzielle Folgen des Vorhabens in Blitzenreute in den Blick
FRONREUTE - Keinem Ratsmitglied ist das Votum für ein Projekt über sechs Millionen Euro leichtgefallen. An der Aussprache beteiligten sich alle Gemeinderäte, das abschließende Votum war nicht einstimmig.
Beim Grundsatzbeschluss stimmten elf Mitglieder dafür und vier dagegen, beim Beschluss über das Vorgehen bei der Turnhalle votierten nur neun dafür. Die Nein-Stimmen kamen vornehmlich, aber nicht nur, von der CDU.
Unzureichend vom Staat unterstützt
Schulen sind Pflichtaufgaben und der Staat wünscht Angebote über den Unterricht hinaus samt Mittagessen, und dafür soll der Anbau entstehen. Darin war man sich einig. Allerdings, so Jürgen Möhrle, sehen sich die Kommunen bei entsprechenden Investitionen nur unzureichend vom Staat unterstützt. Bürgermeister Oliver Spieß unterstrich dieses politische Anliegen mit dem Hinweis, dass bauliche Investitionen darüber hinaus durch immer mehr Vorschriften und üblich gewordene Sonderwünsche weiter verteuert würden. Tragen müssten dies aber die Städte und Gemeinden, so der Vorsitzende der Freien Wähler im Kreistag.
Die Mehrheit der Ratsmitglieder betonte, dass die Höhe der Investition und das Anschwellen der Schulden im Haushalt auf wohl elf Millionen Euro wahrlich einem Biss in einen sehr sauren Apfel gleichkämen.
Vor diesem Hintergrund lobte Berthold Denzler das Architekturbüro mlw für die Beratung bei der Entscheidungsfindung, was die Ausarbeitung unterschiedlicher Alternativen samt Kostenkalkulation sehr erleichtert habe. Über dieses Vorgehen fanden beispielsweise Florian Schmieder und Siegfried Bärenweiler dann auch die für sie entscheidenden Argumente, um nun doch für einen Neubau statt eine Sanierung der Turnhalle zu stimmen. Gerade weil die Kosten hoch sein werden, betonte Robert Scherrieb die Notwendigkeit, beim Bau dann auch eine langfristig tragbare Lösung zu beschließen und keine schlechten Kompromisse einzugehen.
Jürgen Ams wies darauf hin, dass es besser und letztlich finanziell effektiver sei, das Projekt in einem Zug durchzuziehen. Ein Vorgehen in zwei Bauabschnitten, was im Herbst erörtert worden war, hätte keine Vorteile gebracht. Hildegund Rist erinnerte an frühere kostspielige Projekte wie die ebenfalls zunächst umstrittene Biegenburg-Halle. Auch diese sei mit Blick auf den langfristigen Wert für mehrere Generationen längst unumstritten. In seinem Beitrag bedauerte Hans Breuninger, dass die nun gewählte Variante mit der Verkleinerung der Turnhalle die Möglichkeiten des SV Blitzenreute einschränke.
Sorge allerdings, dass die Investition in Blitzenreute die schon vor Jahren auf den Weg gebrachten Planungen für die Schule in Fronhofen beeinträchtigen könnten, äußerten Thomas Böse-Bloching und Gerhard Oelhaf. Derzeit gibt es hierfür noch keine Beschlüsse für das weitere Vorgehen. Meinrad Maurer äußerte sich kritisch über das Vorgehen beim Projekt und stellte fest, dass bei den ersten Aussprachen vor zwei Jahren noch in keiner Weise absehbar gewesen wäre, dass man einmal über eine Investition von sechs Millionen Euro abstimmen werde. So sei zunächst nur vorgesehen gewesen, eine bauliche Lösung für das Mittagessen zu finden, und nun sei man bei einer Komplett-Erweiterung des Schulstandortes angekommen. Mit Blick auf die Kosten riet auch Artur Kühny dringend an, während der Bauzeit noch Einsparungen vorzunehmen. Daniel Aust betonte, er sehe die Notwendigkeit der Investition für die Schule, wolle aber dennoch gegen das Projekt stimmen, um damit seiner Sorge um die finanzielle Stabilität der Gemeinde Ausdruck zu verleihen. Kämmerer Patrick Kassner hält die Finanzierung für leistbar, zumal die Kommune in den kommenden Jahren noch Spielräume für künftige Einsparungen nutzen und auch weitere Einnahmen realisieren könne. Für Bürgermeister Oliver Spieß ist wesentlich, dass der Schuldensumme reale Werte – also langfristig nutzbare Gebäude – gegenüberstehen.