Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Winterwetter extrem
Sturmflut in Hamburg, Lawinengefahr in Österreich – Weiterer Schnee angesagt
HAMBURG/MÜNCHEN (dpa) - Extremes Wetter hat Deutschland fest im Griff: Während vor allem im Süden das Schneetreiben kein Ende zu nehmen scheint, erlebt der Norden eine Sturmflut. Das Tief „Benjamin“brachte am Dienstag im Nordwesten Schauer mit sich. Teils anhaltende Schneefälle kamen im Erzgebirge, im Bayerischen Wald und in den Alpen nieder. Am heutigen Mittwoch soll es ab einer Höhe von 500 bis 700 Metern zeitweise schneien.
Hamburg erlebte am Dienstag die erste Sturmflut des Jahres. Die Elbe überflutete Teile des St.-Pauli-Fischmarkts. In Travemünde drückte der Wind eine Fähre gegen den Anleger. Das Schiff wurde am Rumpf durchlöchert. Ansonsten kippten in dem Sturm vereinzelt Bäume um.
Lage bleibt angespannt
Spitzenreiter bei den Windgeschwindigkeiten im Norden war bis zum Nachmittag die ostfriesische Insel Spiekeroog in Niedersachsen mit Orkanböen von 119 Stundenkilometern (12 Beaufort). Verletzte oder größere Schäden wurden in Norddeutschland zunächst allerdings nicht gemeldet. Die Deutsche Bahn schloss Auswirkungen des Sturmtiefs auf den Bahnverkehr nicht aus. Zunächst waren jedoch keine wetterbedingten Einschränkungen im bundesweiten Zugverkehr bekannt. Am wichtigen niederländischen Drehkreuz Amsterdam Schiphol strich die Fluggesellschaft KLM vorsorglich etwa 160 Flüge.
„Die Lage ist nach wie vor angespannt“, sagte am Dienstag eine Sprecherin des Landratsamts Miesbach in Bayern. Meteorologen hätten für die Region starken Sturm und erneuten Schneefall prognostiziert. „Das versetzt uns in Alarmbereitschaft.“Die Behörde rechne damit, dass weitere Bäume umstürzen werden. „Es sind nach wie vor zahlreiche Straßen gesperrt, und wir gehen davon aus, dass weitere dazu kommen werden.“In Bayerns Skigebieten sind zahlreiche Lifte und Pisten außer Betrieb. Auch im Schwarzwald und im Erzgebirge wird neuer Schnee erwartet. In Sachsen soll es auch im Tiefland schneien. Innerhalb von 48 Stunden könne es in höheren Lagen 40 bis 60 Zentimeter Neuschnee geben.
Touristengebiete betroffen
Die Wetterlage in den österreichischen Alpen hat sich durch neue Schneefälle weiter verschärft. In einigen Regionen der Steiermark gilt seit Dienstagabend die höchste Lawinenwarnstufe. Dies sei eine Vorsichtsmaßnahme angesichts der erwarteten Neuschneemenge von bis zu einem Meter, teilte der Einsatzstab mit. „Anordnungen der Behörden jetzt nicht zu befolgen, ist kein Kavaliersdelikt, sondern lebensgefährlich“, sagte der stellvertretende Landeschef Michael Schickhofer. Betroffen ist unter anderem die bei Touristen beliebte Region Dachstein. Im ganzen Land waren rund 100 Straßen wegen der Gefahr von Abgängen gesperrt.
In vielen Regionen der Alpenrepublik herrschte weiterhin die zweithöchste Lawinenwarnstufe. Experten in Tirol zeigten sich vorsichtig zuversichtlich. „Wir haben die Lage weiterhin voll im Griff und sind auf alle Eventualitäten vorbereitet“, erklärte der Leiter der Landeswarnzentrale, Marcel Innerkofler. Inzwischen bremst der permanente Flockenwirbel den Wintersport aus. Nach Angaben des Skiportals Skiresort.de sind aktuell 1700 Kilometer Piste gesperrt – 5150 Kilometer sind offen. Laut Portal sind 450 Skilifte geschlossen und 1700 geöffnet.
Viele Touristen, deren Orte bisher eingeschneit waren, konnten während einer kurzzeitigen Wetterberuhigung am Dienstag ihre weiße Falle verlassen. So wurde die Katschbergstraße zwischen Untertauern und Obertauern am Vormittag für Fahrzeuge mit Schneeketten oder Allradantrieb geöffnet.