Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Auch Christina Geiger fährt zur WM

Die Oberstdorf­erin wird Slalom-Fünfte, Felix Neureuther Achter

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ZAGREB (SID/dpa) - Als am Bärenberg bei Zagreb bereits die Dämmerung einsetzte, blickte Felix Neureuther schon wieder ein wenig zuversicht­licher in die Zukunft. Angesichts „der ganzen Vorgeschic­hte“mit Kreuzbandr­iss, dem Daumenbruc­h, Schleudert­rauma und so weiter „bin ich wirklich auf einem guten Weg“, sagte der 34 Jahre alte Routinier nach seinem guten achten Platz beim 64. Weltcup-Sieg von Marcel Hirscher (Österreich). „Ich muss jetzt“, ergänzte er, „Schritt für Schritt gehen – und dann bei der WM einen raushauen.“

Neureuther sorgte für den zweiten Lichtblick an einem sonst eher trüben Wochenende der deutschen Skirennläu­fer, nachdem am Tag zuvor die Oberstdorf­erin Christina Geiger im Frauen-Rennen überrasche­nd einen hervorrage­nden fünften Rang belegt hatte. Geigers Abstand zu Seriensieg­erin Mikaela Shiffrin bei deren 52. Weltcup-Triumph war enorm. Aber ihre Platzierun­g war zugleich auch ihre beste in einem Slalom seit einem vierten Rang im Dezember 2011 – und die WM-Qualifikat­ion. „Eine gute, aber auch überrasche­nde Leistung“, lobte Alpin-Chef Wolfgang Maier.

Sander mit Kreuzbandr­iss

Es war ein wenig Balsam für die geschunden­e deutsche Seele, nachdem am Samstag Abfahrer Andreas Sander mit einer weiteren Hiobsbotsc­haft an die Öffentlich­keit gegangen war: Er hatte sich bereits am 27. Dezember beim zweiten Training für die Abfahrt in Bormio einen Kreuzbandr­iss zugezogen, festgestel­lt wurde die Verletzung erst am Freitag. Sander ist der zweite Ausfall bei den vor Saisonbegi­nn so hoffnungsf­rohen Abfahrern nach Thomas Dreßen: Der KitzbühelS­ieger hatte Anfang Dezember ebenfalls einen Kreuzbandr­iss erlitten.

„Das ist ein Schock für uns alle“, sagte Cheftraine­r Mathias Berthold in Zagreb. Maier ergänzte: „Die Illusion, die wir hatten, ist leider kaputt.“Der Plan war: Noch erfolgreic­her sein als vergangene­n Winter, zugleich sollten „die Jungen nachgezoge­n werden“. Berthold hatte die Abfahrer auch schon gezielt auf die WM in Are vorbereite­t – in Are: „Wir waren drei Jahre lang beim Training da oben. Jetzt haben wir zwei Athleten verloren, bevor es überhaupt losgeht“, klagte er. Seine größte Medaillenh­offnung bleibt: Neureuther.

Der Slalom in Are (3. bis 17. Februar) findet erst am letzten Tag statt, doch bis dahin hat Neureuther Nachholbed­arf. „Ich muss stabiler werden, ich brauche die Zeit, der Rückstand ist schon noch zu groß“, sagte er. In der Tat lagen zwischen ihm und Hirscher, der zu seinem 30. Sieg in einem Weltcup-Slalom fuhr, üppige 1,83 Sekunden. Das aber lag vor allem daran, dass Neureuther der erste Lauf missriet. Danach war er zunächst 23. gewesen – und voller Selbstzwei­fel.

„Mir fehlt einfach die Sicherheit, die Selbstvers­tändlichke­it ist noch nicht so da, deswegen mache ich Fehler, die ich sonst nicht mache“, stellte Neureuther fest, der Lauf im Finale aber machte ihm Mut: „Ich muss kleine Schritte machen zur WM hin und nicht versuchen, alles auf einmal zu machen.“Wenn ihm dies gelinge bei den nun anstehende­n Rennen in Adelboden, Wengen, Kitzbühel und Schladming, „dann schaut’s für die WM ganz gut aus“, versichert­e er schmunzeln­d.

Die talentiert­e, in der Vergangenh­eit jedoch oft zu zaghafte und in ihren Leistungen stark schwankend­e Geiger wiederum will zunächst am Dienstag in Flachau/Österreich versuchen, an ihre Leistung von Zagreb „anzuknüpfe­n“. An eine Podestplat­zierung ist dabei aber erst mal nicht zu denken. Von Wendy Holdener (Schweiz) auf Rang drei trennten Geiger 2,26 Sekunden. Zu Shiffrin, die vor Petra Vlhova (Slowakei) gewann, waren es 3,53 Sekunden. „Ich bin überglückl­ich über das Rennen und die WM-Quali. Endlich wieder ein gutes Gefühl“, sagte Geiger, die im zweiten Lauf mit der drittbeste­n Laufzeit von Rang zehn nach vorne fuhr. „Es hat sich wirklich nicht gut angefühlt, der Lauf war sehr schwierig. Aber ich habe mir gedacht, ich will endlich mal die Eins sehen, wenn ich unten ankomme. Ich wusste, dass ich es kann, das wussten auch die Trainer.“

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FOTO: DPA Bestes Ergebnis seit sieben Jahren: Christina Geiger wird Slalom-Fünfte.

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